Einschulung
Erfolgreiche Einschulung: Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen?
Radiointerview (2021) mit der Fachpsychologine für Kinder- und Jugendpsychologie und Psychotherapie Therese Zenhäusern, Regionalleiterin ZET Brig, zum Thema "Einschulung":
Kinder werden schnell groß – und plötzlich steht die Einschulung vor der Tür. Das ist nicht nur für die Kleinen spannend und neu, auch für die Eltern bedeutet der erste Schultag ein entscheidender Wendepunkt. Selbstverständlich fragen sich die Eltern, ob ihr Kind reif genug ist für die Schule, in seiner motorischen, sprachlichen, kognitiven und sozialen Entwicklung genug weit fortgeschritten ist und ob sie als Eltern das richtige Umfeld geschaffen haben, damit ihr Kind den Einstieg in die Schule schafft. Sorgen, Zweifel und Ängste sind da nur allzu verständlich, aber unbegründet.
Die heutige Schule versteht sich als eine „Schule für alle“ und ist bemüht, jedes Kind willkommen zu heissen und zu integrieren. Es ist Ziel und Aufgabe der Schule, in harmonischer Zusammenarbeit mit den Eltern, Kinder im Lern- und Sozialisationsprozess zu begleiten und kindgerecht zu fördern.
Wie können die Eltern ihre Kinder beim Übergang in die Schule unterstützen?
Für einen guten Start in die Schulzeit ist es wichtig, den Kindern Sorgen und Bedenken vor der Schule zu nehmen. Eltern können ihrem Kind den Schuleintritt erleichtern, indem sie einige Vorbereitungen treffen und dafür sorgen, dass der Schulanfang möglichst stressfrei verläuft:
- Die Schule positiv darstellen: Eltern sollten mit den Kindern über die Schule sprechen und zwar positiv, z. B. dass man dort viele spannende Dinge lernen oder neue Freunde finden kann. Hilfreich sind dabei spannende oder lustige Erzählungen aus der eigenen Schulzeit. Auch Bücher mit Schulgeschichten vorzulesen, kann die Neugier der Kinder auf die Schule wecken. Durch diese Vorgehensweisen entwickelt das Kind langsam eine Vorstellung davon, was es in der Schule erwartet. Es kann begreifen, dass die Einschulung etwas völlig Normales ist und es keine Angst vor der Schule haben muss.
Vermieden werden sollten Sätze wie „In der Schule beginnt der Ernst des Lebens“ oder „Wie soll das nur mit Dir in der Schule werden?“, da das Kind sonst die Schule mit Angst statt mit Lernfreude und Neugier verbindet.
- Die neue Umgebung vor und während der Einschulung kennenlernen: Manchen Kindern macht Sorgen, dass sie ihre neue Umgebung noch nicht kennen. Schulweg und Schulgelände aber auch Lehrpersonen und Mitschüler sind ihnen unbekannt. Hier hilft es, anfangs den Schulweg mit dem Kind gemeinsam zu laufen und vorgängig Zeit auf dem Pausenhof zu verbringen, z.B. auf dem Spielplatz des Kindergartens. So macht sich das Kind nicht nur mit der Umgebung vertraut, sondern verbindet mit dem Schulgelände auch etwas Positives („Ich habe mit meiner Mutter auf dem Kindergartenspielplatz verstecken gespielt, das war lustig.“, „Ich habe mit meinem Vater auf dem Pausenplatz „Fussball“ gespielt und gewonnen.“).
Viele Kinder können bereits vor Eintritt in die Schule einen Tag der offenen Tür oder einen Besuchshalbtag erleben. Das ist eine gute Gelegenheit, mit dem Kind die zuständige Lehrperson, die Räumlichkeiten, das Schulgelände und den Schulweg kennenzulernen. Bestimmt sind in der Schule auch Kinder, die das eigene Kind schon kennt. Das gibt ihm zusätzliche Sicherheit und Vertrautheit.
- Vorfreude wecken: Schulsachen gemeinsam kaufen: Beziehen Sie Ihr Kind unbedingt in die Vorbereitungen für den Schulbeginn mit ein. Sicher hat es Spaß daran, gemeinsam mit Ihnen die neuen Schulsachen einzukaufen. Können die Kinder Pausen- oder Schulsack, Etui, usw. nach ihrem Geschmack aussuchen, können sie es in der Regel kaum erwarten, ihre neuen Sachen stolz in der Schule zu präsentieren.
- Führen Sie Routinen ein: Machen Sie Ihr Kind bereits im Vorfeld mit der anstehenden Schul- und Alltagsroutine vertraut. Sorgen Sie für eine verlässliche Tagesstruktur, z.B. etwa zur selben Zeit aufstehen und schlafen gehen. Richten Sie einen Platz im Haus ein, in dem Ihr Kind seine Schulsachen z.B. das Pausensäckli, die Turntasche, das Strassenverkehrszeichen/-weste, das Postmäppli, etc. verstauen kann. Schaffen Sie einen Arbeitsplatz für Ihr Kind, damit es ungestört seine Hausaufgaben erledigen kann. Geben Sie Ihrem Kind einerseits den Raum zur Erholung und die Möglichkeit Kameraden zu treffen, schützen Sie es andererseits aber vor allzu intensivem Freizeitprogramm und Medienkonsum.
- Lesen, Schreiben und Rechnen vor Schulbeginn üben? Eltern, die vor der Einschulung anfangen, mit ihrem Kind Lesen, Schreiben oder Rechnen zu üben, setzen ihr Kind unnötig unter Druck. Damit erzielt man in der Regel keinen Lernvorteil, sondern steigert nur eine mögliche Unlust bezüglich des Themas Schule. Vorlernen ist überhaupt nicht nötig. In der Schule lernen die Kinder alles rechtzeitig, in geeignetem Tempo und mit altersgerechten Methoden. Somit können sie diesen Teil getrost an die Lehrperson abgeben.
Unternehmen Sie als Eltern lieber gemeinsame Aktivitäten mit Ihrem Kind, bei denen es Spaß hat und etwas lernen kann. Machen Sie beispielsweise einen Zoobesuch, erzählen Sie Ihrem Kind Geschichten, spielen und basteln Sie mit ihm oder malen Sie gemeinsam Bilder. Solche oder ähnliche Aktivitäten sind deutlich besser geeignet, als wenn das Kind schon vor dem Schulanfang mit Lese- und Lernmappen konfrontiert wird.
- Selbstständigkeit unterstützen: Eltern, die ihren Kindern im Alltag nichts zutrauen, schüren Unsicherheit und Ängste. Übertragen Sie Ihren Kindern kleine, aber altersgerechte Aufgaben, lernen diese, Verantwortungen zu übernehmen und trauen sich selbst mehr zu. So haben sie generell weniger Bedenken vor neuen Situationen.
- Vertrauen Sie der Lehrperson: Sprechen Sie mit der Lehrperson, wenn Sie etwas nicht verstehen oder Ihnen Sorge bereitet. Arbeiten Sie mit der Lehrperson zusammen, ziehen Sie am gleichen Strick. Der Kontakt zwischen Schule und Elternhaus ist sehr wichtig und hilft meistens, Lösungen zu finden.
- Bleiben Sie gelassen: Nicht allen Eltern fällt es leicht, ihre Kinder loszulassen. Der Eintritt in die Schule bedeutet auch für Sie als Eltern einen Einschnitt. Sie sind sich der gesteigerten Anforderungen an die Kinder bewusst und nicht immer sicher, ob ihre Kinder diesen gewachsen sind. Vertrauen Sie sich selber, Ihrem Kind und der Lehrperson. Schaffen Sie zu Hause eine harmonische und weitestgehend stressfreie Atmosphäre. Wenn Sie selbst entspannt und cool bleiben, wird sich das auch auf die Stimmung Ihres Kindes übertragen.
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