ReportageEidgenössische Wahlen – Ein Blick hinter die Kulissen

Medienzentrum – Espace Porte de Conthey, Sitten

Noch herrscht an diesem Vormittag der eidgenössischen Wahlen im Medienzentrum im Espace Porte de Conthey im Erdgeschoss des Regierungsgebäudes in Sitten Ruhe. Hier und dort installieren ein paar Techniker Kabel, Kameras und Mikrophone. Nicht mehr lange wird es dauern, bis in den Räumlichkeiten Leben einkehrt. Der 20. Oktober ist schweizweit nämlich nicht nur für Politikerinnen und Politiker ein bedeutsamer Tag, sondern auch für Medienschaffende. Fernseh- und Radiostationen sowie die Presse berichten multimedial live und direkt vom Wahlsonntag.

 

 

Die Berichterstattungen umfassen Analysen, Hochrechnungen, Reaktionen und Resultate - es verspricht ein langer, aber durchaus interessanter Tag zu werden. Denn viele Fragen stehen im Raum. Welchen Kandidaten gelingt der Sprung ins Bundeshaus? Welche Partei schwingt obenaus? Wird es bei der Ständeratswahl einen zweiten Wahlgang geben? Die Ausgangslage ist spannend. Nicht weniger als 236 Kandidatinnen und Kandidaten gehen im Kanton Wallis für den Nationalrat und acht für den Ständerat an den Start.

 

Der Zeiger auf der Uhr rückt indes gegen 12 Uhr. Die ersten Medienschaffenden treffen ein. Das Medienzentrum ist nun ab sofort bis zum Ende des Wahltags, das erst spätabends zu erwarten ist, die zentrale Drehscheibe für alle Akteure dieses Tages. Geduldig wartet auch Samuel Bonvin auf die ersten Gäste. Der Kommunikationsverantwortliche der Informations- und Kommunikationseinheit der Staatskanzlei IVS fungiert heute als Orientierungshilfe und Ansprechpartner bei Fragen oder eventuellen Problemen. Seine Vorbereitungen für diesen Tag begannen bereits im Juni. «Der Kanton Wallis verfügt seit 2012 über ein Medienzentrum, das im Oktober 2015 erstmals für die National- und Ständeratswahlen genutzt wurde.

 

 

 

 

 

Es galt erst einmal abzuklären, ob die Medienschaffenden auch dieses Mal wieder von den Infrastrukturen Gebrauch machen wollten», erklärt Bonvin. Dies sei auch in diesem Jahr wieder der Fall gewesen. So hätten die Räumlichkeiten im Espace Porte de Conthey mit Hilfe von externen Partnern entsprechend gerüstet werden müssen. «Den Medienschaffenden stehen in den einzelnen Räumen nun Arbeitsplätze mit festen Internetanschlüssen zur Verfügung. Über WiFi können sie die Wahlresultate auch via Notebook oder Tablet mitverfolgen. Diese werden zudem auf Grossbildschirmen angezeigt.»

 

Bereits im Vorfeld hat Samuel Bonvin abgeklärt, wo die Parteien ihren Stammtisch einrichten werden. «Für gewöhnlich sind die Stammlokale in nächster Umgebung rund um das Medienzentrum, was das Zusammenspiel zwischen Medien und Politikern nochmals erleichtert, da sich diese hier umgehend für Interviews einfinden können.» Doch nicht nur um das Medienzentrum musste sich gesorgt werden. Im August, sobald die angesetzten Fristen zur Hinterlegung der Listen sowie der Listen- und Unterlistenverbindungen abgelaufen waren, hat der Informationsdienst gemeinsam mit der Dienststelle für innere und kommunale Angelegenheiten entsprechende Medienmitteilungen ausgearbeitet und anschliessend veröffentlicht.

 

 

Die Stammlokale der Parteien sind für gewöhnlich in nächster Umgebung rund um das Medienzentrum.

 

 

 

Samuel Bonvin ist nicht das einzige Teammitglied der Information, das heute anwesend ist. Insgesamt sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, dass alles reibungslos abläuft. Eine Mitarbeiterin versendet im Halbstundentakt Zwischenresultate per Mail an Medien und politische Gruppierungen. Eine weitere dokumentiert das Geschehen mit ihrem Fotoapparat und lädt die Bilder fortlaufend in eine Fotogalerie auf der Webseite des Kantons hoch. Ein anderer Mitarbeiter behält die Technik im Auge. Auch um die Verpflegung der Journalisten kümmern sich die Mitarbeiter. Zur Verfügung stehen Wasser, Kaffee, Äpfel und Sandwiches, die, je länger der Tag voranschreitet, zunehmend eine hohe Nachfrage geniessen.

 

 

Dienststelle für innere und kommunale Angelegenheiten, Sitten

Zur etwa gleichen Zeit am anderen Ende der Place de la Planta in Sitten bei der Dienststelle für innere und kommunale Angelegenheiten. Es herrscht eine entspannte, aber dennoch professionelle Stimmung. Besonders zwei Aspekte stehen für die fünf anwesenden Mitarbeiter, die bereits seit 10.30 Uhr im Büro sind, im Vordergrund. «Einerseits geht es darum, die Fragen der Gemeinden, die hauptsächlich die Stimmenauszählung betreffen, zu beantworten.

 

 

Andererseits gilt es bei der Wahl des Ständerates zu überprüfen, ob die durch eine spezifische Anwendung übermittelten Zahlen mit denen im offiziellen Protokoll übereinstimmen», verrät der Adjunkt der Dienststelle Pierre Jacquod. Denn die Ergebnisse der Wahl des Ständerates müssen im Hinblick auf den sehr wahrscheinlichen zweiten Wahlgang, der in zwei Wochen stattfinden würde, feststehen und unverzüglich veröffentlicht werden.

 

Für die für die Wahlresultate zuständige Dienststelle ist der Wahlsonntag aber nur der Höhepunkt eines Prozesses, der bereits diesen Februar begann. «Vor dem Wahltag ist es zunächst notwendig, den administrativen Ablauf der Wahlen zu planen. Dazu müssen die Statuten, die diese Wahlen im Detail regeln, vorbereitet und dem Staatsrat vorgelegt werden», führt Jacquod weiter aus.

 

 

 

 

 

«Anschliessend müssen wir unter anderem Parteien sowie politische Gruppierungen über die Einreichung der Listen sowie Gemeinden über die Organisation der Wahl informieren. Und auch die offiziellen Formulare zur Einreichung der Listen und die Wahlzettel müssen vorbereitet werden. Es stellen sich zudem viele logistische Fragen. Etwa zum Druck der Stimmzettel, der Informationsbroschüre oder der Auszählungsformulare.» Dann würden die Mitarbeiter auch Fragen von Parteien und Gemeinden beantworten, Informationen im Amtsblatt veröffentlichen, die Stimmauszählung der Auslandschweizer regeln und IT-Fragen mit dem Systementwickler der Anwendung  klären.

«Die Wahlen sind eine Teamleistung. Mehrere Partner sind in den Prozess eingebunden», weiss Jacquod. Die Wichtigkeit einer genauen Planung zeige sich immer wieder. «Wir schliessen unsere Partner rechtzeitig in das Geschehen ein. Zum Beispiel das Ökonomat, das alle logistischen Anliegen im Zusammenhang mit dem Stimmmaterial verwaltet oder das Atelier St-Hubert, das das Stimmmaterial an die Auslandschweizer und die Auszählungsunterlagen an die Gemeinden versendet, die Gemeinde Sitten, welche die Stimmen der Auslandschweizer zählt oder die Druckereien, die für den Druck der Wahlbüchlein zuständig sind.»

 

 

Gleich ist es 14 Uhr. Sämtliche Gemeinden haben in der Zwischenzeit ihre Resultate für die Ständeratswahl im System eingespeist. Nun steht definitiv fest, dass es am 3. November einen zweiten Wahlgang geben wird. Denn keiner der Kandidaten hat das absolute Mehr geschafft.

Zeit für einen kleinen Unterbruch. Ein Lieferdienst bringt ein paar bestellte Pizzas vorbei. Die Mitarbeiter der Dienststelle gönnen sich abwechselnd eine kurze Mittagspause.

 

Kantonale Dienststelle für Informatik, Sitten

Die Stimmung ist trotz der Herausforderungen auch bei der Dienststelle für Informatik locker. Die zehn anwesenden Mitarbeiter der dritten in die Wahlen implizierten Dienststelle sind ebenfalls bereits seit 10.30 Uhr vor Ort. Sie kümmern sich vor allem um ein reibungsloses Funktionieren der Wahlsoftware und stellen zudem sicher, dass alle für die ordnungsgemässe Durchführung der Wahlen erforderlichen IT-Services einsatzbereit sind. Dazu gehört eine einwandfreie Verfügbarkeit der Benutzer-PCs, der Telefonie, des Internetzugangs und der verschiedenen Server. Es sind Mitarbeiter aus allen Fachbereichen, die dort aktiv die Systeme überwachen. Andere zusätzliche Personen stehen auf Abruf zur Verfügung, um sich bei Problemen einzuschalten.

 

 

 

Wie bei den anderen in die Wahlen eingebundenen Dienststellen begannen die Vorbereitungen auch bei den Informatikern sehr früh. «Wir mussten bereits im Vorfeld sicherstellen, dass die Anwendung zu 100 Prozent verfügbar ist», erläutert Jean-Marie Michelet, Verantwortlicher des Bereichs Infrastruktur bei der kantonalen Dienststelle für Informatik.

 

 

«Durch die Wahlanwendung werden die Ergebnisse jeder Gemeinde aufgezeichnet, entweder direkt über das Webinterface oder über die Software der Gemeinden, die Berechnungen vor der Übermittlung durchführt. Die Ergebnisse werden dann auf der offiziellen Webseite des Staates veröffentlicht und können auch über die Smartphone-Anwendung InfoVS eingesehen werden. Da wir unsere Infrastruktur ständig verbessern, prüfen wir vor jeder Wahl, ob die verschiedenen Systeme die Belastung, die ihnen auferlegt wird, bewältigen können. Dazu führen wir mit Hilfe eines auf diesem Gebiet spezialisierten externen Unternehmens sogenannte Lasttests durch, also Simulationen der Benutzerzugriffe am Wahlsonntag.»

Insgesamt ist die Atmosphäre angenehm, denn die vielen präventiven Massnahmen vor den Wahlen scheinen den Mitarbeitern eine zusätzliche Sicherheit gegeben zu haben. Dennoch liegt eine gewisse Spannung in der Luft, da sich jeder um die Wichtigkeit einer schnellen und reibungslosen Lieferung der Resultate bewusst zu sein scheint. So lösen sie sich gegenseitig selbst für kurze Essenspausen ab, damit ein schnelles Eingreifen bei Problemen stets gewährleistet bleibt.

Dienststelle für innere und kommunale Angelegenheiten, Sitten

Gegen Abend wird es ruhig bei der Dienststelle für innere und kommunale Angelegenheiten. Draussen ist es bereits dunkel. Gegen den kleinen Hunger haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein kleines Walliser Pick-Nick organisiert. Es ist kurz nach 20 Uhr. Die letzten Resultate treffen ein. Probleme gab es den ganzen Tag über keine zu verzeichnen. Angesichts der Rekordzahl an Listen und Kandidaturen, die in diesem Jahr eingereicht wurden, ist das früher als erwartete Eintreffen der letzten Resultate gemäss Pierre Jacquod eine sehr gute Nachricht. «Die Arbeit der Gemeinden ist zu loben, da sich diese sorgfältig und strikte an die Erfüllung ihrer Verpflichtungen gehalten haben. Der Erfolg hängt nämlich vom Engagement, den Fähigkeiten und dem Verantwortungsbewusstsein aller an der Organisation der Wahlen direkt oder indirekt Beteiligten ab.»

 

Das Team muss die Ergebnisse nun nach Bern übermitteln, im Amtsblatt veröffentlichen und den zweiten Wahlgang der Ständeratswahlen vorbereiten. Und sobald alles abgeschlossen ist, muss bereits an die Kommunalwahlen nächsten Herbst gedacht werden. Denn nach den Wahlen ist bekanntlich vor den Wahlen.

 

Die Arbeit der Gemeinden ist zu loben, da sich diese sorgfältig und strikte an die Erfüllung ihrer Verpflichtungen gehalten haben.

 

Kantonale Dienststelle für Informatik, Sitten

Das Ende des Wahlsonntags rückt auch bei der Dienststelle für Informatik immer näher. Es fehlt noch eine Gemeinde, dann stehen die acht Nationalratskandidaten, die uns in Bundesbern vertreten werden, fest. Der Chef der kantonalen Dienststelle für Informatik Claude-Alain Berclaz blickt positiv auf den Tag zurück. «Trotz der erheblichen Belastung der Infrastruktur gab es heute keine nennenswerten Probleme. Es traten lediglich einige kleinere Störungen auf, die aber von unseren Mitarbeitern dank ihrer raschen Reaktionsfähigkeit jeweils sehr schnell behoben werden konnten.» Dennoch steht in den kommenden Tagen noch ein Debriefing an, an dem die Mitarbeiter den Wahlsonntag analysieren, um den ganzen Prozess künftig gegebenenfalls noch zu verbessern. Bis dahin heisst es aber erst einmal Feierabend. Gegen 20.30 Uhr ist bei der Dienststelle für Informatik für heute Schluss.

Medienzentrum – Espace Porte de Conthey, Sitten

Jubelnde Kandidaten, die den Sprung nach Bern geschafft haben. Enttäuschte Gesichter von sichtlich bewegten Kandidaten, für die es nicht, oder nicht mehr gereicht hat. Seit die letzten Resultate veröffentlicht wurden, geht es im Medienzentrum rund. Die Emotionen brodeln, die Journalisten arbeiten auf Hochtouren. Hauen wild in die Tasten, telefonieren, machen Notizen, versuchen, ihre Interviewpartner im Gedränge für ein kurzes Statement zu erwischen. Ab und an helfen die Mitarbeiter der Information, Gesuchte und Suchende zusammenzuführen.

 

 

So geht es noch bis kurz nach 21 Uhr. Dann, sobald die letzten Interviews im Kasten sind, verräumen die Journalisten nach und nach ihre Ausrüstungen und verabschieden sich. Sofort macht sich das Team des Informationsdienstes an die Arbeit und packt fleissig an. Rollt Kabel auf, rückt Stühle und Tische wieder an ihren ursprünglichen Platz, damit die Räumlichkeiten so rasch wie möglich wieder weitervergeben werden können. Sei es für Sitzungen, Medienkonferenzen oder Ziviltrauungen.

 

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