Geschichte des kantonalen Amtes für Archäologie
Die Schaffung des Postens des Kantonsarchäologen im Jahre 1917 war der Vorschlag des Sekretärs der Kommission der Denkmalpflege Joseph Morand, welcher vom Präsidenten der Schweizerischen Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler Albert Naef unterstützt wurde.
Joseph Morand wird in der Folge der erste Kantonsarchäologe des Wallis und übernimmt neben der Zuständigkeit für die Archäologie und den Denkmalschutz die Leitung des archäologischen und numismatischen Museums. Im Laufe seiner Amtszeit, welche mit seinem Tod 1932 endete, vervielfachen sich die Interventionen der Dienststelle und lassen so die Bereiche der Archäologie und der Denkmalpflege aufleben. Nach seinem Tod wird eine Übergangslösung eingerichtet: Während beinahe einem Jahr sind verschiedene Mitglieder der Kommission der Denkmalpflege verantwortlich, bevor ein neuer Kantonsarchäologe ernannt wird. Pierre Courthion ist der zweite, welche die Funktionen dieses Postens wahrnimmt. Er erfüllt seine Pflichten in Teilzeit (50 %) und arbeitet an der Restrukturierung des archäologischen Museums, ohne diese beenden zu können.
Die Wirtschaftskrise der 30er Jahre führt eine Neuorganisation der Walliser Verwaltung herbei. Sie mündet unter anderem in der Abschaffung des weniger als zwei Jahrzehnte zuvor eingerichteten Postens des Kantonsarchäologen. Die mit dieser Zuständigkeit zusammenhängenden Funktionen werden nun zwischen dem Kantonsarchivar Dr. Leo Meyer und dem Kantonsarchitekten Karl Schmid aufgeteilt. Die Erweiterung in ihren Pflichtenheften, für welche nicht genügend Zeit zur Verfügung stand, ist einer der Gründe der Abnahme der Aktivitäten im Bereich der Walliser Archäologie. 1941 stellen der Kantonsarchivar und -bibliothekar André Donnet und der Kantonsarchitekt Karl Schmid die Notwenigkeit des Postens des Kantonarchäologen fest. Fast fünf Jahre später gründet Donnet das jährliche Bulletin der kulturellen Dienste des Staates mit dem Titel Vallesia. Er erleichtert so ab 1946 die Publikation historischer Arbeiten im Wallis. Die Dienststelle für die Erhaltung der Kunstdenkmäler ist zu beschäftigt, um die in Zusammenhang mit der Archäologie gegebenen Problematiken effizient zu lösen; dasselbe gilt für den Kantonsarchitekten und den Kantonsarchivar. Nicht zuletzt war die Organisation eines Dienstes um eine Kommission mit mehreren Mitgliedern nicht sehr effizient. Aus all diesen Gründen wird die erneute Einrichtung des Postens des Kantonsarchäologen innerhalb des Dienstes notwendig.
1958 wird der Professor François-Olivier Dubuis, welcher Latein, Griechisch, Französisch und Geschichte am Kollegium von Sitten unterrichtet, zum Sekretär der Kommission der Denkmalpflege ernannt. Die Bildungsinstitution befreit ihn von nur drei Unterrichtsstunden pro Woche, um diese Aufgabe zu erfüllen. Aber seine Ernennung genügt, um den Aktivitäten der Archäologie neuen Schwung zu verleihen. Die Kommunikation mit der Öffentlichkeit und die Sensibilisierung auf das archäologische Erbe führen zum Aufbau eines guten Kontaktes zwischen dem neuen Kantonsarchäologen, der Bevölkerung, dem Klerus und den Gemeindeverwaltungen. Davor erwies sich der Austausch zwischen Walliser Institutionen und den Privaten als relativ schwierig. Unter der Amtszeit von Dubuis werden zahlreiche Publikationen auf dem Gebiet der Archäologie veröffentlicht; und dies, obwohl sich letzterer auch um die seitens des Denkmalschutzes anfallenden Aufgaben kümmerte. Indessen ungefähr 10 Jahre nach Annahme des Postens des Kantonsarchäologen kann Dubuis seine Pflichten in Vollzeit erfüllen.
Eine Partnerschaft mit der Dienststelle für Hochbau wird unter dem Kantonsarchitekten Charles Zimmermann geschaffen. Es ist vorgesehen, dass sich der Kantonsarchäologe um die durch Ausgrabungen generierten, wissenschaftlichen Daten kümmert, während sich der Kantonsarchitekt den funktionellen und bürokratischen Aspekten annimmt. Doch die Überlastung an Arbeit im Zusammenhang mit dem Denkmalschutz führt zur Schaffung der Dienststelle für Historische Monumente und archäologische Untersuchungen. Sie wird unter die Führung von Dubuis gestellt, aber diese Massnahme erweist sich als unzureichend, da zu viele Funktionen in der gleichen Dienststelle zusammenfallen, als dass sie mit Effizienz zu erfüllen wären. Ausserdem veranlasst die Wiederaufnahme der archäologischen Ausgrabungen in Martinach Dubuis einen spezialisierten Posten zu schaffen, um die Erfüllung der Pflichten bezüglich dieser Ausgrabungen sicherzustellen. Erstmals zeichnet sich im Wallis eine Trennung zwischen archäologischer Feldarbeit und Denkmalschutz ab.
Der Kantonsarchäologe Dubuis geht 1986 in Pension und aus ökonomischen Gründen wird seine Dienststelle nach seinem Abgang reorganisiert. In der Folge schliesst sich die Dienststelle für Denkmalpflege und archäologische Untersuchungen mit der Dienststelle der Kantonsmuseen zusammen und mündet in der Schaffung der Dienststelle für Museen, historische Denkmäler und archäologische Untersuchungen. Sie wird vom Verfasser von «Die Kunstdenkmäler des Kantons Wallis» Walter Ruppen geleitet und ist in drei Ämter aufgeteilt: 1) die Kantonsmuseen, 2) die archäologischen Untersuchungen unter der Leitung von François Wiblé und 3) das Amt für Denkmalpflege. Die Trennung der archäologischen Feldarbeit und der Erhaltung historischer Monumente stellt dabei die grösste Neuerung dieser Restrukturierung dar. Wiblé wird somit 1987 der vierte Kantonsarchäologe des Wallis.
In Folge der Pension des Dienstchefs Walter Ruppen wird 1992 eine Übergangslösung in der Person von Antoine Lugon eingerichtet. Der Leitungsposten der Dienststelle für Museen, historische Denkmäler und archäologische Untersuchungen wird nie neubesetzt und die bedeutende Reorganisation von 1987 erweist sich nicht als ökonomischer als die vorangegangen. Eine neue Struktur wird also 1997 vorgeschlagen: Die Kantonsmuseen werden erneut unabhängig und eine Dienststelle des Departements für Bildung, welches später in Departement für Erziehung, Kultur und Sport umbenannt wird. Das Amt für archäologische Untersuchungen und das Amt für Denkmalpflege kommen zur Dienststelle für Hochbau des Departements für öffentliche Arbeiten, welches später Departement für Transport, Bau und Umwelt und heute Departement für Mobilität, Raumentwicklung und Umwelt genannt wird. Die Dienststelle für Hochbau wird in Dienststelle für Hochbau, Denkmalpflege und Archäologie umbenannt. François Wiblé übt die Funktion als Kantonsarchäologe bis zu seiner Pension im Jahre 2015 aus. Während seiner Amtszeit leitet er zahlreiche Ausgrabungen, wobei die Mehrheit in Martinach stattfinden und die grossen urbanistischen Achsen der römischen Stadt freilegen. Seit dem 1. November 2015 wird der Posten von Caroline Brunetti besetzt, welche somit die fünfte Kantonsarchäologin des Wallis ist.
Am 9. Mai 2019 hat der Staatsrat entschieden, die Dienststelle für Hochbau, Denkmalpflege und Archäologie in das Departement für Finanzen und Energie zu verschieben. Die Sektion Archäologie ist seit dem 1. Januar 2020 an die Dienststelle für Kultur angegliedert und Teil des Departements für Gesundheit, Soziales und Kultur. Dieser administrative Wechsel endet in der Schaffung des Kantonalen Amtes für Archäologie (KAA). Der Staatsrat unterstützt so die Aufwertung des Kulturerbes durch die Betonung der Synergien zwischen der Archäologie, den Kantonsmuseen und dem Kantonsarchiv.
Nach : Patrick Elsig, "L'Etat du Valais et la protection du patrimoine bâti", Vallesia, 53, 1998, p. 387-411.