Reportage

DAS ZEUGHAUS ALS MEDIENZENTRUM

ReportageZeughaus: vom Kulturzentrum zur Medien- und Politikarena

Ein gross angelegtes Unterfangen

«In der Mediathek wurden schon einige aussergewöhnliche Veranstaltungen durchgeführt, aber noch nie in der Grössenordnung wie die eidgenössischen Wahlen.» Didier Maury weiss, wovon er spricht. Als Techniker des Zeughauses von Sitten war er aktiv in die Vorbereitungen und den Aufbau des Medienzentrums involviert. Für die Berichterstattung rund um die Wahlen wurden den Medienschaffenden gut 1000 m2 zur Verfügung gestellt.

«Aktuell belegt sind der Restaurantbereich, der Ausstellungsraum, der Kinderbereich, die Artothek sowie der Konferenzraum. Zudem sind draussen mehrere TV-Busse stationiert», weiss der Verantwortliche. Die letzten Tests und Verkabelungen sind abgeschlossen. Alles bereit für den Medienmarathon, der in Kürze beginnen soll, nachdem ab Mittag mit den ersten Ergebnissen gerechnet wird.

Grossbaustelle Espace Porte de Conthey

Bei kantonalen und nationalen Wahlen stellt die Staatskanzlei über ihre Sektion Information und Kommunikation (IVS) den Medien jeweils ein Pressezentrum zur Verfügung. Dafür wurden im Verlaufe der Jahre mehrere Adressen genutzt, so beispielsweise die Hallen von Provins in den 1990er-Jahren oder das frühere Swisscom-Gebäude nach der Jahrtausendwende. Seit 2013 gehen die Redaktionen jeweils im Espace Porte de Conthey (EPC) in Sitten ein und aus. Eine Ausnahme davon bildeten die kantonalen Wahlen von 2021, da in Zusammenhang mit der Coronapandemie umdisponiert werden musste. Nun war auch für die eidgenössischen Wahlen von 2023 eine andere Lösung von Nöten, da das Regierungsgebäude und mit ihm zusammen der Espace Porte de Conthey umgebaut werden.

Das Zeughaus als ideale Wahl

«Die Lösung mit dem Zeughaus war naheliegend und hat sich rasch durchgesetzt», erklärt Pierre-Alain Steiner, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei IVS und Koordinator des ganzen Unterfangens. Dabei waren die Kriterien sehr anspruchsvoll: «Es mussten Räumlichkeiten gefunden werden, die gross genug sind, in der Nähe der Parteistammtische liegen und über die nötige technische Ausstattung verfügen.» Die Planungs- und Realisierungsarbeiten nahmen insgesamt sechs Monate in Anspruch. Am Ende entsprach das Ergebnis den hohen Erwartungen. «Der Standort ist wirklich ideal», zeigt sich der Verantwortliche begeistert.

Aus Solidarität

Die Eigentümerin des Zeughauses, die Dienststelle für Kultur, stellte ihre Räumlichkeiten ohne Zögern zur Verfügung. «Es ist selbstverständlich, dass wir uns solidarisch zeigen, nachdem im Regierungsgebäude gerade umgebaut wird», betont Alain Dubois, der Chef der Dienststelle für Kultur. Und weiter: «Ich sehe es als Auftrag der Mediathek Wallis, sich als Gesprächsraum für den bürgerlichen und demokratischen Diskurs zur Verfügung zu stellen.» Um die Neutralität zu wahren, stellte die Dienststelle allerdings eine Bedingung: «Die politischen Parteien dürfen sich nach der Wahl nicht im Zeughaus zur Wahlfeier treffen.»

Im Scheinwerferlicht der TV-Sender

Um 17:10 Uhr werden die Ständeratsergebnisse bekannt gegeben. Nach Auszählung des ersten Wahlgangs ist klar, dass es einen zweiten Durchgang braucht. Beat Rieder führt vor Marianne Maret, Philippe Nantermod und Jean-Luc Addor. Das Quartett nimmt die Ergebnisse direkt auf dem Set von Canal9 entgegen.

 

Natürlich haben wir einen kurzen Moment gezögert, bevor wir hierhergekommen sind

Für den Redaktionsleiter von Canal9, Frédéric Philippin, sind es die 7. eidgenössischen Wahlen, die er miterlebt: «Natürlich haben wir einen kurzen Moment gezögert, bevor wir hierhergekommen sind», gibt der Medienprofi zu. Die Produktion von Siders nach Sitten zu verlegen, war fürs Regionalfernsehen mit einigem Aufwand verbunden. «Aber natürlich kommen wir an solch aussergewöhnlichen Tagen gerne aus unserem Studio heraus», fügt Philippin hinzu. Mit dem Zeughaus hat er persönlich sich zudem rasch angefreundet: «Von allen Medienzentren, in denen ich bisher arbeiten durfte, ist dieses wirklich top!»

Ein Schaufenster fürs Wallis

Nur wenige Meter vom Set von Canal 9 entfernt bereitet sich der Korrespondent des Schweizer Fernsehens auf eine Duplex-Schaltung vor. Roger Brunner tritt vor die Kamera und kommt als Erstes auf das Zeughaus selbst zu sprechen. «Mir war es wichtig, den Zuschauerinnen und Zuschauern zu vermitteln, an welch geschichtsträchtigem Ort wir uns befinden. Die Umnutzung der ursprünglich für die Armee bestimmten Zeughäuser in ein Kulturzentrum steht sinnbildlich für die Modernisierung des Wallis», so Roger Brunner.

Neben der Symbolik schätzt der Oberwalliser den Ort für seine Grossräumigkeit und Annehmlichkeiten, aber auch für das Bild, welches das Zeughaus präsentiert: «Im Fernsehen kommt der Kulisse eine grosse Bedeutung zu. Den Vergleich mit anderen Kantonen muss dieses Medienzentrum alles andere als scheuen. Das Wallis präsentiert sich von seiner besten Seite», schliesst der Journalist.

 

Den Vergleich mit anderen Kantonen muss dieses Medienzentrum alles andere als scheuen.

Abspann

Ein letzter Höhepunkt sind die Ergebnisse der Nationalratswahlen, die kurz vor 20:00 Uhr eintreffen. Bei den Redaktionen bricht ein letztes Mal emsiges Treiben aus. Vom Politischen her bleibt alles beim Alten. Die acht Bisherigen konnten ihre Sitze verteidigen und werden das Wallis für weitere vier Jahre in Bern vertreten.

 

Aus technischer Sicht hat alles einwandfrei funktioniert.

Um 22:00 Uhr spielt Kanal9 seinen Abspann ab und beginnt mit dem Zusammenräumen. Die Organisatoren können endlich aufatmen. «Aus technischer Sicht hat alles einwandfrei funktioniert. Es gab keinerlei Probleme mit der Stromversorgung oder dem WLAN. Auch die ersten Rückmeldungen vonseiten des Publikums sind positiv», freut sich Pierre-Alain Steiner. Und so konnte auch das Pressezentrum im Zeughaus bei den Wählerinnen und Wählern punkten.

 

Auch die ersten Rückmeldungen vonseiten des Publikums sind positiv
  Zurück

Porträt

Zu Besuch

  • Zu Besuch in Salvan

    Von der «Pierre Bergère» aus, einem neun Meter hohem Findling inmitten des Dorfes, hat man freien Blick über ganz Salvan. Die Gemeinde mit ihren 1 500 Einwohnern strotzt nur so vor ehrgeizigen Projekten. Yves Fournier ist unser heutiger Reisebegleiter und erzählt uns von der nagelneuen Schule, der sich im Umbau befindenden Eisbahn im Freizeitzentrum Le Tinderet, dem Tunnel und dem Aufzug, der den künftigen TMR-Bahnhof mit der Talstation der neuen Gondelbahn von La Creusaz verbinden wird. Hinzu kommt noch das Projekt des regionalen Naturparks Vallée du Trient, in dem sich sieben Gemeinden zur Erhaltung und Aufwertung des Naturerbes zusammengeschlossen haben. Die Dynamik dieser Gemeinde ist unübersehbar! WeiterlesenÜberZu Besuch in Salvan »
  • En visite sur la Weritzalp

    Die Weritzalp ist sehr wahrscheinlich nicht die bekannteste im ganzen Lötschental. Muss sie auch nicht. Eigentlich ist die Weritzalp, erreichbar von Wiler aus, aber auf Blattener Gemeindegebiet, eine Alp wie jede andere. Sagen nicht die Autoren dieses Textes, sondern Michael Rieder, bei dem wir heute zu Besuch sind. WeiterlesenÜberEn visite sur la Weritzalp »
  • Zu Besuch in Ayer

    Im touristisch aufstrebenden Val d’Anniviers hat sich das urchige Dörfchen Ayer seinen Charme bewahrt und legt grossen Wert auf Brauchtum und Tradition. Wir begleiten Adrienne Melly bei einem Besuch in ihrer Wahlheimat. WeiterlesenÜberZu Besuch in Ayer »
  • Zu besuch in Vollèges

    Als Eingangstor zum Val de Bagnes präsentiert sich Vollèges oft als der kleine Bruder des benachbarten Verbier. Bei näherem Betrachten bietet die Destination aber unzählige Gründe für einen Besuch. Berndard Abbet nimmt uns mit auf einen Spaziergang durch sein Heimatdorf. WeiterlesenÜberZu besuch in Vollèges »
  • St. Niklaus

    St. Niklaus ist mehr als nur ein Durchgangs- oder Ausgangspunkt für Gipfelstürmer. Es ist ein Ort voller Geschichten und Traditionen, an dem man die Vielfalt des Walliser Kulturerbes entdecken kann. WeiterlesenÜberSt. Niklaus »
  • in Euseigne

    Seine Berühmtheit verdankt das Dorf Euseigne den Erdpyramiden. Für Sylvia Sierro-Cina, administrative Mitarbeiterin bei der Dienststelle für Gesundheitswesen, hat das Dörfchen aber weit mehr zu bieten. Seit 14 Jahren lebt die « Pharaonin », wie sie von manchen Kolleginnen und Kollegen scherzhaft genannt wird, nun schon in Euseigne und begleitet uns heute auf einem Dorfrundgang. WeiterlesenÜberin Euseigne »
  • in La Bâtiaz

    Mit seiner Burg und den schmucken Gässchen erfreut sich das Stadtviertel La Bâtiaz weit über die Gemeindegrenzen von Martinach einer gewissen Berühmtheit. Wir begleiten Sandra Moulin-Michellod, spezialisierte Sachbearbeiterin in der Dienststelle für Landwirtschaft (DLW), bei einem Spaziergang durch ihren geliebten Herkunftsort, der voller Kindheitserinnerungen steckt. WeiterlesenÜberin La Bâtiaz »
  • Gondo

    « Gondo ist nicht nur das Unwetter. Gondo ist noch viel mehr. » Yannick Squaratti, Strassenwärter und Gemeinderat zeigt uns die verborgenen Schätze Gondos. WeiterlesenÜberGondo »
  • in Miège

    Unsere Reise führt uns nach Miège. Richter Patrick Schriber nimmt uns mit auf eine Entdeckungsreise in seine Wahlheimat. Der Mann des Gesetzes arbeitet am Zwangsmassnahmengericht (ZMG) und am Straf- und Massnahmenvollzugsgericht (StMVG) in Sitten. Geboren wurde er in Siders, 2001 zog es ihn von der Talebene an den Weinberg. In Miège fühlt sich der 50-Jährige wohl, denn er schätzt die Fröhlichkeit und Offenheit der Einwohner, sowie das rege Vereinsleben. Willkommen im Winzerdorf, das – wie wir sehen werden –, einiges mit Kalabrien gemein hat. WeiterlesenÜberin Miège »
  • in Collombey-Muraz

    Der aus Monthey stammende Yves Cretton lebt in der Nachbargemeinde Collombey-Muraz, genauer gesagt in Les Neyres. Seit 20 Jahren schon fühlt er sich in seiner Heimat wohl. Beruflich ist Yves Cretton an der Dienststelle für Hochschulwesen als Verantwortlicher der kantonalen Lehrmittelausgabestelle tätig. Einen Tag lang zeigt er uns Collombey-Muraz aus einem neuen Blickwinkel. WeiterlesenÜberin Collombey-Muraz »

Dialog

Info

Glosse

Ratgeber

Blick ins Staatsarchiv