Gesundheit, Soziales und Kultur

Konkretes aus dem Alltag

2023 war kein einfaches Jahr, denn auf internationaler Ebene herrschte ein Klima der Angst. Vor allem möchte ich aber von diesem Jahr die wunderbaren Gesten der Solidarität und der Hilfsbereitschaft der Walliser Bevölkerung in Erinnerung behalten, in dieser Zeit der Migrationskrise und der Inflation. Diese Haltung der Solidarität fand sich auch in der Kantonsverwaltung wieder, die insbesondere die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine mit grosser Umsicht und Menschlichkeit bewältigt.

Dies ist die Gelegenheit, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meines Departements zu danken, die sich mit Dynamik und Motivation für den öffentlichen Dienst einsetzen. Dank ihrer Arbeit konnten innovative Projekte und Massnahmen umgesetzt werden, die den Alltag der Bevölkerung verbessern und das Wallis zu einem Kanton machen, in dem es sich gut leben lässt:

  • gezielte Finanzhilfen zur Unterstützung der Mittelschicht und der am stärksten benachteiligten Familien, 
  • die Einführung des Projekts der mobilen Teams für soziale Notfälle (EMUS), um Menschen in sozialen Notlagen zu helfen, 
  • die Fortführung der Notfallpsychiatrie für Jugendliche und junge Erwachsene,
  • die Einführung einer kantonalen Strategie zur Bekämpfung des Menschenhandels, 
  • die erste Kampagne gegen Belästigung im öffentlichen Raum,
  • die Verstärkung des Kampfes gegen illegale Beschäftigung,
  • die berufliche Integration von Flüchtlingen durch ihr Arbeiten in Gaststätten und Cafeterias, 
  • die Teuerung, die dem Staatspersonal, aber auch dem Personal des Spitals Wallis, des Spitals Riviera-Chablais (Wallis), der Alters- und Pflegeheime (APH), der sozialmedizinischen Zentren (SMZ) und der sozialen Einrichtungen gewährt wurde, um die Inflation auszugleichen und ihre Kaufkraft zu erhalten,
  • die Erhöhung der Löhne und Zulagen des Pflegepersonals des Spitals Wallis,
  • die Automatisierung und Digitalisierung der Dienstleistungen der Dienststelle für Betreibungs- und Konkurswesen,
  • die Verstärkung der Kontrollen der Weinkellereien,
  • oder auch der Startschuss für das Museums- und Kulturquartier auf den Hügeln von Sitten.

Dank dieser (und vieler anderer) Fortschritte entwickelt sich unser Kanton in die richtige Richtung. Vielen Dank euch allen.

Mathias Reynard
Staatsrat

Gesundheitswesen

Im November wurde ein Vorentwurf der Teilrevision des Gesundheitsgesetzes in die Vernehmlassung geschickt. Dieser betrifft die Begrenzung der Zulassung von Ärzten, die Möglichkeit der Einführung einer Gebühr bei Nichtausübung des Bereitschaftsdienstes, die Schaffung der Funktion der Kantonspflegefachperson, die Ausweitung der Befugnisse der Apotheker entsprechend dem Bundesrecht und das Verbot von Konversionstherapien.

Der Staatsrat hat eine kantonale Taskforce ernannt, die Vorschläge zur Umsetzung der Pflegeinitiative erarbeiten soll. Vorgesehen sind Aktionen in Bezug auf die Rekrutierung, die Ausbildung, die Mitarbeiterbindung und den Arbeitsbedingungen des Personals. Der Kanton hat bereits Massnahmen ergriffen, indem er den parastaatlichen Einrichtungen für 2023 den vollen Teuerungsausgleich gewährt und über 40 Millionen Franken bereitstellt, um die Arbeitsbedingungen (Löhne, Entschädigungen und Ausstattung) des Pflegepersonals in diesen Einrichtungen zwischen 2023 und 2025 zu verbessern. 

Die Planung für die Langzeitpflege 2023-2025 wurde erstellt. Sie verfolgt eine Politik, die auf den Verbleib zu Hause ausgerichtet ist und beinhaltet eine moderate Erhöhung der Anzahl der Pflegeheimbetten. 

Die Kommission, die mit der Prüfung der Machbarkeit eines Gesamtarbeitsvertrags (GAV) für den Bereich der Langzeitpflege beauftragt war, stellte fest, dass in diesem Sektor ein Bedarf an einer Harmonisierung der Arbeitsbedingungen besteht. Der fertige Bericht wurde vom Staatsrat genehmigt, der die Sozialpartner mit der Aushandlung des künftigen GAV beauftragte.

Der Staatsrat hat die Vorschläge zur Umsetzung der Initiative "Für eine kantonale Zahnversicherung" angenommen, insbesondere die Einführung einer finanziellen Unterstützung im Rahmen des kantonalen Familienfonds. Die entsprechenden Gesetzesänderungen wurden an den Grossen Rat weitergeleitet.

Als Reaktion auf die Überlastung der Notaufnahmen der Spitäler sind verschiedene Arbeiten im Gange, darunter ein Pilotprojekt für eine Notfallpraxis in Sitten, das von einer Neuorganisation des Bereitschaftsdienstes, der Schaffung mobiler Teams für schnelle Interventionen und der Information der Bevölkerung über die Möglichkeiten bei nicht lebensbedrohlichen Notfällen begleitet wird.

Das Wallis ist der erste Schweizer Kanton, der die Tabakwerbung in Kiosken, Geschäften und Tankstellen verbietet. Diese Massnahme erfolgt insbesondere nach der Annahme der Volksinitiative "Kinder ohne Tabak", die im Februar 2022 vom Schweizer Volk angenommen wurde.

Das Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur (DGSK) legte Anfang März einen Masterplan vor, um den Ärztemangel im ambulanten Bereich im Wallis zu beheben und einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Die vorrangigen Projekte, insbesondere die Optimierung und Neuorganisation des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, befinden sich derzeit in der Umsetzungs- oder Evaluationsphase.

Die Erweiterungsarbeiten an den Standorten Brig und Sitten sind im Gange, wobei jedoch die Kosten aufgrund der Teuerung nach oben korrigiert werden müssen. Es werden Expertisen durchgeführt, um die finanzielle Situation des Spitals Wallis und seine Investitionsfähigkeit zu verbessern. 

Das vom Kanton bis August 2023 finanzierte Pilotprojekt zur Stärkung der psychosozialen Versorgung von Kindern und Jugendlichen wurde evaluiert. Angesichts des erwiesenen Nutzens und des geschätzten künftigen Bedarfs bleibt das Projekt langfristig bestehen.

Derzeit wird eine Bestandsaufnahme der Bedürfnisse in den einzelnen Regionen erstellt. Ausserkantonale Experten wurden beauftragt, die aktuelle Situation zu beurteilen und Vorschläge für Anpassungen zu erarbeiten.

Die Verhandlungen zwischen den Tarifpartnern über die Festsetzung des TARMED-Taxpunktes 2017 haben zu keinem Ergebnis geführt. Die Arbeiten zur Festsetzung eines behördlichen Tarifs durch den Kanton sind noch im Gange.

Im Bereich der Palliative Care wurden zwei neue Leistungsaufträge erteilt, einer an das Spital Wallis für die Verstärkung der mobilen Palliativpflegeteams, der andere an die Vereinigung palliative-vs für die Information und Sensibilisierung.

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Sozialwesen

Der Grundbedarf für den Lebensunterhalt wurde im Juli 2023 überprüft, um der Teuerung Rechnung zu tragen. Die Anzahl der Sozialhilfeempfänger bewegt sich in etwa auf konstantem Niveau, während der Nettobetrag für die Ausgaben pro Fall gesunken ist.

Dank der verschiedenen eingeführten Massnahmen und der neuen Rechtsgrundlagen, die 2022 in Kraft getreten sind, stiegen die Inkassoquote 2023 deutlich an (+3 % zwischen 2022 und 2023).

Der Kanton unterstützt die Einrichtung einer Vereinigung, die mit der Bekämpfung des Menschenhandels beauftragt ist (AVIT). Die drei Einrichtungen für die Unterbringung von Opfern häuslicher Gewalt im französischsprachigen Wallis wurden zudem in einer einzigen Stiftung für die Aufnahme von Opfern häuslicher Gewalt und Menschenhandel (FAVA) zusammengefasst.

Diese Teams wurden im Herbst mit dem Ziel gegründet, die Notrufzentralen 144 und 117 bei Einsätzen zu entlasten, bei denen nicht zwingend ein Krankenwagen oder die Polizei benötigt werden. Personen in sogenannten sozialen Notsituationen sollen daher künftig von einem speziellen Team betreut werden, in das Fachkräfte aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich eingebunden sind. Das Pilotprojekt wurde im Zentralwallis gestartet.

Das Jahr 2023 war geprägt von der Vorbereitung und Entwicklung verschiedener Projekte, die für die Inklusion, Selbstbestimmung, Wahlfreiheit, Zugänglichkeit und die Rechte von Menschen mit Behinderungen bedeutsam sind. Zu diesen Projekten gehörten der Start der Studie über das Instrument zur Bedarfsermittlung für Menschen mit Behinderungen, die Verbesserung des derzeitigen Monitoring Systems bezüglich der Unterstützungsleistungen für Menschen mit Behinderungen und der Start der Studie über die Bedarfsermittlung und Planung des Leistungsangebots für Menschen mit Behinderungen 2025-2028.

Im Rahmen des Projektaufrufs AVENIR INCLUSIF gingen 40 Massnahmen zur Förderung der Inklusion beim Büro für die Rechte von Menschen mit Behinderungen ein. Dieses Büro arbeitet aktiv an der Entwicklung von Netzwerken zur Umsetzung des Gesetzes über die Rechte und die Inklusion von Menschen mit Behinderungen (GRIMB).

Hinsichtlich der Migration war das Jahr 2023 durch einen kontinuierlichen Zustrom im Wallis ankommender Migrantinnen und Migranten gekennzeichnet, mit 1803 Neuankömmlingen, von denen 1032 aus der Ukraine stammten. Die Anzahl unbegleiteter Minderjähriger (UMA), die vom Amt für Asylwesen (AfAW) betreut werden, ist weiterhin hoch, da sich derzeit 129 UMA im Wallis aufhalten. Aufgrund dieser Ströme musste das AfAW seinen Immobilienbestand mit der Anmietung von über 300 Einzelwohnungen, dem Erwerb des Gästehauses St. Ursula in Brig und der Eröffnung eines Kollektivwohnheims in Martinach weiter ausbauen. Schliesslich wurden im Zentralwallis zwei geschützte Wohneinrichtungen für UMA und junge Erwachsene in Ausbildung eröffnet.

Auch Gesundheitsfragen standen im Mittelpunkt der Überlegungen, indem in Zusammenarbeit mit der Dienststelle für Gesundheitswesen und dem Spital Wallis eine Pflegeeinheit für Migranten aus dem Asylbereich geschaffen wurde. Diese Einheit ermöglicht es, die Gesundheitsversorgung rationeller zu gestalten und eine Überlastung der Hausärzte in bestimmten Regionen durch die Einrichtung eines Pflege-Gatekeepings zu vermeiden.

Die soziale und berufliche Eingliederung bleibt eine grosse Herausforderung. Das Angebot an Sprachkursen wurde erweitert und es wurden Massnahmen zur Vereinheitlichung und Rationalisierung der kantonalen Eingliederungsmassnahmen eingeleitet.

Im Rahmen des Projektaufrufs für und mit Menschen ab 60 Jahren wurden 23 Projekte eingereicht. Zehn von ihnen werden finanziell unterstützt und in der Anlaufphase begleitet. Darüber hinaus unterstützte die Koordinationsstelle Gemeinden, die daran interessiert waren, ihre Politik für die Generationen 60+ weiterzuentwickeln.

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Kultur

Die verstorbene Mäzenin Brigitte Mavromichalis hat dem Kunstmuseum Wallis ihre Kunstsammlung sowie 15 Millionen Franken hinterlassen. Insgesamt 45 Werke sind in die Museumssammlungen eingegangen. Der erhaltene Geldbetrag wird während 30 Jahren für die Finanzierung aussergewöhnlicher Projekte, von Ankäufen, Stipendien und Künstlerresidenzen verwendet. 

Das Walliser Glockenspiel, das Wissen im Zusammenhang mit der Nutzung von Wasserkraft und die Verehrung der Märtyrerreliquien in Saint-Maurice wurden in die Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz aufgenommen, während die Alpsaison und die traditionelle Bewässerung, namentlich vom Wallis getragene Elemente, in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen wurden. 

Das Staatsarchiv Wallis verzeichnete 76 Neueingänge, insbesondere das Archiv des Journalisten Pascal Thurre, Gründer des Vereins Amis de Farinet, sowie das Archiv des Unternehmens Djeva Production SA. 

Die Mediathek Wallis schloss die Bestandesaufnahme jener audiovisuellen Kulturgüter des Wallis ab, die im Rahmen des Pilotprojekts mit Memoriav, dem Verein für die Erhaltung des audiovisuellen Kulturerbes der Schweiz, nicht identifiziert worden waren. 

Die Sektion Sammlungen der Kantonsmuseen brachte die 2019 begonnene Kontrolle des Zustands und der Dokumentierung aller eingelagerten Objekte und Werke im Rahmen der Bestandesaufnahme der Sammlungen zu Ende. 

Das kantonale Amt für Archäologie setzte die Ausgrabungen des Friedhofs von Saint-Laurent, in Saint-Maurice fort; rund 40 weitere Gräber wurden dokumentiert. Bedeutende archäologische Ausgrabungen wurden zudem seit Herbst in Martinach durchgeführt; sie werden Anfang 2024 fortgesetzt. Die Ausgrabungen werden mit Sicherheit bedeutende Einblicke in die Anfänge der römischen Besetzung der Stadt geben, Forum Claudii Vallensium genannt, über die noch nicht viel bekannt ist. 

Für die Walliser Gemeinden wurde eine Zusammenstellung der Kompetenzen für die Informations- und Dokumentationsberufe geschaffen. Diese ist zur Förderung der Professionalisierung der Bibliotheken gedacht und wurde mehrmals präsentiert. 

Die Kulturpreise des Kantons Wallis wurden am 1. Dezember 2023 im Theater Alambic in Martinach vergeben. Der Kulturpreis 2023 des Kantons Wallis ging an den Schauspieler Roland Vouilloz, den Spezialpreis erhielt der von Laure Barras gegründete Verein «Les Concerts du cœur». Mit den Förderpreisen wurden die visuelle Künstlerin Maëlle Cornut, die Schauspielerin Shannon Granger sowie der Trompetenspieler Simon Blatter ausgezeichnet. 

Das Staatsarchiv Wallis, die Mediathek Wallis und die Walliser Kantonsmuseen richteten verschiedene Ausstellungen aus: Sous la surface von Aurélie Strumanns, Trägerin des achten Kulturpreises der Manor Wallis (Kunstmuseum Wallis); Total aus dem Häuschen (Fokusausstellung des Naturmuseums); Les hauts et les bas en Valais. Philippe Schmid, Fotoreporter (Mediathek Wallis-Martinach); Le Valais à la carte: 1000 déclinaisons d’une collection, eine Auswahl von Karten, die in der Mediathek Wallis-Sitten konserviert werden; La levée des corps, Installation von Virginie Rebetez im Ferme-Asile, Sitten, basierend auf den im Staatsarchiv Wallis konservierten Dossiers von Personen, die einen gewaltsamen Tod erlitten.

Die Ergebnisse der Ausgrabungen des Friedhofs aus der Frühbronzezeit (um 2200 v. Chr.) in Savièse waren Gegenstand einer öffentlichen Präsentation, während die Ausgrabungen in Martinach für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. 

Das geplante Museums- und Kulturquartier auf den Hügeln von Sitten wurde den Medien präsentiert. 

Der Kanton Wallis und der Bund finanzierten seit 2021 Transformationsprojekte zur Unterstützung von Kulturunternehmen bei deren strukturellen Neuorganisierung oder zur Gewinnung neuen Publikums. Diese Projekte, und somit die Covid-19-Phase, wurden Ende 2023 abgeschlossen.

Ein Legat ans Kunstmuseum Wallis bestehend aus 45 Kunstwerken und einem mit 15 Millionen dotierten Fonds

Arbeitnehmerschutz und Arbeitsverhältnisse

Dieses Projekt zielt darauf ab, jeden Arbeiter mit einer persönlichen Kontrollkarte auszustatten, die mit einer Plattform zur Sammlung aller relevanten Informationen verbunden ist. Sie soll es so ermöglichen, einfach und schnell zu überprüfen, ob der Arbeitnehmer korrekt angemeldet ist und ob die Regeln seiner Branche eingehalten werden. Nach der Definition der IT-Architektur und der Verabschiedung der erforderlichen Rechtsgrundlagen konnte 2023 der Verein gegründet werden, der die Leitung des Projekts übernehmen und die Ausschreibungen für die Entwicklung der technischen Lösung und der von den Partnern definierten Kontrollmodalitäten durchführen soll. Die Umsetzung soll eine wirksame Bekämpfung der illegalen Beschäftigung ermöglichen.

Junge Menschen kennen ihre Rechte und ihre gesetzlichen Pflichten nur unzureichend. Viele Fragen, die alle Themen des täglichen Lebens berühren, finden sich online auf der Plattform www.reglo.ch/de. Um den 12- bis 20-Jährigen und ihrem Umfeld einen einfachen Zugang zu sicheren Rechtsinformationen zu ermöglichen, hat die Dienststelle für Arbeitnehmerschutz und Arbeitsverhältnisse (DAA) ihr Fachwissen in dieses Projekt eingebracht, das unter der Leitung der kantonalen Dienststelle für die Jugend und in Partnerschaft mit verschiedenen Praxispartnern durchgeführt wird.

In Zusammenarbeit mit der kantonalen tripartiten Kommission hat der Staatsrat den Normalarbeitsvertrag (NAV), der die Tätigkeit des Personals der Walliser Bergbahnen regelt, für verbindlich erklärt. Mit diesem NAV wurde ab dem 1. Januar 2023 ein Mindestlohn von 4005 Franken eingeführt. Ab dem 1. Juni kam die obligatorische Anerkennung der Erfahrung ab dem dritten und fünften Jahr hinzu. Dieser Entscheid folgte auf eine Studie, die die Praxis missbräuchlicher und wiederholter Lohnunterbietung nachgewiesen hatte, da 35 % der Arbeitnehmer ein Einkommen unter dem im NAV von 2018 vorgesehenen Lohn erhielten.

Reglo.ch - Eine Plattform, um Jugendlichen zwischen 12 und 20 Jahren ihre Rechte und Pflichten zu erklären

Betreibungen und Konkurse

Die zunehmend schwierigen Situationen der Schuldnerinnen und Schuldner, die vermehrte Aggressivität der Kundschaft und die sogenannten Staatsverweigerer erschweren die Arbeit der Mitarbeitenden und stellen grosse Herausforderungen für die Dienststelle für Betreibungs- und Konkurswesen dar. Massnahmen zur Verbesserung der Sicherheit wurden geplant und werden 2024 umgesetzt:  Sicherung des öffentlich zugänglichen Bereichs inklusive Videoüberwachung im Schalterbereich, Alarmierungssystem und die Sicherung des Geldtransports. In Zusammenarbeit mit der Polizei wurden für das Personal mit Kundenkontakt Schulungen durchgeführt.  Zudem wurden alle Mitarbeitenden eingeladen, einen Kurs des kantonalen Amtes für Feuerwesen zu besuchen und ihr Wissen zur Brandvermeidung und ihr Verhalten im Brandfall zu schulen. 

Ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung wurde mit der Einrichtung einer Schnittstelle zur Post erreicht.  Die Daten der versandten und retournierten Briefpost werden nun automatisch im Betriebssystem der Betreibungsämter registriert, was einen deutlichen Effizienzgewinn in diesem Sektor ermöglicht. 

Der Konkurssektor verzeichnet Ende 2023 einen neuen Rekord an Firmenkonkursen und ausgeschlagenen Erbschaften (+8 % im Vergleich zum Vorjahr). Dieses Volumen kann heute dank der Reorganisation und der Bündelung der Kompetenzen an drei Standorten bewältigt werden.

Infolge des Berichts der Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates (GPK) startete die Analyse der Aufsichtsbehörde. Erste Workshops in Zusammenarbeit mit dem Verband der Walliser Konkurs- und Betreibungsbeamten wurden durchgeführt sowie die verschiedenen Strukturen der Kantone analysiert. Das Resultat wird im Frühjahr 2024 erwartet.  

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Verbraucherschutz und Veterinärwesen

Im Jahr 2023 wurde der Leitfaden für die gute Herstellungspraxis von Wein (GBPE Wein) veröffentlicht; dieser dient als Grundlage für die Kontrolltätigkeiten. Insgesamt wurden 2023 103 der 531 beim Kanton registrierten Weinkellereien inspiziert. Während bei der Kellerhygiene sehr gute Ergebnisse erzielt wurden, sind bei der dokumentierten Selbstkontrolle und beim Jugendschutz (wenn die Kellereien ihre alkoholhaltigen Produkte online vermarkten) Verbesserungen erforderlich. 

Das Wallis hat 2022 eine interdepartementale Arbeitsgruppe eingesetzt, die die Massnahmen im Zusammenhang mit PFAS koordinieren soll. Die Dienststelle für Verbraucherschutz und Veterinärwesen (DVSV), die bereits seit 2019 in dieser Thematik aktiv ist, verstärkte 2023 ihre Kontrollen auf das potenzielle Vorhandensein von PFAS im Trinkwasser und in Fischen. Es wurden über 100 Trinkwasserproben sowie Fischproben aus Fischzuchten analysiert. Alle erfüllten die geltenden EU-Standards.

Mehrere epizootische Ereignisse haben das Jahr 2023 geprägt: Ein noch nie zuvor erlebter Ausbruch der Bienenfaulbrut erforderte grosse Anstrengungen seitens des kantonalen Bieneninspektorats. Zudem mahnten die im Wallis getroffenen Massnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung der Vogelgrippe sowie die Fälle von Coxiellose, die nach Fehlgeburten bei Ziegen festgestellt wurden, an die Bedeutung der Überwachung von Tierseuchen auch für die menschliche Gesundheit.

Im Jahr 2023 stieg die Anzahl der Meldungen von Vorfällen, die durch Hunde verursacht wurden, weiter an, wenn auch weniger stark als im Jahr 2022. Zusammen mit der weiterhin hohen Anzahl von Anzeigen im Bereich des Tierschutzes erfordern diese sehr sensiblen Bereiche einen hohen Einsatz der dem Veterinäramt zur Verfügung stehenden Ressourcen. Schliesslich konnte das Programm zur Kontrolle des obligatorischen Winterauslaufs von Rindern, mittels Filme, die von den Haltern gedreht wurden, in der Mehrheit der kontrollierten Betriebe die Einhaltung der Praktiken nachweisen.

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Gleichstellung und Familie

Frauen und LGBTIQ-Personen sind die ersten Ziele von Belästigungen im öffentlichen Raum. Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, hat das kantonale Amt für Gleichstellung und Familie (KAGF) die Kampagne "Geits no?" lanciert, die während vier Jahre laufen wird und sich an die grossen festlichen Veranstaltungen richtet. Der erste Anlass war die Foire du Valais 2023.

Das KAGF setzte die Koordination des kantonalen Plans zur Bekämpfung von Diskriminierungen fort, dessen sämtliche Massnahmen derzeit umgesetzt werden. Die jährliche Kampagne stellte die LGBTIQ-Vielfalt in den Vordergrund. Ziel war es, das Akronym "LGBTIQ" sowie Begriffe wie biologisches Geschlecht, Geschlechtsidentität und -ausdruck zu erklären. Die Videos stellen ein jederzeit einsetzbares pädagogisches Instrument dar.

Die Arbeiten an dem Vorentwurf zur Revision des Gesetzes über häusliche Gewalt wurden im Jahr 2023 vorangetrieben. Die wichtigsten Vorschläge betreffen die Früherkennung von Risiken, die Verankerung der Zusammenarbeit zwischen den Behörden und den beauftragten Stellen, das proaktive Vorgehen der Fachberatungen bei den Betroffenen, die Aufnahme von Kindern als vollwertige Opfer und die Erhöhung der obligatorischen soziotherapeutischen Gespräche.

Das KAGF feierte sein 30-jähriges Bestehen mit einem Kunstprojekt, das den Blick der Frauen auf ihre Unsichtbarkeit sichtbar macht. Das Projekt besteht aus einer Broschüre mit Fotos von Florence Zufferey und einer Textsammlung von Walliserinnen, die in verschiedenen Bereichen tätig sind. 

Mehr als die Hälfte der Walliser KMU bieten konkrete Massnahmen an, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern, so die Ergebnisse einer von Pro Familia Schweiz für das KAGF durchgeführten Umfrage: Ferienplanung unter Berücksichtigung der familiären Bedürfnisse, Reduzierung des Beschäftigungsgrads oder flexible Arbeitszeiten. Diese Umfrage bildet den Abschluss einer Reihe von Forschungsarbeiten, die seit 2008 durchgeführt wurden.

Kantonale Kampagne «Geits no?» an der Foire du Valais in Martinach