Die Hochwasser der Rhone

Das Hochwasser von 2024

Im Juni 2024 traten im Wallis zwei schnelle und intensive Hochwasserereignisse der Rhone ein, von denen das eine am Wochenende des 29. und 30. Juni erhebliche Schäden verursachte. Vor allem die Stadt Siders wurde von einer schweren Überschwemmung heimgesucht, worauf zahlreiche Infrastrukturen beschädigt wurden und manche Bewohner aus ihren Häusern evakuiert werden mussten. Todesopfer waren im Zusammenhang mit den Rhonehochwassern glücklicherweise keine zu beklagen.

Die Hochwasserereignisse wurden durch das Zusammenwirken einiger natürlicher Faktoren verschärft. Die Schmelze der grossen Schneemengen, die sich im Winter angesammelt hatten, wurde durch die hohen Temperaturen mit einer Nullgradgrenze zwischen 3700 und 4100 Metern über Meer beschleunigt. Ausserdem waren die Böden seit Ende 2023 infolge der wiederholten Niederschläge gesättigt. Am Wochenende des 29. und 30. Juni führte eine sehr starke Gewitterlage, die in aufeinanderfolgenden Wellen aus dem Süden kam, zu einer Verschlechterung der Bedingungen. Besonders intensive Regenfälle gingen über den Kämmen auf der linken Seite des Rhonetals nieder, vom Val d'Hérens bis ins Binntal sowie im gesamten Goms.

Das Hochwasser von 2000

Mitte Oktober 2000 war die Situation der Rhone überall kritisch. Trotz der vorherigen Korrektionen war der Fluss nicht in der Lage, ein derartiges Hochwasser abzuführen. 

Die Rhonedämme sind hoch und überragen die Ebene im Durchschnitt um mehr als vier Meter. Im Falle eines Dammbruchs strömt das Wasser heftig und weitläufig aus, ohne zum Fluss zurückzufliessen. Genau dies trat leider am Sonntag, dem 15. Oktober, ein. In Chamoson brach ein Damm, überlastete das Kanalsystem, was den Bruch eines Kanaldamms zur Folge hatte. Zuerst wurde Chamoson überschwemmt, dann Leytron und durch einen Domino-Effekt auch die Region von Saillon.

Es kam zu keinen weiteren Dammbrüchen, aber wegen des Hochwassers mussten die Gemeinden ihre Bevölkerung evakuieren. In Fully verbrachten 350 Personen die Nacht auswärts, in Martigny, wo die unterirdischen Parkgaragen unter Wasser standen, wurden die Stadtviertel La Bâtiaz und Les Follatères evakuiert, während weiter flussabwärts, in Collonges, Vernayaz und Evionnaz, die Wildbäche über die Ufer traten. Auf diesem Abschnitt der Rhone war es das grösste Hochwasser des Jahrhunderts.

Das Hochwasser von 1935

Der Winter 1934 zog sich bis Ende Mai hin, und in den Höhenlagen hatten sich aussergewöhnlich grosse Schneemengen angesammelt. Dann sorgten anhaltend warme Temperaturen im Juni für ein schnelles Abschmelzen des Schnees.

In der Nacht vom 29. Auf den 30. Juni 1935 tat sich im Rhonedamm bei Conthey eine Bresche auf. Mit einer Länge von 200 m, direkt unterhalb der Einmündung der Morge, verursachte sie eine Überschwemmung der ganzen Talebene von der Morge-Mündung bis zur Brücke bei Riddes. Bei Chamoson tat sich eine weitere Bresche auf, durch welche allerdings ein Teil der Wasserfluten wieder ins Flussbett zurückkehren konnten. Während 47 Tagen stand der Grossteil der Ebene von Conthey bis Chamoson unter Wasser. Nach dem Rückzug des Wassers bot die Ebene ein Bild der Verwüstung.

In Anbetracht der Dringlichkeit der Situation, und um zu vermeiden, dass die Ebene während der Hochwasserperiode überschwemmt blieb, setzten die Arbeiter ab dem 5. Juli 1935 Stahlspundwände von durchschnittlich 8.30 Meter Höhe ein, mit denen sie die Bresche von Conthey wieder schlossen. Am 17. August waren sie mit ihrer Arbeit fertig. Sie hatten Tag und Nacht gearbeitet und eine 211 Meter lange Stahlwand errichtet. Für jeden Tag Verzögerung war eine Verzugsbusse von 1000 Franken festgelegt worden.

Das Hochwasser von 1948

Vor dem Oktober 2000 war das grösste Rhone-Hochwasser das vom 4.September 1948.

Anhaltende Regenfälle hatten alle linksufrigen Nebenflüsse der Rhone anschwellen lassen. Enorme Wassermassen hatten die Eisenbrücken von Noës und Aproz weggerissen und unterhalb der Brücke Vers l’Eglise in Fully zwei Breschen geschlagen.

Die grössere war 160 m lang. Die gesamte Ebene zwischen Charrat und Martigny wurde unter Wasser gesetzt. Die Kantonsstrasse stand unter Wasser. Der Bahnverkehr konnte auf einem der beiden Gleise, das 30 Zentimeter tief unter Wasser stand, aufrechterhalten werden. Der Damm musste an fünf Stellen durchbohrt werden, damit das Wasser wieder in das Flussbett der Rhone zurücklaufen konnte.