Die Gesundheit der 11- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler im Kanton Wallis
Das Walliser Gesundheitsobservatorium (WGO) veröffentlicht einen Bericht mit dem Titel "Die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler im Kanton Wallis 2002-2022: Ergebnisse der Schülerinnen- und Schülerbefragung zum Gesundheitsverhalten, Health Behaviour in School-aged Children". Der Bericht beschreibt das Gesundheitsverhalten und den Gesundheitszustand der 11- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler im Kanton Wallis für das Jahr 2022 sowie die Entwicklung seit 2002 und vergleicht diese mit den nationalen Ergebnissen. Hervorgehoben wird insbesondere ein Rückgang des Konsums psychoaktiver Substanzen (Alkohol, Cannabis, traditionelle Zigaretten) bei den Jugendlichen. Im Bereich der psychischen Gesundheit (Wohlbefinden, psycho-emotionale Symptome, Stress) ist hingegen eine Verschlechterung festzustellen. Eine weitere wichtige Herausforderung ist das Thema Mobbing, insbesondere im Zusammenhang mit der Nutzung sozialer Medien.
Die Adoleszenz, von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert als die Lebensphase zwischen dem 10. und 19. Lebensjahr, ist von schnellen und bedeutenden Veränderungen auf körperlicher, kognitiver, emotionaler und sozialer Ebene geprägt. Es ist ein Schlüsselzeitraum für die Entwicklung der psychischen Gesundheit. Diese Veränderungen machen junge Menschen besonders anfällig für verschiedene riskante Verhaltensweisen, die auch im Erwachsenenalter fortbestehen und sich langfristig auf die Gesundheit und das künftige Wohlbefinden auswirken. Das Walliser Gesundheitsobservatorium (WGO) veröffentlicht die Ergebnisse 2022 einer internationalen Umfrage über den Gesundheitszustand und das Gesundheitsverhalten der 11- bis 15-Jährigen im Wallis und in der Schweiz sowie die Entwicklung seit 2002.
Konsum von psychoaktiven Substanzen geht zurück
Den Ergebnissen der Umfrage zufolge ist der Alkoholkonsum der Walliser Jugendlichen rückläufig: 28% der Schülerinnen und Schüler haben in den 30 Tagen vor der Umfrage Alkohol getrunken (CH-Schweiz: 20%), gegenüber 38% im Jahr 2006. 23% der 14- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler berichten, dass sie in den letzten 30 Tagen mindestens fünf alkoholische Getränke (Binge Drinking) bei einer Gelegenheit konsumiert haben (CH: 18%), gegenüber 40% im Jahr 2010. Auch der Cannabiskonsum ist rückläufig: 2022 haben 17% der Schüler mindestens einmal in ihrem Leben Cannabis konsumiert (CH: 15%), gegenüber 37% im Jahr 2002. Der Konsum herkömmlicher Zigaretten ist in den letzten 20 Jahren zurückgegangen: 2022 haben 20% der Schüler mindestens einmal in ihrem Leben herkömmliche Zigaretten geraucht (CH: 15%), gegenüber 42 % im Jahr 2002. Der Gebrauch von E-Zigaretten, mit oder ohne Nikotin, hat jedoch zugenommen: 2022 haben 49% der 14- bis 15-jährigen Schülerinnen und Schüler mit E-Zigaretten experimentiert (CH: 37%), 2018 waren es 40%.
Psychische Gesundheit verschlechtert sich
Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler im Wallis hält sich für gesund, allerdings hat das Gefühl des Wohlbefindens in den letzten Jahren abgenommen. Im Jahr 2022 schätzen 86% der Walliser Schülerinnen und Schüler ihre Gesundheit als gut oder ausgezeichnet ein (CH: 85%), gegenüber 90% im Jahr 2002. Immer mehr Schülerinnen und Schüler berichten von psychoaffektiven Symptomen (Traurigkeit, schlechte Laune, Nervosität, Ängstlichkeit oder Besorgtheit, Verärgerung und Wut). Gleichzeitig ist der Anteil der Jugendlichen gestiegen, die angeben, mit ihrem Leben wenig oder nicht zufrieden zu sein: 2022 geben 10% der Schülerinnen und Schüler an, mit ihrem Leben wenig oder nicht zufrieden zu sein (CH: 16%), gegenüber 5% im Jahr 2002. Auch der mit der Schularbeit verbundene Stress nimmt zu: 2022 fühlen sich 37% der Schülerinnen und Schüler durch die Schularbeit gestresst (CH: 33%), gegenüber 25% im Jahr 2002.
Nutzung sozialer Medien und Mobbing
Schülerinnen und Schüler verbringen immer mehr Zeit online. Im Jahr 2022 weist fast jeder Zehnte eine problematische Nutzung von sozialen Netzwerken auf. 84% der Schülerinnen und Schüler geben an, täglich online zu sein (CH: 82%), 68% nutzen täglich soziale Netzwerke (CH: 64%) und 8% haben eine problematische Nutzung sozialer Netzwerke (CH: 7%), im Vergleich zu 6% im Jahr 2018. 23 % der 11- bis 15-Jährigen wurden in den Monaten vor der Erhebung mindestens einmal in der Schule belästigt (CH: 20%), gegenüber 21% im Jahr 2018. Von Cybermobbing waren 14% betroffen (CH: 11%), gegenüber 11% im Jahr 2018.
Empfehlungen
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Risikokonsum bei den Walliser Jugendlichen im Vergleich zum Schweizer Durchschnitt höher ist, auch wenn sich der Abstand deutlich verringert, insbesondere bei Alkohol und Cannabis. Obwohl Massnahmen wie das Verbot der Tabakwerbung oder Programme zur Verhinderung des Alkoholkonsums bei Jugendlichen nachweislich wirken und von zentraler Bedeutung sind, müssen die Anstrengungen im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention unbedingt ausgebaut werden. Die Ausweitung des Werbeverbots auf Nikotinprodukte, wie sie in der Revision des Gesundheitsgesetzes vorgesehen ist, zeigt sich daher als ein Schritt in die richtige Richtung. Es braucht eine engere Überwachung der psychischen Gesundheit, eine stärkere Förderung der Resilienz bei Jugendlichen, die Entwicklung digitaler Kompetenzen und Sensibilisierung von Eltern und Lehrern für diese Herausforderungen. Die Kantonale Strategie zur Bildung von Medienkompetenz zielt auf einen verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien ab und unterstützt Massnahmen zur Bekämpfung von Mobbing und fördert die Umsetzung von Ansätzen in den Klassen, die die Entwicklung psychosozialer Kompetenzen und die Stressbewältigung unterstützen. Mit der weiteren Finanzierung des kantonalen Aktionsprogramms zur Gesundheitsförderung (2025-2028) unterstützt der Kanton insbesondere Massnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen und zur Entwicklung eines gesundheitsförderlichen Umfelds. Die Investitionen in kinderpsychiatrische Einrichtungen (CAP'Ado und Krisen-Notfall) ermöglichen daher eine bessere Antwort auf diese Problematik.
Trotz der positiven Wirkung dieser Massnahmen weisen die Schlussfolgerungen dieses Berichts darauf hin, dass es wichtig ist, die Umsetzung dieser verschiedenen Aktionen beizubehalten und mehr Projekte und Programme zur Förderung der psychischen Gesundheit von Jugendlichen zu entwickeln. Diese Sichtweise deckt sich im Übrigen mit den Empfehlungen des jüngsten Berichts des Bundesrates zur Stärkung der psychischen Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Methodik
Der Bericht basiert auf den Ergebnissen der internationalen Erhebung "Health Behaviour in School-aged Children" (HBSC), die unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) alle vier Jahre in über 40 Ländern durchgeführt wird. Die Erhebung erfasst mit einem Fragebogen Informationen über den Gesundheitszustand und das Gesundheitsverhalten von Schülerinnen und Schülern im Alter von 11 bis 15 Jahren, die eine öffentliche Schule besuchen. Der Bericht enthält die Ergebnisse der Umfrage, die zwischen 2002 und 2022 im Wallis und in der Schweiz durchgeführt wurde. Für die Erhebung 2022 wurden im Wallis 105 Klassen ausgewählt, 95 Klassen nahmen teil (Teilnahmequote von 91 %) und die Ergebnisse beziehen sich auf die Antworten von 1438 Schülerinnen und Schülern im Alter von 11 bis 15 Jahren.