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Anstellung von Personen aus dem Asylbereich

Alle Personen mit einer vom Bund ausgestellten Aufenthaltsbewilligung dürfen in der Schweiz einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Der Zugang zum Arbeitsmarkt und die verschiedenen Behördengänge, die vom Arbeitgeber auszuführen sind, variieren allerdings je nach Art des Ausländerausweises. Die Einzelheiten dazu sind nachfolgend zusammengefasst. 

Unabhängig von ihrem Status wird jede Person aus dem Asylbereich quellenbesteuert. Der Prozentsatz der abgezogenen Steuer hängt vom Bruttolohn und vom Familienstand ab. Der Arbeitgeber zieht den Prozentsatz direkt vom Lohn ab und überweist ihn an die Kantonale Steuerverwaltung.

Die Die Kantonale Steuerverwaltung erteilt diesbezüglich die nötigen Auskünfte. Tel.: 027 606 24 51 E-Mail: scc@admin.vs.ch

Art der Anstellung 

Arbeitgeber, die Interesse haben, Personen aus dem Asylbereich einzustellen, haben diesbezüglich mehrere Möglichkeiten.

Praktikum

Evaluationspraktikum

Im Rahmen dieses Praktikums, welches maximal 2 Wochen dauern darf, haben Arbeitgeber die Möglichkeit, die Arbeitsmarktfähigkeit der Kandidaten zu testen, während die Kandidaten sichergehen können, dass die Arbeit sie interessiert. Je nachdem, wie das Fazit ausfällt, kann das Praktikum verlängert oder in eine Anstellung umgewandelt werden.

Ausbildungspraktikum

Ziel dieses Ausbildungspraktikums, das in einem Betrieb absolviert wird und bis zu 6 Monate dauern darf, ist es, dass die Kandidaten  im Anschluss eine Anstellung oder einen Ausbildungsplatz erhalten.

Jobs

Das Büro für berufliche Eingliederung (BBE) bietet administrative Unterstützung bei der Anstellung sowie eine Begleitung des Arbeitnehmers und des Arbeitgebers durch einen Berater oder eine Beraterin während der ersten Monate der Anstellung.

 

Recht auf Arbeit je nach Ausländerausweis

Anstellung

Der Arbeitgeber meldet die Aufnahme der Erwerbstätigkeit spätestens am 1. Tag über ein amtliches Dokument, das er beim Büro für berufliche Eingliederung (BIP) einreicht.

Mögliche Arbeitsfelder

Alle Branchen, gesamte Schweiz

Ende der Anstellung

Jede Aufnahme oder Beendigung einer Erwerbstätigkeit muss online über die Plattform EasyGov gemeldet.

Anstellung

Vor einer Anstellung muss der Arbeitgeber eine Arbeitsbewilligung beantragen und dem BIP mit Kopie des Arbeitsvertrags zustellen. Die Erwerbstätigkeit kann aufgenommen werden, sobald die Bewilligung vorliegt.

Mögliche Arbeitsfelder

Im VS sind die Bereiche Landwirtschaft, Metzgerei, Bäckerei, Hotellerie & Gastronomie, Privat- und Kollektivhaushalte, Gesundheitsberufe und Hauspflege uneingeschränkt möglich.. Nach Abklärung beim Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) sind alle Bereiche möglich.

Ende der Anstellung

Der Arbeitgeber muss die Beendigung der Erwerbstätigkeit unbedingt der Dienststelle für Bevölkerung und Migration melden: SPM-ASILE@admin.vs.ch

Anstellung

Die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit oder der Wechsel des Arbeitgebers unterliegt einer vorgängigen Bewilligung. Der Arbeitgeber füllt das Formular «Gesuch um Erteilung einer Arbeitsbewilligung für schutzbedürftige Personen – Bewilligung S» aus, unterschreibt es und lässt es vom Arbeitnehmer unterschreiben. Schliesslich sendet er es zusammen mit dem Arbeitsvertrag per E-Mail an die DIHA: sict-permis-s@admin.vs.ch

Mögliche Arbeitsfelder

Alle Personen mit einem vom Bund ausgestellten Schutzstatus S dürfen in der Schweiz eine unselbstständige oder selbstständige Erwerbstätigkeit nachgehen.

Ende der Anstellung

Der Arbeitgeber muss die Beendigung der Erwerbstätigkeit unbedingt der Dienststelle für Bevölkerung und Migration melden: SPM-ASILE@admin.vs.ch

Anstellung

Abgewiesene Asylsuchende oder Personen, für die ein Nichteintretensentscheid gefällt wurde, dürfen in der Schweiz nicht arbeiten.

Unterstützung bei der Anstellung von Personen aus dem Asylbereich

Das Büro für berufliche Eingliederung (BBE) knüpft Verbindungen zwischen Unternehmen und Personen aus dem Asylbereich, die im Wallis eine Arbeit oder eine Ausbildung suchen. Jeder Arbeitgeber kann deren Dienste in Anspruch nehmen, um die Fertigkeiten der Migranten zu nutzen und somit zu ihrer beruflichen Eingliederung beizutragen.

Eine Arbeitsstelle zu finden ist der Schlüssel zur Integration von Menschen aus dem Asylbereich. Arbeit ermöglicht ihnen, am wirtschaftlichen Leben teilzuhaben, ihr persönliches Potenzial auszuschöpfen und sich vor Armut und Ausgrenzung zu schützen.

Das BBE hat die Aufgabe, beide Parteien zu begleiten und zu unterstützen, um die Zusammenarbeit zu erleichtern und zum Erfolg des Eingliederungsprojekts beizutragen. Die Beraterinnen und Berater des BBE sind im gesamten Kanton tätig und bieten bei Bedarf Beratung und ein Jobcoaching an.
 

Unterstützung von Jugendlichen beim Eintritt in eine berufliche Grundbildung

Die Berufsberatungsstelle des Amts für Asylwesen bietet Jugendlichen Unterstützung beim Eintritt in eine Vorlehre oder eine Lehre mit eidgenössischem Berufsattest (EBA) oder eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ). Die Beraterinnen und Berater begleiten die Lernenden und ihre Arbeitgeber während der gesamten Ausbildung.

Vorteile einer Zusammenarbeit mit dem BBE für Unternehmen 

  • Möglichkeit, die Kandidaten näher kennen zu lernen und ihre Fähigkeiten vor einer Anstellung zu testen
  • Unterstützung bei Behördengängen und administrativen Schritten
  • Begleitung während den ersten Monaten der Anstellung oder während der gesamten Ausbildungszeit
  • Zugang zu den vom Kanton Wallis angebotenen Massnahmen gemäss dem geltenden Massnahmenkatalog
  • Coaching und Unterstützung der Unternehmen

Kontakt

Büro für berufliche Eingliederung

sas-bip@admin.vs.ch
027 607 21 00
Verwantwortlicher : Karim Asaas

Unterwallis

Bureau d’insertion professionnelle
Avenue du Midi 10, 5ème étage
1950 Sion
 
Antenne du Bas-Valais
Rue du Coppet 12
1870 Monthey

Oberwallis

Bahnhofstrasse 19
Postfach 46
3942 Raron

Erfahrungsberichte

Bereich: Gebäude
Firma: Bitz & Savoye SA, Metallbau, Sitten

Herr Josef, ursprünglich aus Eritrea, jetzt Schweizer

« Zuerst möchte ich mich bei meinem Chef bedanken, der mir die Chance gegeben hat, mich im Bereich Schlosserei weiterzuentwickeln.

Ich kam 2004 in die Schweiz. Am Anfang konnte ich kein Französisch, aber meine Englischkenntnisse halfen mir, die Sprache zu lernen, und im Flüchtlingsheim habe ich so viel wie möglich gesprochen.  Sechs Monate lang besuchte ich Sprachkurse im Ausbildungszentrum Le Botza, wo ich auch einen Schlosserkurs absolvieren konnte. Danach erhielt ich den Flüchtlingsstatus (Ausweis B) und das Rote Kreuz Wallis half mir bei den Formalitäten, damit ich ein sechsmonatiges Praktikum beginnen konnte. Mein Chef hat mir vertraut und ich konnte mich im Unternehmen weiterentwickeln. Das Schwierigste für mich war das Klima, da ich im September ankam und der Winter 2004 sehr streng war.

Die schönste Entdeckung war der Käse. Ich war verblüfft, als ich den « fliessenden » Käse sah, der in Fondues und Raclettes serviert wird!

Hier habe ich auch meine Frau kennengelernt, die in der Kinderkrippe des Schlosses arbeitet. Sie machte ihre Ausbildung, indem sie drei Jahre lang jeden Samstag arbeitete.

Was könnte ich Neuankömmlingen nach 15 Jahren in der Schweiz raten? Es ist nicht immer einfach, man muss warten, bis die Dinge passieren. Wenn man morgens aufsteht, passieren die Dinge irgendwann. Man muss die Zeitung lesen, mit den Leuten reden, wissen, was um einen herum passiert und was man tun kann. »

Herr Domenico Savoye, Direktor von Bitz & Savoye SA

« In diesem Betrieb haben wir über das Rote Kreuz immer wieder Asylsuchende aufgenommen. Ich bin italienischer Abstammung, und als meine Eltern ins Wallis kamen, mussten auch sie sich den Regeln des Landes anpassen, um sich zu integrieren.

Josef kam zuerst für ein zweiwöchiges Praktikum und dann für sechs Monate, nach denen wir ihm eine Anstellung anboten.

Er zeigte einen großen Willen, sich anzupassen und zu integrieren. Am Anfang war er Hilfsarbeiter, nach und nach übernahm er selbständig Verantwortung in der Montage und leitet heute ein Team.

Seine Integration in das Unternehmen und in das Team ist insofern interessant, als er an den vom Unternehmen organisierten Festen und Ausflügen teilnimmt. Diese Integration hat sich auch auf persönlicher Ebene fortgesetzt, da er nun Schweizer ist. In der Schweiz lernte er seine Frau kennen, die die gleichen Wurzeln hat wie er und ein Jahr zuvor in die Schweiz gekommen war. Ihre beiden Kinder sind hier in der Schweiz geboren. »

Bereich: Weinbau
Firma: Jean Louis Mathieu SA, Chalais

Herr Haile Mariam Mesgen, Eritrea, Weinbauer

« Bevor ich in die Schweiz kam, war ich in meinem Land in der Armee. Ich hatte bereits 3-4 Monate in den Weinbergen gearbeitet, bevor ich mich für die Ausbildung zum Weinbauhelfer anmeldete, die vom Amt für Asylwesen organisiert wurde. Am Ende der Ausbildung stellte mich der Ausbilder, Herr Pascal Roduit, Herrn Jean-Louis Mathieu vor. Vor meiner Einstellung habe ich ein zweimonatiges Praktikum absolviert.
Ich fühle mich wohl in der Arbeitsgruppe. Im Winter sind wir vier bis fünf Personen und im Sommer bis zu 15 Personen. Die Vielfalt des Berufs stellt für mich kein Problem dar. Schwierig war für mich am Anfang das Fahren mit den verschiedenen Fahrzeuggrössen, oft auf engen Bergstrassen, aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt und es macht mir richtig Spass! »

Herr Jean-Louis Mathieu, Einkellerer und Inhaber der Weinkellerei Jean-Louis Mathieu

« Wenn ich Personal brauche, nehme ich immer mehrere Bewerber zur Probe. Ich wandte mich an Pascal Roduit vom Ausbildungszentrum Les Barges, der mir Haile empfahl. Er hatte nicht nur eine Ausbildung im Weinbau absolviert, sondern auch die Technik des Trockenmauerbaus erlernt.

Haile war ein Vorbild für die anderen im Team, er war der erste, der zum Besen griff, wenn es mal nichts zu tun gab. Er hat sofort versucht, sich anzupassen und zu integrieren, und das ist für mich ein Zeichen von Intelligenz. Wir haben eine echte Perle gefunden, die ihre Arbeit und ihren Arbeitgeber respektiert. Er ist immer pünktlich oder entschuldigt sich im Voraus, wenn er nicht anwesend sein kann. Die einzigen Schwierigkeiten waren sprachlicher Natur, aber Haile hat immer ruhig gearbeitet und Anweisungen befolgt. Manche Kandidaten verlassen den Weinberg sofort, wenn sie eine Bemerkung hören, denn es ist schwierig, ruhig zu bleiben, wenn es in den Weinbergen manchmal bis zu 39 Grad heiss ist und es keine Luft gibt. In diesem Bereich braucht man Ausdauer, man muss das Wetter, die Hitze oder die Kälte und den Regen während des Rebschnitts akzeptieren. »

Bereich: Gastronomie, Lehre
Firma: Le Coq en pâte, Passage Supersaxo, Sitten

Herr Kiros Esaw, Eritrea, Auszubildender, Ausbildung zum Restaurantfachmann

« Ich bin im Oktober 2014 in die Schweiz gekommen. Ich konnte kein Französisch sprechen. Ich kannte nur "bonjour" und "merci". In Eritrea besuchte ich das vierte Jahr der Mittelschule im Bereich Marketing Management. Ich begann mit dem Französischunterricht im Ausbildungszentrum "Le Botza" und verbrachte dann zwei Jahre an der Landwirtschaftsschule Caspo in Châteauneuf. Meine 7-monatige Ausbildung zur Restaurantfachmann absolvierte ich im Restaurant "Le Temps de Vivre" in Les Mayens-de-Chamoson, danach begann ich ein 3-monatiges Praktikum hier im "Coq en Pâte" in Sion, dass in eine 2-jährige Lehre mündete. Meine anfänglichen Bedenken betrafen das Vokabular, da es in der kulinarischen Welt sehr umfangreich ist und ich manchmal auf Englisch sprechen musste, aber mit Leidenschaft und Motivation lief alles gut mit den Kunden. Der Multitasking-Aspekt dieses Berufs hat mir auch ein wenig Angst gemacht, denn zwischen dem Empfang der Gäste und dem Servieren muss man sehr konzentriert bleiben. »

Herr Benjamin Vuignier (Geschäftsführer des Restaurants "Le Coq en Pâte" seit 2014)

« Der Kellner ist in der Gastronomie sehr wichtig, denn selbst wenn das Essen gut ist, bedeutet ein schlechter Service, dass der Kunde nicht wiederkommt. Wir haben von unseren Kunden sehr gute Rückmeldungen über die Arbeit von Kiros erhalten, sogar per E-Mail!

Ich habe im Coq en Pâte als Second de Cuisine gearbeitet, als Kiros kam. Ich übernahm das Restaurant 2014 als Geschäftsführer von Herrn Jean-Marie Theler, der sich mit mir beriet, und wir sahen während des Praktikums von Kiros sein Engagement und seine Motivation, die Dinge gut zu machen. Wir wussten relativ schnell, dass Kiros im Team bleiben würde.

Während seiner Ausbildung überzeugte er mit sehr guten praktischen Leistungen und wurde mit dem « Application Award » ausgezeichnet, der an die Person verliehen wird, die sich am meisten in ihrer Klasse engagiert hat.

Kiros verfügt über die erforderlichen Qualitäten für diesen Beruf: Freundlichkeit und Einfühlungsvermögen. Er ist in der Lage, Kunden zu lesen und sein Verhalten entsprechend anzupassen, eine Beziehung zum Kunden aufzubauen, diskret zu bleiben und dem Kunden Zeit zu geben, sich einzurichten. »

Bereich:  Hoch- und Tiefbau 
Firma: Mathieu Bau GmbH, Agarn

Herr Heydari Nemat, Afghanistan

« Seit April 2015 bin ich mit meiner Familie in der Schweiz. Als ich in die Schweiz kam, war ich sehr glücklich. Um mich mit den Schweizern verständigen zu können, habe ich zu Hause und in Deutschkursen intensiv Deutsch gelernt.

Ich bin im Iran aufgewachsen und habe dort als Maurer und Vorarbeiter auf dem Bau gearbeitet. Hier in der Schweiz wollte ich wieder in der Baubranche arbeiten, deshalb habe ich mich mit Hilfe meiner Kollegen bei der Firma Mathieu Bau GmbH in Agarn um eine Lehrstelle als Maurer beworben. Dort konnte ich meine Berufsbildung zum Maurer abschliessen und jetzt mit Hilfe meines Chefs und mit meiner Weiterbildung als Vorarbeiter arbeiten.

Seit acht Jahren arbeite ich nun bei Mathieu Bau GmbH in einem coolen Team. Ich bin sehr zufrieden mit der Firma, weil sie mir viel geholfen hat. Ich hoffe, dass ich mich im Wallis beruflich weiterentwickeln kann. »

Claudia Mathieu, Mathieu Bau GmbH, Agarn

« Die Mathieu Bau GmbH ist ein Bauunternehmen (Hoch- und Tiefbau), welches 1959 gegründet wurde. Es beschäftigt heute rund 20 Mitarbeitende.

Nach einem kurzen Praktikum hat Nemat seine Lehre als Maurer EFZ bei uns begonnen. Er war äusserst motiviert und seine Deutschkenntnisse waren sehr gut, obwohl er erst seit 13 Monaten in der Schweiz war


Auf der Baustelle sind unsere Anforderungen für alle Lehrlinge die gleichen: Wir vermitteln fachliche Kenntnisse und Fertigkeiten, der Lehrling muss aber lernwillig sein.

Was die Berufsschule betrifft, waren wir anfangs sehr unsicher, da die deutsche Sprache für Fremdsprachige eine grosse Herausforderung ist, aber Nemat war sehr ehrgeizig und fleissig. Er schloss seine Lehre als Maurer EFZ mit Bravour ab und war sogar der Beste! Inzwischen hat Nemat die Vorarbeiterschule abgeschlossen und macht nun eine Ausbildung zum Baupolier.

Nemat hatte bereits Vorkenntnisse, da er in seinem Heimatland in diesem Beruf gearbeitet hatte. Er hat sich schnell an die Arbeitsweise bei uns gewöhnt, er ist sehr wissbegierig und äusserst lernbereit.

Nemat wurde von Anfang an sehr gut akzeptiert. Er führt seine Kolleginnen und Kollegen mit freundlicher Bestimmtheit. Seine ruhige Art sorgt für ein Angenehmes Arbeitsklima und hilft somit die Ruhe auf der Baustelle zu bewahren. Er respektiert seine Kollegen und seine Kollegen respektieren ihn. Nemat ist ein wertvoller Mitarbeiter. »

Bereich:  Haus – und Gebäudetechnik
Firma: Gattlen Gebäudetechnik, Visp

Herr Haldun Akkaya, Türkei

« Wir sind im Herbst 2021 aus der Türkei in die Schweiz gekommen. In meinem Heimatland habe ich als Mathematiklehrer gearbeitet, jetzt bin ich Solarinstallateur.

Von Juni 2022 bis November 2022 konnte ich am Programm Refugee Go Solar (RGS+) teilnehmen. Mein RGS+-Praktikum absolvierte ich als Solarinstallateur bei der Firma Kippel AG in Susten. Im Frühling 2023 absolvierte ich ein dreimonatiges Praktikum bei der Firma Gattlen Gebäudetechnik in Visp. Seit Juni 2023 habe ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag bei dieser Firma.

Ich möchte gerne fünf weitere Jahre für die Firma Gattlen arbeiten. Danach würde ich gerne eine neue Ausbildung machen, um in der Schweiz als Mathematiklehrer arbeiten zu können.

Es ist sehr schwierig, Flüchtling zu sein, wir hatten keine Zeit, uns vorzubereiten. Ich konnte zwei Deutschkurse in Eyholz und an der Volkshochschule Oberwallis besuchen. Mein Ziel ist es, noch besser Deutsch zu lernen und das Niveau B1/B2 zu erreichen. »

Herr Jan Gattlen, Gattlen Gebäudetechnik, Visp

« Dank der Leidenschaft ihres Gründers Ewald Gattlen hat sich die Gattlen Gebäudetechnik von einer kleinen Heizungsfirma zu einem vielseitigen Familienunternehmen mit rund 100 Mitarbeitenden entwickelt. Heute bietet das Unternehmen mit Sitz in Visp Beratung und Planung, Heizung, Lüftung, Solar (thermisch und Photovoltaik) und Renovationen an.

Für uns ist es wichtig, dass jemand zeigt, dass er arbeiten und lernen will. Herr Akkaya ist sehr ehrlich und hat gezeigt, dass er bereit ist, etwas Neues zu lernen. Er ist täglich motiviert und aufgestellt, solche Mitarbeiter brauchen wir.

Er hat im März 2023, mit einem Praktikum bei uns angefangen. Danach haben wir am Pilotprogramm des Staatssekretariats für Migration SEM, Finanzielle Zuschüsse zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommen (FiZu) teilgenommen. Anschliessend haben wir einen internen Deutschkurs finanziert, um seine Sprachkenntnisse aufzufrischen.

Die berufliche Eingliederung von Herrn Akkaya war für uns ein gutes Beispiel. Zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer muss ein gutes Einvernehmen herrschen, Vertrauen muss da sein. Wir sind mit der Arbeit von Herrn Akkaya sehr zufrieden. »

Bereich: Pflege
Firma: Pflegeheim St-Joseph, Siders

Frau Merriesa Ghebremichael, Eritreerin, Pflegeassistentin

« Ich komme aus Eritrea und habe nie Französisch gesprochen. In meinem Heimatland war ich Grafikerin in einem privaten Unternehmen im Bereich der Fotografie, ich machte Flyer und Plakate. Als ich im Februar 2012 allein ins Wallis kam, war ich 24 Jahre alt. Meine Englischkenntnisse erleichterten es mir, das Alphabet und die Sprache zu lernen. Ich erinnere mich an eine Situation am Anfang, als ich versuchte, mit einer Dame in einem Kiosk zu kommunizieren, die keine andere Sprache sprach; ich fühlte mich wie ein Stein, völlig verloren.

Das Erste, was ich in der Schweiz tat, war, mir einen Computer zu kaufen, um englische Wörter ins Französische übersetzen zu können. Zwei Jahre lang hatte ich keine Aufenthaltserlaubnis und war nicht ruhig, da ich nicht wusste, ob ich aufgenommen werden würde oder nicht. Einmal pro Woche besuchte uns eine Lehrkraft im Heim in les Mayens-de-Sion, um uns beim Erlernen der französischen Sprache zu unterstützen.

Nach einem achtmonatigen Praktikum in zwei Pflegeheimen in Sitten (St-Joseph und Le Glarier) absolvierte ich eine viermonatige Ausbildung zur Pflegehelferin des Roten Kreuzes. Nach Abschluss des Kurses übernahm ich einige Monate lang Stellvertretungen in anderen Alters- und Pflegeheimen, bevor ich ein Praktikum im Alters- und Pflegeheim St-Joseph erhielt. Der Ort gefiel mir sehr gut und nun arbeite ich hier als Pflegeassistentin.

Die Qualitäten, die man in diesem Job haben muss, sind: Geduld, Verständnis für die Gefühle der Bewohner: Ängste, körperliche Schmerzen und ihren Lebensrhythmus respektieren.

Was ich schwierig fand, war die Beziehung zu einer Kollegin bei der Arbeit in Sion, die mich völlig ignoriert hat. »

Herr Joël Nendaz (Leitender Krankenpfleger, Pflegeheim Saint-Joseph)

« Nach dem Praktikum von Merriesa Ghebremichael sind wir zu dem Schluss gekommen, dass sie bereits die richtige Einstellung zu den Bewohnern hat, einen guten Überblick und Eigeninitiative mitbringt. Während des Praktikums merkt man relativ schnell, ob die Stelle zur Person passt.

Die Haltung einer Pflegekraft besteht aus Empathie und zwischenmenschlichen Fähigkeiten, denn die Bevölkerung leidet überwiegend an fortgeschrittener Demenz, die Bewohner sind oft verwirrt, können sich nicht mehr orientieren und haben Ängste. Man muss die Fähigkeit haben, den anderen in seiner Welt zu erreichen. Man muss sich für den alten Menschen interessieren.

Was die persönlichen Einstellungen betrifft, so muss man in der Lage sein, die Arbeit zu verstehen, proaktiv zu sein und die Initiative zu ergreifen. Es ist erforderlich, dass die Teammitglieder über die für jeden Bewohner durchgeführten Aufgaben kommunizieren können. Dies kann für Personen, die die Sprache nicht sprechen, eine Herausforderung darstellen, da das Vokabular sehr spezifisch ist und mit den verschiedenen Krankheitsbildern zusammenhängt. Im Laufe des Tages sind wir dazu angehalten, schriftliche Beobachtungen in der Patientenakte über den täglichen Zustand des Patienten und seine Entwicklung im Hinblick auf die Pflegeziele auszufüllen. Wir müssen sie verstehen und dementsprechend Beobachtungen machen. Die Beherrschung der geschriebenen und gesprochenen Sprache ist daher von grösster Bedeutung, und Merriesa musste alles lernen. »

Bereich: Gastgewerbe
Firma: Café des Vergers, Saxon

Frau Somayeh Yonesi, Iranerin, Ausbildung im Gastgewerbe

« Ich habe im Iran in einer Bäckerei gearbeitet, habe Produkte hergestellt und verkauft. Als ich in die Schweiz kam, konnte ich kein Französisch. Meine Ausbildung zur Restaurantfachfrau absolvierte ich während sechs Monaten im Ausbildungszentrum Le Botza in Vétroz, danach ein Jahr in der Mediathek in Martigny, zwei Monate in der Régence Balavaud und im Restaurant Le Temps de Vivre in Les Mayens-des-Chamoson.  Ich habe Anfang Februar ein zweimonatiges Praktikum im Café des Vergers in Saxon absolviert und wurde dort für eine 30%-Stelle eingestellt. »

Herr Hiro Llop (Geschäftsführer des Café des Vergers)

 « Das Ausbildungsrestaurant Le Temps de Vivre hat mir ein gutes Profil vermittelt, wofür ich sehr dankbar bin. Als Arbeitgeber betrachte ich das zweijährige Praktikum, das Somayeh absolviert hat, als gleichwertig zu einem Abschluss. Als sie ihr zweimonatiges Praktikum absolvierte, fiel mir sofort auf, dass sie gute berufliche Kenntnisse hatte und dass wir uns sprachlich gut verstanden. Sie hatte Lust zu arbeiten und konnte gut zuhören.  Wir funktionieren wie ein Café und eine Bar, und als Kellnerin in einem Dorf hat diese Rolle eine soziale Dimension. Somayeh hat immer ein offenes Ohr, lächelt und kann gut im Team arbeiten. »

Bereich:  Hotellerie
Firma: Adaastra Boutique Hotel by Mounge, Naters; Brigerbierbrauerei AG, Naters/Brig

Herr Ferhad Hajo, aus Syrien 

« Ich bin im November 2015 aus Syrien in die Schweiz gekommen. Hier im Wallis bin ich sehr gut aufgenommen worden.

In meiner Heimat war ich ausgebildeter Fliesenleger. Hier habe ich zuerst Deutschkurse besucht, bis ich das Niveau A2 erreicht hatte. Danach absolvierte ich ein viermonatiges Praktikum, bevor ich eine Festanstellung bekam. Jetzt arbeite ich seit sechs Jahren in der gleichen Firma.

Mir gefällt es in diesem Unternehmen und ich habe jetzt die Möglichkeit, mehr in der Brauerei und in der Kühlabteilung zu arbeiten, was ich sehr interessant finde. »

Christian Frank Imhof, Adaastra Boutique Hotel by Mounge, Naters; BrigerbierbrauereI AG, Naters/Brig 

« Herr Hajo wurde zunächst als Hausmeister eingestellt und ist heute in allen vier Geschäftsbereichen (Hotel, Gastronomie, Hausmeister, Bierbrauerei) tätig. Wir haben in ihm einen echten Rohdiamanten gefunden, der neben seiner Ausbildung zum Fliesenleger noch viele andere Berufe beherrscht.

Für uns ist es sehr wichtig, dass unsere Mitarbeiter motiviert, gut gelaunt, ehrlich und pünktlich sind. Herr Hajo wird von der Direktion und den Mitarbeitern sehr geschätzt und ist ein fester Bestandteil unseres Unternehmens. »

Bereich:  Gesundheit
Firma: Martinsheim, Pflegeheim für Betagte, Visp

Herr Msgnna Bahta, Eritrea

« Die erste Zeit in der Schweiz war sehr schwierig. Ich hatte Heimweh nach Afrika, konnte kein Deutsch, sprach mit niemandem und war allein. Auch das Wetter war für mich ungewohnt, im Winter war es sehr kalt und im Sommer sehr heiss.

In Eritrea habe ich als Krankenpfleger gearbeitet. Um in diesem Bereich weiterarbeiten zu können, habe ich zuerst einen Deutschkurs besucht. Ausserdem habe ich viel zu Hause geübt. Aber am besten habe ich Deutsch bei der Arbeit gelernt, indem ich mit den Bewohnern und meinen Kollegen gesprochen habe. Heute habe ich das Niveau B1 in Deutsch.

Um mich im Gesundheitsbereich ausbilden zu lassen, habe ich zuerst den Lehrgang RIESCO Gesundheit inklusive Rotkreuzkurs als Pflegehelfer SRK absolviert. Danach konnte ich zwei Praktikas im Martinsheim machen. Nach diesen Praktikas habe ich mich im Heim beworben, und habe somit seit Herbst 2018 eine Stelle als Pflegehelfer SRK im Martinsheim Visp.

In Zukunft möchte ich die Ausbildung zur Fachmann Gesundheit (FaGe) mit eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ) absolvieren. Das Wallis liegt mir sehr am Herzen, ich möchte hierbleiben. »

Markus Lehner, Heimleiter, Martinsheim, Pflegeheim für Betagte, Visp

« Das Martinsheim besteht seit 1978 als Alten- und Pflegeheim. Wir beschäftigen ca. 180 Mitarbeiter auf 116 Vollzeitstellen und ca. 20 Auszubildende in verschiedenen Pflege- und Betreuungsberufen.

Wir lernten Herrn Batha im Rahmen verschiedener Pflegepraktikas während der RIESCO-Gesundheitsausbildung kennen. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Ausbildung, die auch den Lehrgang zum Pflegehelfer SRK beinhaltete, stellten wir ihn als Pflegehelfer im Martinsheim ein.

Wir schätzen Herrn Batha als Mitarbeiter und werden ihn weiterhin bei der Erreichung seiner Ziele unterstützen. Für seine berufliche Zukunft ist geplant, dass Herr Batha nach Abschluss des B2-Diploms in Deutsch eine dreijährige Ausbildung zum Fachangestellten Gesundheit absolviert.

In der Pflege ist es üblich, Menschen mit Migrationshintergrund einzustellen. Wir haben damit oft sehr gute Erfahrungen gemacht und sind offen dafür, wenn es sich um motivierte Menschen handelt. Wir sind auch stolz darauf, dass wir einige Mitarbeitende bis zum Erwerb eines EFZ begleiten konnten.

Für uns ist das Beherrschen der Sprache die Basis für eine erfolgreiche berufliche Integration. »