Glosse
Alle Jahre wieder
Jeden Herbst um die selbe Zeit flattern die Einladungen zur alljährlichen betrieblichen Weihnachtsfeier in die Mailbox. Dann kommen jeweils zwei Arten von Menschen zum Vorschein. Die einen, die sich wahnsinnig auf diesen Abend freuen und bereits ihren Rentierpullover aus der Versenkung holen und jene, die sich in Windeseile eine Ausrede einfallen lassen, um auf gar keinen Fall daran teilnehmen zu müssen. Für diesen zweiten Typ ist alleine die Vorstellung, einen ganzen Abend neben dem schweigsamen, wenn nicht gar langweiligen Kollegen sitzen zu müssen, der blanke Horror. Oder noch schlimmer, neben der Quasselstrippe, deren Klatsch und Tratsch sich schneller verbreitet als Grippeviren.
Dabei kann so eine Feier doch ganz nett sein. Nicht nur darf man sich auf Firmenkosten den Bauch mit allerlei Köstlichkeiten vollschlagen und das Potenzial der Leber voll ausschöpfen. Es bietet sich ausserdem auch die seltene Chance, seine Arbeitskollegen von einer ganz anderen Seite kennenzulernen. Vielleicht bietet einem der Chef sogar das Du an.
Das Jahr ist so gut wie zu Ende und die Feiertage sind greifbar nahe. Entsprechend ist die Stimmung gelöst, alle zeigen sich von ihrer lockeren Seite. In diesem feierlichen Rahmen entsteht sozusagen ein Ausnahmezustand und die Hierarchien werden zunehmend flacher. So kann es vorkommen, dass der sonst eher schüchterne Mitarbeiter aus der Buchhaltung mit der feschen Praktikantin vom Empfang eine Polka aufs Parkett legt oder sich die Vorgesetzte beim Karaoke-Duett mit einem Kollegen als wahres Goldkehlchen entpuppt. Und dann gibt es da noch die - nein nicht Schnäppchen-, sondern Fettnäpfchenjäger - die unfreiwillig in jede peinliche Situation schlittern.
Sie sehen, es wäre schade, sich dieses Potpourri aus amüsanten Geschichten entgehen zu lassen. Zumal es Sie überdies gut aussehen lässt, wenn Sie sich an der Feier blicken lassen. Damit zeigen Sie Ihren Arbeitskolleginnen und -kollegen sowie der Chefetage nicht nur, dass Ihnen ein guter Zusammenhalt im Team wichtig ist, sondern auch, dass Sie deren Grosszügigkeit zu schätzen wissen.
Indem man also zusammen feiert, kreiert man ein gemeinsames Erlebnis, über das man noch lange sprechen kann. Wobei - wie war das noch gleich? Was auf der Weihnachtsfeier passiert, bleibt auf der Weihnachtsfeier.