Das Wallis, Bern und die Eidgenossen (13.–18. Jh.)
Seit dem Mittelalter unterhält das Wallis, dessen politische wie religiöse Macht in den Händen des Bischofs von Sitten lag, vergleichsweise regelmässige Beziehungen zu seinen verschiedenen Nachbarn. Angesichts der savoyischen Expansion ins Chablais und bis vor die Tore der Stadt Sitten im 13. Jahrhundert wandte sich das Wallis aus politischen wie militärischen und wirtschaftlichen Gründen entschieden Bern und den Eidgenossen zu.
Gerade für Bern stellte das Wallis aufgrund der Kontrolle der bedeutenden Alpenpässe, die wesentliche Durchgangsorte für den Handel zwischen dem Norden Europas und Italien waren, einen strategischen Partner dar.
Das erste Bündnis mit Bern geht auf 1252 zurück: Der Bischof von Sitten, Heinrich von Raron, traf ein Abkommen mit der Stadt Bern, durch das sich die beiden Parteien im Fall von Konflikten gegenseitige Hilfe zusicherten und Streitfälle zwischen Bewohnern der beiden Gebiete regelten. Weitere Verträge wurden vor allem ab dem 15. Jahrhundert geschlossen (1446, 1475).
Obwohl die Reformation eine deutliche Wende in den diplomatischen Beziehungen zwischen dem Wallis und den Schweizer Kantonen herbeiführte, da diese fortan auf die katholischen Orte ausgerichtet waren, bedeutete sie keinesfalls das Ende des Bündnisses mit Bern. Dieses wurde nämlich regelmässig erneuert (1602, 1618, 1643, 1681), und das Wallis pflegte während des gesamten Ancien Régime Beziehungen mit Verbündeten verschiedener Konfessionen.
Bündnisvertrag zwischen dem Bischof von Sitten, Heinrich I. von Raron, und der Stadt Bern
Leuk, 17.07.1252.
Das Abkommen garantiert gegenseitige Hilfe im Fall von Konflikten, regelt Streitfälle zwischen den Einwohnern der beiden Gebiete, die sich sofern möglich auf der Gemmi oder auf dem Sanetsch treffen mussten, um den Streit beizulegen. Der Text regelt ausserdem das Vorgehen bei Schulden der Berner und der Walliser sowie bei verlorenen Gegenständen auf den Gebieten der beiden Parteien.
Es handelt sich um das erste offizielle Dokument, das zwischen dem Wallis und einem künftigen Schweizer Kanton unterzeichnet wurde.
Informationen zum Dokument
Titel : Bündnisvertrag zwischen dem Bischof von Sitten, Heinrich I. von Raron, und der Stadt Bern
Datum : Leuk, 17.07.1252
Beschreibung : Pergament, ca. 20 x 18 cm, Hängesiegel des Bischofs von Sitten, rot, an Pergamentstreifen; lateinischer Text.
Signatur : Staatsarchiv des Kantons Bern, F. Wallis, 1252.
Bündnisvertrag zwischen dem Kanton Bern und dem Bischof von Sitten, Walter Supersaxo, dem Domkapitel und den Zenden
Leuk und Bern, 07.09.1475.
Im Kontext der Burgunderkriege und der Verschlechterung der Beziehungen zwischen dem Wallis und dem Herzogtum Savoyen gewährleistete dieser im wesentlichen militärische Vertrag gegenseitige Hilfe zwischen Bern und dem Wallis im Fall eines Konflikts mit Savoyen. Der Konflikt brach denn auch bald aus: Bern fiel im Oktober 1475 in die Waadt ein, während Supersaxo mit seinen Truppen und ihren verbündeten Eidgenossen Ende des Jahres das Unterwallis eroberte (Schlacht auf der Planta, 13. November 1475).
Informationen zum Dokument
Titel : Bündnisvertrag zwischen dem Kanton Bern und dem Bischof von Sitten, Walter Supersaxo, dem Domkapitel und den Zenden
Datum : Leuk und Bern, 07.09.1475
Beschreibung : Zwei Pergamente, mit Pergamentbändern aneinander befestigt, 75 x 52 und 40 x 25.5 cm, 10 Hängesiegel an Pergamentstreifen, ein Siegel ist abgefallen (Zenden Siders); deutscher Text.
Signatur : Staatsarchiv Wallis, AV 45/1.
Erneuerung des Bündnisses von 1475 zwischen dem Wallis und Bern
Bern, 31.05.1602.
Das Bündnis von 1475 wurde im Rahmen einer festlichen Feier erneuert. Der Dekan des Domkapitels Sitten, Abt von Saint-Maurice und spätere Bischof von Sitten, Adrian von Riedmatten, war zugegen sowie zahlreiche Abgeordnete jedes Zenden. Der Vertragsinhalt war identisch mit jenem von 1475.
Informationen zum Dokument
Titel : Erneuerung des Bündnisses von 1475 zwischen dem Wallis und Bern
Datum : Bern, 31.05.1602
Beschreibung : Pergament, 60 x 32 cm, Hängesiegel von Bern, an Kordeln, in einer Holzkapsel ohne Deckel; deutscher Text.
Signatur : Staatsarchiv Wallis, AV 44/1.