Glosse

Manche mögen’s heiss

Letzten Sommer hatte die Hitzewelle die Schweiz fest im Griff. Vom drittwärmsten Sommer seit Messbeginn war die Rede. Die Folgen für die Natur waren unter anderem Wasserknappheit, Ernteausfall und erhöhte Waldbrandgefahr. Die Folgen für den Menschen waren nicht minder verheerend. Ich spreche nicht nur von geschwollenen Füssen und Schweissausbrüchen. Wie eine Harvard-Studie zeigte, leidet auch unser Gehirn unter zu hohen Temperaturen. Der Kopf arbeitet langsamer, die Leistungsfähigkeit lässt nach. Medien titelten sogar «Hitze macht dumm».

Nun zeigt aber eine kürzlich veröffentlichte Studie, dass dies wohl nicht auf beide Geschlechter zutrifft. Frauen sind dem Ergebnis nach offensichtlich am produktivsten, wenn es im Büro so richtig heiss ist. Die Testpersonen mussten für die Studie bei unterschiedlichen Raumtemperaturen eine Reihe von Aufgaben lösen. Schenkt man den Resultaten Glauben, erzielten die Frauen die besten Leistungen bei Raumtemperaturen von 30 bis 33 Grad, Männer hingegen wurden bei steigenden Temperaturen zunehmend unproduktiver. Diese liefen bei Temperaturen unter 20 Grad zur Bestform auf.

Unlängst ist bekannt, dass der weibliche Homo sapiens ein «Gfrörli» ist, dessen Wohlfühltemperatur im Schnitt drei Grad höher liegt als die vom anderen Geschlecht bevorzugte. Zu dieser Spezies zähle ich im Übrigen auch mich. Die für die Studie zuständigen Wissenschaftler möchten das Experiment nun mit längerer Dauer wiederholen. Sie hoffen dadurch, Temperaturempfehlungen für eine bestimmte Belegschaft abgeben zu können. Und somit dem Kampf der Geschlechter im Grossraumbüro ein Ende zu setzen.

Während ich diese Zeilen schreibe, denke auch ich über eine Lösung in der Thermo-Krise nach. Ich fürchte allerdings, dass es an meinem Arbeitsplatz nicht warm genug ist. Denn irgendwie wollen die grauen Zellen nicht so richtig in die Gänge kommen.

Der Streit um das Thermostat geht dann wohl in eine weitere Runde.  

 

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