Glosse

Der ganz normale Wahnsinn

Seit Wochen nun steht das öffentliche Leben still, das Coronavirus hat unseren Alltag fest im Griff. Die Corona-Krise verlangt von der Bevölkerung einerseits viel Verzicht. Im Gegenzug hat sie uns in gewissen Dingen aber auch bereichert. Etwa in unserer Alltagssprache. Berichten zufolge sind wegen der Pandemie zahlreiche neue Wörter entstanden, alleine im Niederländischen waren es deren 700.

Der Begriff Home Office ist zwar nicht neu, erlebt aber angesichts der aktuellen Lage ein wahres Comeback und bringt in der Folge gleich einige neue Ausdrücke mit sich. Etwa den Zoom-Room. Dieser Begriff stammt aus den USA und beschreibt einen Teil des Zimmers, der eigens für Videokonferenzen hergerichtet wurde, während der Rest der eigenen vier Wände im Chaos versinkt. Das hört sich ja in der Theorie nach einer soliden Lösung an. Allerdings wird dadurch die Corona-Frisur – also der zwangsläufig wilde Haarwuchs aufgrund von geschlossenen Coiffeurläden oder der misslungene Haarschnitt, weil man selbst zur Schere griff – vor den Kollegen nicht verborgen. Genauso wenig wie die Lockdown-Kilos, also die überschüssigen Pfunde, die man sich entweder aus Langeweile oder wegen zu grossem Vorrat an Fertiggerichten und lange haltbarem Material wie Pasta und Reis angefuttert hat. Angesichts meiner eigenen Corona-Optik, ein Wort, das übrigens meiner Feder entstammt, bevorzuge ich während den nächsten Wochen das Social Distancing zu wahren. Nicht zuletzt in der Hoffnung, in Anbetracht der zweiten derzeitigen Plage, dem Heuschnupfen, vor allfälliger Schniefscham* bewahrt zu bleiben.

Bleiben sie gesund und verlieren Sie nicht Ihren Humor!

*Das fühlt jemand, der in Gesellschaft anderer plötzlich niesen oder schniefen muss.

 

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