Überflutung und Murgänge
Naturgemäss führen Fliessgewässer Wasser ab, doch bei stark ansteigender Abflussmenge tragen sie stückweise auch Teile ihres Bettes und ihrer Ufer ab. Ufererosionen und Erdrutsche können ihren Materialfluss (durch Erde, Baumstämme, Gestein etc.) in unberechenbarer Weise steigern.
Bei Hochwasser wird das Geschiebe zu einer unbekannten Grösse: die Sohle wird mobil und der Gesamtabfluss, fest wie flüssig, anteilsmässig und zeitlich veränderlich.
Dann kann sich ein Fliessgewässer in die Tiefe graben, oder aber ausweiten, vor allem wenn sich sein Gefälle oder sein Querschnitt verringert... Vorsicht, Überflutung! Das Fliessgewässer tritt über die Ufer, überschwemmt umliegende Flächen und lagert dabei Geschiebe und Schwemmholz ab.
«Ein Murgang? Aber doch nicht bei uns!», sagen die meisten, jedoch: viele Wildbäche in unserer Nähe bergen eben diese Gefahr!
Wenn der Sedimentgehalt im Wasser auf bis zu 50 % oder mehr ansteigt, verdichtet sich der Gewässerabfluss, wird zähflüssig und baut sich zu einer massiven Geschiebefront auf, die eine Schubkraft von 2 Tonnen pro m2 oder mehr entwickeln kann ...
Von den rund 30 erfassten Entstehungsorten für Murgänge im Wallis ist wohl keiner so gründlich erforscht wie der gigantische Erosionstrichter des Illgrabens. Murgänge bilden sich auch unterhalb von Blockgletschern, in Schuttkegeln und unstabilen Moränen.
Mit dem beschleunigten Auftauen des Permafrosts, dem Abschmelzen der Gletscher und der Zunahme heftiger Unwetter wird in den kommenden Jahren wohl mit immer gewaltigeren Murgang-Ereignissen zu rechnen sein.
Ausuferung der Morge in St. Gingolph.