Medienmitteilung Dienststelle für Kultur

«Total aus dem Häuschen» - Eine partizipative Ausstellung im Naturmuseum Wallis

Wer hat in seiner Kindheit nicht schon einmal Schneckenhäuser gesammelt? Mit ihrer perfekten Spirale im berühmten Goldenen Schnitt wirken sie faszinierend und spannend zugleich. Mit dem 2022 gestarteten partizipativen Wissenschaftsprojekt «Total aus dem Häuschen» hat das Naturmuseum Wallis zum ersten Mal eine umfangreiche Sammlung von Schneckenhäusern aus dem Wallis angelegt. Die Ergebnisse dieses Experiments sind vom 1. September 2023 bis zum 19. Mai 2024 zu sehen.

Es gibt kaum einen Ort, an dem man sie nicht finden kann. Vom Grund eines Sees bis zu den Felswänden im Hochgebirge sind Schnecken für die Natur von grosser Bedeutung. Die «Recycling-Profis» zerschneiden, verschlucken und verdauen organisches Material, um es in Humus umzuwandeln. Ihr Schleim verbessert die Fruchtbarkeit des Bodens. Und nicht zuletzt sind sie eine Nahrungsquelle für viele Tiere.

Partizipativer Ansatz

Während des Jahres 2022 riefen das Museum und mehrere Partner-Institutionen aus dem Oberwallis* die Bevölkerung dazu auf, leere Schneckenhäuschen zu sammeln, von St-Gingolph bis Gletsch. Die Spielregeln? Datum und Fundort notieren, nicht mehr als zehn Häuschen pro Standort sammeln und die in geschützten Gebieten geltenden Regeln beachten.

Rund 70 Personen haben mitgemacht und ihre sorgfältig beschrifteten Fundstücke in hübschen Schachteln, und manchmal von einer schönen Zeichnung begleitet, ins Museum gebracht. Dank dieser Aktion kamen über 2'300 Schneckenhäuschen aus 52 Walliser Gemeinden zusammen, manche sogar von weiter weg.

Es wurden Gehäuse von 59 Schneckenarten gefunden, von insgesamt 145 im Wallis bekannten Arten. Am häufigsten wurde die Weinbergschnecke (108 Fundorte) gesammelt, gefolgt von der Weissen Heideschnecke (81 Fundorte) und der Hain-Bänderschnecke (63 Fundorte).

Wissenschaftliches Interesse

Nach der Ausstellung werden die meisten dieser Gehäuse in die wissenschaftliche Sammlung des Naturmuseums aufgenommen. Für jede Sendung müssen die Arten sortiert und je nach Grösse anders verpackt werden. Ausserdem sind die Behälter sorgfältig zu wählen, denn säurehaltige Materialien greifen die Kalkgehäuse an und in luftdichten Röhrchen kann sich Schimmel bilden.

Macht es Sinn, viele Häuschen der gleichen Art aufzubewahren? Bei einigen Schnecken, wie z.B. der Gefleckten Schnirkelschnecke (Arianta arbustorum), sind Form und Grösse des Gehäuses sehr variabel und lassen Rückschlüsse ziehen auf das Habitat, in dem das Individuum gelebt hat. Wer ein Mikroskop zur Hand nimmt, kann feststellen, dass sich die Zusammensetzung und die Mikrostruktur des Gehäuses individuell unterscheiden, genau wie Fingerabdrücke. Jedes Häuschen ist also einmalig.

Bedrohte Diversität

Von den 254 Schneckenarten, die in der Schweiz bekannt sind, leben im Wallis 145 Gehäuseschnecken und 23 Nacktschnecken. Doch die Allgegenwärtigkeit der Schnecken täuscht, sie sind sehr verletzlich: 41% der Arten sind laut der neusten Roten Liste der Schweiz gefährdet.

Informationen zur Ausstellung: Ausstellung « Total aus dem Häuschen »

© Musées cantonaux du Valais, Sion