Sie sind Freiwilliger

Begleitung von Migrantinnen und Migranten des Asylwesens


Engagieren Sie sich als Freiwillige/r und begleiten Sie Migrantinnen und Migranten aus dem Asylbereich. 

Engagieren Sie sich als Freiwillige/r und begleiten Sie Migrantinnen und Migranten aus dem Asylbereich.Liegt es Ihnen am Herzen, jemandem aus dem Asylwesen etwas Gutes zu tun? Dann werden Sie Teil unseres Teams von Freiwilligen!

Wir sind jederzeit auf der Suche nach motivierten Freiwilligen, die sich in ihrer Freizeit für Migrantinnen und Migranten einsetzen und sie auf ihrem Weg in die Integration begleiten möchten.

Ein solcher Freiwilligeneinsatz umfasst:

  • Unterstützung beim praktischen Erlernen von Französisch- oder Deutsch 
  • schulische Unterstützung
  • soziale Begleitung
  • Zuhören und Freundschaften knüpfen

Sie haben noch keine Erfahrung mit dem Asylbereich? Keine Bange – wir führen Sie an die verschiedenen Themen heran und unterstützen Sie! Das Amt für Asylwesen betreut die Freiwilligen, die sich ehrenamtlich betätigen, mit einer klaren Charta und garantiert so eine erfüllende und gut strukturierte Erfahrung.

Möchten Sie mehr darüber erfahren, welche Aufgaben unsere Freiwilligen übernehmen? Dann werfen Sie doch einen Blick auf unsere Kleinanzeigen!


Haben wir Ihr Interesse geweckt? Dann melden Sie sich bei uns!
 

Hier nur einige der Vorteile, wenn Sie als freiwilliger Menschen aus dem Asylbereich begleiten:

  • Sie haben die Möglichkeit, etwas im Leben einer benachteiligten Person zu bewirken.
  • Sie lernen eine neue Kultur kennen.
  • Sie treffen auf neue Menschen mit spannenden Geschichten.
  • Sie fühlen sich wertgeschätzt und gebraucht.

Haben wir Sie überzeugt? Dann werden Sie jetzt Teil unseres Teams von Freiwilligen!

Kontakt

DGSK / DSW
Amt für Asylwesen
Av. de la Gare 23
1950 Sitten

Freiwillige Tätigkeiten

Die freiwilligen Tätigkeiten können regelmässig oder punktuell ausgeübt werden. Das Hauptziel der freiwilligen Begleitung eines Asylsuchenden, was auch immer diese sein mag, ist es, eine Verbindung zwischen dieser Person und den Mitgliedern der Zivilbevölkerung zu schaffen.

Der Freiwillige wählt die Art, Intensität und Häufigkeit seines Engagements – je nach den Bedürfnissen vor Ort. Zur Auswahl stehen:

  • die schulische Unterstützung von Kindern und Jugendlichen
  • die Begleitung einer Familie oder einer Person (Besuche, Austausch, Sprachtandem usw.)
  • eine gezielte individuelle Begleitung, um den Asylsuchenden dabei zu helfen, sich freiwillig in einem Verein, einer Gruppe usw. zu engagieren, die ihren Interessen, Wünschen und Fähigkeiten entspricht
  • ein Engagement in der Boutique (Sitten/Visp)
  • eine Patenschaft für einen unbegleiteten Minderjährigen

Um zu erfahren, für welche Einsätze wir gegenwärtig Freiwillige suchen, werfen Sie doch einen Blick auf unsere Kleinanzeigen auf der Plattform Benevoles Valais-Wallis.

Aufnahme eines Asylsuchenden in der eigenen Familie

Das Amt für Asylwesen hat 2017 und 2018 ein Pilotprojekt mit dem spezifischen Coaching von Familien durchgeführt. Familien, die gewillt waren, volljährige Asylsuchende - alleinstehend oder als Familie - aufzunehmen.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Form der solidarischen Zusammenarbeit mit Mitgliedern der Zivilgesellschaft zwar eine wirksame Integrationsmöglichkeit ist, die Leistungsempfänger es aber vorziehen, nach dem Austritt aus einer Kollektivunterkunft in ihrer eigenen Wohnung zu leben und eine gewisse Privatsphäre wiederzufinden.

Deshalb befürwortet das Wallis andere freiwillige Einsätze als in der Form von Gastfamilien und legt den Schwerpunkt auf das Coaching der Freiwilligen, die mittels verschiedener Tätigkeiten Asylsuchende begleiten oder für sie bürgen.

Patenschaft für Erwachsene und unbegleitete Minderjährige

Personen und Familien, die daran interessiert sind, eine Person, eine Familie oder einen unbegleiteten Minderjährigen Asylsuchenden nachhaltig zu begleiten, können sich als Patenfamilie anbieten. Die Patenschaft besteht darin, die betreffende(n) Person(en) mindestens zweimal im Monat zu sich nach Hause einzuladen, wobei der Rahmen und die Bedingungen im Einvernehmen mit den beteiligten Parteien und dem Amt für Asylwesen festgelegt werden.

La Boutique

Das Amt für Asylwesen hat im März 2016 in Sitten und im Juni 2016 in Eyholz/Visp eine « Boutique » eröffnet.

Unter der Leitung der kantonalen Koordinatorin der Freiwilligen wird das Projekt mit Unterstützung  von Freiwilligen und Personen im Beschäftigungsprogramm (in Sion) getragen. Es besteht darin, Secondhand-Kleider zu sammeln, zu sortieren und zu verteilen. Die Asylsuchenden können hochwertige Kleidungsstücke und Accessoires (Taschen, Schuhe usw.) in einem einladenden Rahmen auswählen und sie werden dabei von einem motivierten und herzlichen Team beraten, mit welchen sie die Sprache des Landes anwenden können und die einfachen und üblichen Gesten der sozialen Integration anwenden können.

Die Charta von La Boutique legt die grundlegenden Werte und die Mission der Menschen fest, die dort arbeiten.

Öffnungszeiten und Adresse der Boutique in Sitten

Montag   13:30 Uhr - 16:00 Uhr
Dienstag   13:30 Uhr - 16:00 Uhr
Mittwoch   13:30 Uhr - 16:00 Uhr
Donnerstag   13:30 Uhr - 16:00 Uhr
Freitag   13:30 Uhr - 16:00 Uhr

 

Tel. 079 715 77 06 (zu Bürozeiten)

Rue Ste-Marguerite 15
1950 Sitten
Lageplan

 

Öffnungszeiten und Adresse der Boutique in Visp

Dienstag   13:30 Uhr - 16:30 Uhr
Mittwoch   13:30 Uhr - 16:30 Uhr

 

Tel. 079 703 98 80 (zu Bürozeiten)

Bahnofstrasse 22
3930 Visp
Lageplan

 

Spenden

Kleidung

Die Kleidungsstücke müssen unbedingt sauber und in einwandfreiem Zustand sein. Sie können sie in unserer Boutique in Sitten oder Eyholz während den Öffnungszeiten abgeben - bitte stellen Sie nichts vor der Boutique ausserhalb der Öffnungszeiten ab!

Accessoires

Accessoires wie Taschen, Schuhe, Gürtel, Hüte oder auch Koffer werden gerne entgegengenommen, sofern sie in einem guten Zustand sind.

Wir nehmen auch gerne andere Angebote an, die möglicherweise punktuell einem Bedarf entsprechen. Bitte fragen Sie vorgängig in der Boutique nach.

Möbel

Derzeit rüstet das Asylamt keine neuen Wohnungen aus und benötigt daher keine Möbel oder andere Gegenstände.

Erfahrungsberichte der Freiwilligen

Freiwilligenarbeit in ihren unterschiedlichen Facetten: Famille de parrainage
« Un lien chaleureux et fluide »

Freiwilligenarbeit in ihren unterschiedlichen Facetten: Schulische Unterstützung
« Wenn Hausaufgabenhilfe einer ganzen Familie Freude macht »

« Wenn Hausaufgabenhilfe einer ganzen Familie Freude macht »

Frédéric* wurde vor Kurzem pensioniert. Seitdem besucht er seit bald drei Jahren ein bis zwei Mal die Woche die heutige 6H-Schülerin Nami* und hilft ihr bei den Hausaufgaben und beim Lernen. Nami kommt aus Eritrea und lebt mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einer Wohnung.

Zu Beginn der freiwilligen Begleitung übte Frédéric mit dem Mädchen vor allem Lesen und Schreiben. Die Mutter begrüsste ihn jedes Mal mit einem Kaffee, einem Getränk und Früchten und so bildete sich mit der Zeit eine enge Freundschaft zwischen Frédéric und der Familie. 

Obwohl Frédéric nicht auch noch Zeit hat, der Mutter bei ihren Französischkursen zu helfen, beschränkt sich sein Engagement nicht auf die schulische Unterstützung. Er unternimmt verschiedene Aktivitäten mit den Kindern, geht in den Park, macht Veloausflüge, Spaziergänge oder spielt mit ihnen. Für alle sind die gemeinsam verbrachten Momente eine Bereicherung.

Nachdem Frédéric in den letzten 15 Jahren seiner Arbeitszeit viel im Ausland unterwegs war, war es ihm wichtig, den Bezug zu einer freiwilligen Tätigkeit und zum Vereinswesen wieder aufzubauen und so entstand sein Wunsch, Menschen aus dem Asylwesen zu begleiten. Der mehrsprachige und weltoffene Pensionär erkannte rasch, dass der Asylbereich eine Möglichkeit wäre, seiner freien Zeit Sinn zu verleihen. Er liess sich frühzeitig pensionieren und suchte für die neu gewonnene Freizeit eine erfüllende Tätigkeit.

Bei seinem ersten Einsatz als Freiwilliger begleitete er einen jungen Afghanen, der als unbegleiteter Minderjähriger in die Schweiz gekommen war. Für Frédéric war es schwierig, den jungen Mann zu motivieren und die Zusammenarbeit gestaltete sich kompliziert. Als der junge Mann eine Berufslehre antrat, beendete Frédéric den Auftrag und erkundigte sich nach einem anderen, der mehr dem entsprach, was er suchte. Dann traf er Nami.

Was Frédéric an seinem Engagement am meisten schätzt, ist die emotionale Bindung, die er zu Nami und ihrem kleinen Bruder aufbauen konnte. Da er selbst keine Enkelkinder hat, berührt ihn die Zuneigung, die ihm die Kinder entgegenbringen, sehr und er freut sich jedes Mal auf den nächsten Besuch. Zeit ist hier ein grosses Plus: In den drei Jahren entstand eine enge, gegenseitige Beziehung.

Frédéric übernimmt eine Aufgabe, in der er einen Sinn sieht, die ihm Freude bereitet und die es ihm ermöglicht, einen echten Bezug zu einer Familie mit Migrationshintergrund aufzubauen. Als freiwilliger Mitarbeiter des Amts für Asylwesen kann er sein Engagement selbstständig gestalten. Dennoch schätzt er die Unterstützung, die das Amt ihm in Form von regelmässigen Schulungen bietet. Er freut sich darauf, seine Tätigkeit fortzusetzen und die Beziehung zu Nami, ihrem kleinen Bruder und ihrer Mutter weiter zu pflegen.

* Namen geändert

Freiwilligenarbeit in ihren unterschiedlichen Facetten: Begleitung
« Zwei aufgestellte Frauen, die gerne reden »

« Zwei aufgestellte Frauen, die gerne reden »

Nach 20 Jahren als Administrative Verantwortliche im Spital entschied sich Véronique, sich beruflich neu zu orientieren und nahm eine Stelle in der Erwachsenenbildung an. Sie entscheidet sich, sich in ihrer neu gewonnen Freizeit ehrenamtlich zu betätigen. Über die Plattform Bénévoles Valais-Wallis sucht sie nach Engagements, die ihr entsprechen und bewirbt sich schliesslich beim Amt für Asylwesen. Bei der Informationsveranstaltung für die neuen Freiwilligen lernt sie die Referentin der Freiwilligen vom Mittelwallis kennen und erfährt, wie die Betreuung der Personen aus dem Asylwesen im Wallis aufgegleist ist. Véronique lernt, welche Rechte und Pflichten sie als Freiwillige hat und wird nach ihren Interessen und Erwartungen an ein Engagement gefragt. Nachdem sie die Charta der Freiwilligen unterschrieben hat, erhält sie eine erste Anfrage: die Begleitung einer Afghanin in etwa ihrem Alter. Zusammen mit ihren vier Kindern, die zum Zeitpunkt der Einreise in die Schweiz zwischen 11 und 22 Jahre alt waren, lebt Zahra* seit 6 Jahren im Wallis. Die motivierte Afghanin besucht neben ihrer Tätigkeit in verschiedenen Beschäftigungsprogrammen, darunter in der Boutique des Amts für Asylwesen, einen Französischkurs. Sie wünscht sich, dass eine Freiwillige sich regelmässig mit ihr bei ihr zu Hause trifft, damit sie die Möglichkeit hat, Französisch zu üben und um Fortschritte zu machen.

Véronique lernt Zahra in der Boutique kennen, wo diese zwei Nachmittage pro Woche arbeitet. Sie begegnet einer aufgestellten, positiven Frau und die Chemie zwischen den beiden stimmt sofort. Die beiden Frauen vereinbaren, jeden Donnerstagnachmittag etwas zusammen zu unternehmen.

Am ersten Donnerstag klingelt Véronique an Zahras Haustür, die Arme voller Französischbücher und Spiele. Auch für Véronique eine neue Erfahrung. Sie hat noch nie zuvor diese Art von Erwachsenenbegleitung gemacht und muss rasch erkennen, dass sich ihre Vorstellung stark von Zahras Realität und Bedürfnissen unterscheidet. «Nach dem ersten Treffen war ich viel relaxter», so Véronique. Sie erkennt, dass es nicht in erster Linie um Französischunterricht geht, sondern darum, für jemanden ein Bezugspunkt zu sein und wenn dabei Fortschritte in der Sprache gemacht werden, umso besser. Zahra ist es besonders wichtig, ihre mündlichen Französischkenntnisse zu verbessern, um sich in Alltagssituationen besser zurecht zu finden. Die beiden Frauen kämpfen sich fortan also nicht mehr durch französische Klassiker und Grammatikbücher, sondern blättern die Aktionskataloge der Detailhändler durch. Bei den beiden beliebt sind auch Rollenspiele, so wenn man als Kundin in einem Geschäft ein Kleid umtauschen möchte und sich an die Verkäuferin wendet. Alltagsgegenstände im Haus zu benennen ist eine gute Wortschatzübung, oft wird über dieses und jenes geplaudert und so entsteht im Laufe der Zeit eine starke Bindung zwischen den beiden. Dann ist es auch schon vorgekommen, dass die beiden zu müde waren, um sich aufs Französisch zu konzentrieren und im Wohnzimmer von Zahra einfach mal kurz Siesta machten.

Mittlerweile gibt es viele lustige Anekdoten und Geschichten zu erzählen. Véronique erzählt, welche Sorgen Zahra sich beim ersten Treffen machte, als es etwas später wurde und Véroniques Mann anrief, um sich nach ihr zu erkundigen: «Ich hoffe dein Mann schlägt dich jetzt nicht.» Solche Momente bieten Gelegenheit, dass sich zwei Frauen austauschen und kulturelle oder sprachliche Barrieren hinter sich lassen, über ihr Leben erzählen, über Gleichstellungsfragen, Menschenrechte und die Sicherheit in ihrem Land. Dass dank gegenseitigem Vertrauen eine Brücke geschlagen wird zwischen zwei Welten, zwischen zwei Kulturen. Oft ist die Verwunderung gross und es muss erklärt werden, Fragen, warum Véronique keine Kinder hat, mit ihrem Mann gerne ins Restaurant geht, oder dann Erzählungen von Zahra über eine ihrer Töchter, die in Österreich lebt und einen Sohn mit einer Behinderung hat, oder über ihre Flucht, über ihren Mann. Véronique berührt die Geschichte von Zahra sehr, ebenso wie die Tatsache, dass Zahra ihr so viel Vertrauen entgegenbringt und ihre Lebensgeschichte teilt.

Daneben hat es auch Platz für viele unbeschwerte, lustige Momente, wenn beispielsweise das Online-Tool Französisch-Farsi unsinnige Übersetzungen ausspuckt und Zahras Gesichtsausdruck beim Lesen dann ratlose Züge annimmt.

Véronique ist begeistert von Zahras Kochkünsten und war schon zweimal dabei, wenn ein afghanisches Festmahl anstand. Traditionell werden die Speisen auf einem edlen Tuch auf dem Boden ausgebreitet, um das sich die Essenden platzieren. Da Véroniques Mann sehr gross ist, war es für ihn aber am bequemsten, wie die Römer im Liegen zu essen, was alle sehr zum Lachen brachte.

Wenn das Treffen jeweils dem Ende zugeht, verlässt Véronique Zahra immer mit dem Gefühl, nützlich gewesen zu sein, und mit der Freude, Zeit mit ihr verbracht zu haben. Sie fühlt sich gebraucht, nicht nur, wenn es mal wieder darum geht, einen Arztbericht in verständliches Französisch zu übersetzen. Hin und wieder kommt es vor, dass Véronique auch die Kinder unterstützt, beispielsweise als es für die ältere Tochter darum ging, ihre Vertiefungsarbeit zum Abschluss der Lehre zu schreiben. Als die Arbeit der jungen Frau plötzlich nicht mehr auf dem Computer aufzufinden war, war Véronique, die die Arbeit gegengelesen und bei sich abgespeichert hatte, ihre Rettung. Véronique war es auch, die ihr die Adresse einer Zahnarztpraxis gab, wo eine Bekannte von ihr arbeitete, als die Tochter eine Lehrstelle als Dentalassistentin suchte.

Zahra betont regelmässig, wie glücklich sie ist, hier leben zu dürfen – in einem Land, in dem Frieden herrscht. Sie ist glücklich, dass es ihren Kindern gut geht und in der Schule Erfolg haben, besonders die jüngste Tochter, die zum Zeitpunkt der Flucht in die Schweiz gerade mal sechs Jahre alt und so hier ihre gesamte Schulzeit absolvieren kann.

Auf die Frage, was sie neuen Freiwilligen zur Motivation mit auf den Weg geben würde, antwortet Véronique, dass ein Freiwilligenarbeit beim Amt für Asylwesen «ein Aufbrechen zu neuen Horizonten ist, eine Möglichkeit, neue Kulturen kennen zu lernen, eine Art zu reisen, ohne dafür in die Ferne schweifen zu müssen.» Die Freiwilligenarbeit mit Menschen aus dem Migrationswesen hilft, Ängste gegenüber anderen abzubauen und fördert das Zusammenleben. «Es sind die Gemeinsamkeiten, die die Freiwilligen und die Migrantinnen zusammenbringen. Ein solches Engagement ist ein Integrationsfaktor, der in beide Richtungen wirkt und sehr effektiv ist.» Die Freiwilligen sind Brückenbauer zwischen den Gemeinschaften: Ihr Einsatzgebiet ist der Alltag, bodenständig und nah an Herr und Frau Jedermann. Während Zahra in erster Linie die grosse Verfügbarkeit und Flexibilität von Véronique und die Gelegenheit, Französisch sprechen zu können, schätzt, mag Véronique an ihrem Gegenüber besonders deren Humor, Schlichtheit und Natürlichkeit.

Véronique und Zahra: zwei aufgestellte, fröhliche Frauen, die durch die ehrenamtliche Begleitung eine starke und bereichernde Beziehung zueinander aufbauen konnten und diese auch weiterhin pflegen werden.

* Namen geändert

Freiwilligenarbeit in ihren unterschiedlichen Facetten: Begleitung
« Wenn Lernen zu einer Reise wird »

« Wenn Lernen zu einer Reise wird »

Heute interessieren wir uns für die Geschichte von Maryan*, die aus Afrika geflüchtet ist, und Monique, der Freiwilligen, die Maryan seit zwei Jahren begleitet. Sie erzählen uns, wie ihre erste Begegnung war und wie der Kontakt zwischen ihnen ist.

Vor zwei Jahren schlug Maryans Sozialarbeiterin vor, dass eine Freiwillige einmal pro Woche Maryan besuchen und mit ihr zusätzlich zum Sprachkurs, den alle vom Amt für Asylwesen betreuten Personen besuchen, etwas Französischkonversation machen würde. Mit ihren Kindern, die zwischen 5 und 16 Jahre alt waren, lebte sie zu dem Zeitpunkt etwas mehr als ein Jahr in der Schweiz. Maryan hatte nie die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, war aber motiviert und voller Ressourcen.

Monique ist ausgebildete Sozialarbeiterin. Sie war ein Jahr lang in Gabon im Albert Schweizer Spital tätig und betreute dort die Krippe und den Kindergarten für die Kinder der einheimischen Spitalmitarbeiter. Freiwilligenarbeit war stets ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens – zusätzlich zu ihrer Erwerbstätigkeit. Monique hatte beim Amt für Asylwesen bereits einmal ein Engagement im Bereich der schulischen Unterstützung, das dann aber aufgrund der Pandemie nach 2,5 Jahren endete. Als dann das Amt für Asylwesen mit einer neuen Anfrage an Monique herantrat, sagte sie zu. Das erste Treffen mit Maryam verlief gut, die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb und so wurde ein Rahmen fürs freiwillige Engagement definiert.

Monique freut sich stets auf die Besuche bei Maryam. Neben dem Sprachkurs engagiert sich Maryam aktiv im Wohnheim, in dem sie lebt: 5 Tage die Woche und abends übernimmt sie diverse Unterhalts- und Wartungsarbeiten in den Räumlichkeiten. Für Monique ist es wichtig, mit Maryam die Schwierigkeiten zu besprechen, auf die sie im Alltag stösst, und sie schätzt es, ihr helfen zu können, ihre eigenen Ressourcen zu mobilisieren, um Lösungen zu finden. Maryam schätzt es, dass Monique ihr beim Organisieren von Terminen und beim Lesenlernen hilft. Dies erfordert viel Zeit, Energie und vor allem Geduld. Jemand, der in der Schweiz aufgewachsen und hier zur Schule gegangen ist, hat Mühe zu begreifen, wie schwierig es ist, die Sprache, Codes und Alltagsleben der Schweiz zu lernen – umso mehr, wenn man aus einer anderen Kultur kommt und noch nie die Schule besucht hat.

Monique unterhält sich gerne mit Maryam, die bereits grosse Fortschritte im Französischen gemacht hat und mit ihrem noch kleinen Wortschatz kommunizieren, verstehen, einen Dialog führen und sich austauschen kann. Sie erzählt gerne von ihrem Heimatland und Monique hört gerne zu. Maryam schwärmt auch vor ihren Freundinnen, wie glücklich sie sich schätzt, dass Monique regelmässig zu Besuch kommt und ihr hilft. Diese hat aber abgelehnt, noch andere Frauen aus Maryams Bekanntenkreis zu begleiten: Sie zieht es vor, ihre Zeit ausschliesslich Maryam zu widmen.

Was den Rahmen des ehrenamtlichen Engagements beim Amt für Asylwesen angeht, hält Monique die Charta, die von allen Freiwilligen zu unterzeichnen ist, für sehr hilfreich. So bleibt die Tätigkeit zwar autonom, wird aber von der Institution unterstützt. Ein grosses Plus ist auch die lokale Freiwilligen-Gruppe und die Ansprechperson der Gruppe. Auf die Frage, was sie neuen Freiwilligen mit auf den Weg geben möchte, antwortet sie, die Freiwilligenarbeit sei wie eine Tür zu einer neuen Welt, die sich öffnet. Als ob man eine «Reise» unternimmt. Auch wenn eine solche Verpflichtung anspruchsvoll ist, lohnt sich das Abenteuer und man erhält viel zurück.

Maryam, die sehr gerne zum Französischkurs geht und Lesen und Schreiben lernt, arbeitet unermüdlich daran, ihre Sprachkenntnisse auf ein Level zu bringen, um eine Arbeit finden zu können. Auch wenn es bis dahin noch ein gutes Stück Weg ist, ist die Unterstützung von Monique eine wertvolle Ressource. Für Monique wiederum sind die Treffen mit Maryam auf menschlicher Ebene wertvoll und bereichernd.

* Namen geändert

Freiwilligenarbeit in ihren unterschiedlichen Facetten: Engagement in der Boutique
« Ein Ort des Teilens und des Austausches, bei dem die Basis durch gemeinsames Arbeiten entsteht »

« Ein Ort des Teilens und des Austausches, bei dem die Basis durch gemeinsames Arbeiten entsteht »

Anne, die vor 4 Jahren aus Belgien in die Schweiz kam, engagiert sich hier als Freiwillige, um sich so rasch wie möglich zu integrieren. Bereits in Belgien betätigte sie sich ehrenamtlich und kannte den Bereich Secondhand-Kleidung bereits aus ihrer Tätigkeit bei einem sozialen und gemeinnützigen Oxfam Shop. Im Unterschied zur Boutique des Amts für Asylwesen werden die Kleider bei Oxfam aber nicht kostenlos abgegeben, sondern verkauft.

Im Wallis angekommen, war Anne erst Teil des Teams von Magasin du Monde in Siders. Deren Sortiment besteht aus handwerklichen Artikeln und Fair-Trade-Produkten und alle Läden der Kette werden von Freiwilligen geführt. Sie kümmerte sich um die Buchhalten und arbeitete zusammen mit anderen Freiwilligen, die meisten Frauen, während der Ladenöffnungszeiten ebenfalls im Verkauf. Dort ist sie noch heute tätig.

Über die Kleinanzeigen auf der Website Benevoles Valais-Wallis entdeckt Anne zwischenzeitlich die Freiwilligen-Einsätze des Amts für Asylwesen. Die Anzeige für die Boutique sticht ihr ins Auge, sie bewirbt sich. Nach der Infoveranstaltung für die neuen Freiwilligen und der kurzen obligatorischen Schulung, die für die Boutique nötig ist, beginnt ihr Einsatz auch schon.

Die Nachmittage in der Boutique laufen stets nach dem gleichen Schema ab. Die Migrantinnen, die unter das Asylgesetz fallen und in der Boutique ein Beschäftigungsprogramm absolvieren, werden von den beiden Betreuerinnen, die selbst einen Migrationshintergrund haben, begrüsst. Bei einer kurzen Runde erzählen die Mitarbeiterinnen des Beschäftigungsprogramms, die Betreuerinnen und die Freiwilligen, wie es ihnen gerade so geht und was es Neues gibt. Die beiden Betreuerinnen verteilen dann die Arbeit in den drei Aufgabenbereichen, die es in der Boutique gibt. Ein Team arbeitet am Empfang der Kunden und Kundinnen, eines im Verkaufsbereich und das letzte Team sortiert im Lager die neu eingetroffenen Spenden und Kleider.

Um 13.30 Uhr öffnet das Geschäft. Wichtigste Regel ist, dass die Mitarbeitenden des Beschäftigungsprogramms, die Freiwilligen und die Kundschaft, die ausschliesslich aus Migrationskreisen stammt und vom Amt für Asylwesen betreut wird, Französisch sprechen. Dies ist nicht immer so einfach wie es tönt; es geben aber alle ihr Bestes und es wird viel gelacht.

Wichtiger Anhaltspunkt der Nachmittage ist die Pause um 15.00 Uhr. Es gibt Kaffee, Tee, kalte Getränke und Biscuits oder Snacks, die die Frauen zubereitet haben. Auch die Kundinnen und Kunden sind stets herzlich dazu eingeladen. Alle sitzen für einen Moment zusammen. Der Dialog auf Französisch wird gefördert, ist aber angesichts der unterschiedlichen Herkunft der Mitarbeiterinnen und Kundinnen nicht immer ganz einfach.

Wenn im Laden gerade wenig läuft, nutzen die Freiwilligen und die Migrantinnen die Zeit, eine Partie Scrabble zu spielen, über Gott und die Welt zu reden und so ihre Französischkenntnisse zu üben.

Um 16.00 Uhr schliesst die Boutique für die Kundinnen und Kunden. Nun geht es ans Aufräumen, Inventarisieren und Auffüllen der Regale. So bleibt die Boutique ein einladender Ort, der sich kaum von anderen Bekleidungsgeschäften unterscheiden lässt.

Um 16.15 Uhr ist die Arbeit erledigt und alle gehen nach Hause – nachdem sie sich in ihrer Muttersprache von den anderen verabschiedet haben.

Die Mitarbeiterinnen des Beschäftigungsprogramms arbeiten sehr selbstständig. Für die in der Boutique anfallenden alltäglichen Arbeiten müssen sie kaum bei den Freiwilligen nachfragen. Sie kennen ihre Arbeit aus dem Effeff und erledigen alles selbst. Sie kümmern sich mit grosser Sorgfalt um die Regale und begrüssen die Kunden freundlich und professionell. Gleichzeitig stellt das Sprechen und Schreiben auf Französisch oft eine grosse Herausforderung dar, mit der sich einige schwerer tun als andere. Die Migrantinnen helfen sich gegenseitig, wo sie können und wer bereits fortgeschrittene Sprachkenntnisse hat, übernimmt für die anderen eine Lehrerinnenfunktion. Anne ist der Überzeugung, dass man beim Spielen am besten eine Sprache lernt und so wird, wann immer sich die Gelegenheit dazu bietet, gespielt.

Anne betont, wie dankbar, aufgestellt und motiviert die Frauen, die in der Boutique arbeiten, stets sind. Man sieht, dass sie die Sprache lernen und so gut wie möglich sprechen wollen. Sie haben viel Freude an diesem Austausch und geniessen den Kontakt mit den Freiwilligen. Es ist ihnen wichtig, von Zeit zu Zeit kulinarische Spezialitäten aus ihrem Land mitzubringen. Anne und die anderen Freiwilligen werden besonders warm empfangen. Auch Anne freut sich jedes Mal auf den nächsten Einsatz.

Zu einigen der Frauen, die in der Boutique arbeiten, hat Anne eine enge Beziehung aufgebaut und trifft sie gerne auch ausserhalb der Arbeit, manchmal weil sie in einer besonderen Sache Hilfe benötigen. Die Flüchtlinge haben grosses Interesse daran, andere Menschen kennen zu lernen und ihr soziales Umfeld zu erweitern.

Anne betont, wie gut die Boutique als Ort der Begegnung, des Teilens und des Austauschs dem Bedürfnis der Asylantinnen nach sozialen Bindungen und der Freude am Kennenlernen der «Anderen» entspricht. Alle sind sehr dankbar.

Das einzig Schwierige, das Anne bei diesem Freiwilligeneinsatz nennen kann, ist die Sprachbarriere, die bei gewissen Frauen, besonders bei etwas älteren Frauen, teilweise unüberwindbar scheinen kann. Meist klappt es dann mehr schlecht als recht dennoch, was häufig mit einem Lachen begleitet wird. Es gibt viele lustige Anekdoten, die Atmosphäre ist unbeschwert und man spürt viel gegenseitigen Goodwill. Die Freiwilligen und die Beschäftigten verstehen sich gut, man ist einander sympathisch. Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen, das allen Freude bereitet.