Sensibilisierungsseminar

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz

Ende Februar wurde der ehemalige Hollywood-Mogul und Filmproduzent Harvey Weinstein, den zuvor zahlreiche Frauen sexueller Übergriffe bezichtigt hatten, von den Geschworenen des New Yorker Obergerichts der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung schuldig gesprochen. Sexuelle Belästigung ist aber auch ausserhalb der Filmbranche in der Arbeitswelt verbreitet. Fast jede dritte Frau in der Schweiz hat eine solche Situation schon einmal erlebt, bei den Männern ist es etwa jeder zehnte. Ein Thema von grosser Bedeutung, nicht erst seit dem Weinstein-Skandal und der damit einhergehenden #MeToo-Bewegung. Auch der Staatsrat ist sehr bedacht auf diese Problematik, weshalb er beschlossen hat, für die Kaderleute der Kantonsverwaltung mit Führungsfunktion Sensibilisierungskurse zu dieser Thematik einzuführen.

Das erste dieser Sensibilierungsseminare, das sich an die höheren Führungskräfte des Staates Wallis richtete, fand Anfang Februar statt. Das Ziel dieses halbtägigen Seminars, das von der Arbeitsgruppe für Kaderentwicklung organisiert und von der Dienststelle für Personalmanagement unterstützt wurde, war zunächst die Klärung des Begriffs «sexuelle Belästigung». Dafür hat die Theatertruppe Caméléon mehrere kurze durch Fallbeispiele inspirierte Szenarien nachgespielt. Die selbe Sequenz wurde im Anschluss ein zweites Mal vorgetragen. Dieses Mal hatten die Teilnehmer aber die Gelegenheit, sich aktiv einzubringen und den Verlauf der Situation damit zu beeinflussen. Neben anderen Kaderpersonen hat sich der Chef des kantonalen Amts Rhonewasserbau Tony Arborino freiwillig zur Verfügung gestellt. Dieser kam bisher mit dem Thema sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz nicht in Berührung. Dennoch misst er einem solchen Seminar grosse Bedeutung zu: «Vorbeugen ist besser als heilen. Es geht hier um eine Frage des Respekts. Zu verstehen, wann der andere verletzt wird und die Grenzen aufzuzeigen. Was früher vielleicht in Ordnung war, gilt heute nicht mehr.» Im Gegensatz zu Tony Arborino hat die Adjunktin der kantonalen Dienststelle für die Jugend Romaine Schnyder während ihrer beruflichen Laufbahn ausserhalb des Staates Wallis bereits persönlich Situationen von sexueller Belästigung erlebt, wie sie erklärt. Aus diesem Grund findet auch sie eine Sensibilisierung diesbezüglich sehr wichtig. «Es ist gut, dass die Kaderpersonen informiert sind, insbesondere darüber, wie als Teamverantwortlicher in einem solchen Fall vorzugehen ist.»

Genau dort setzte ein weiterer Schwerpunkt des Seminars an. Die Dienststelle für Personalmanagement hat einen roten Faden vorgestellt, der aufzeigt, wie Situationen von sexueller oder psychologischer Belästigung von den Dienststellen gehandhabt werden können. Weitere Hilfsinstrumente werden in naher Zukunft entwickelt, wie z.B. ein Handbuch, eine Intranetseite, Links zu nützlichen Websites usw. Ausserdem nutzte die Firma Vicario Consulting, die in diesem Bereich Expertin ist, die Gelegenheit, um an einige rechtliche und statistische Grundlagen im Zusammenhang mit diesem Thema zu erinnern. Sie unterstrich aber vor allem die Verantwortung der Führungskräfte in Bezug auf Prävention und Vorbildlichkeit.

Das Büro für Mitarbeiterunterstützung und Konfliktmanagement stellte zum Abschluss seine Dienstleistungen vor, insbesondere im Zusammenhang mit der Unterstützung der Opfer von Belästigungen, aber auch der Beratung und Begleitung von Vorgesetzten bei der Bewältigung sensibler Situationen.

Diese Sensibilisierungskurse für Kaderleute mit Führungsfunktionen werden zwischen 2020 und 2021 stattfinden. Ausserdem wird die Dienststelle für Personalmanagement das Leitbild zur Vorbeugung und Bekämpfung der sexuellen und psychologischen Belästigung am Arbeitsplatz aktualisieren und insbesondere einen neuen Flyer zum Thema erstellen.

 

 

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