Valentin Carron ist Träger des Kulturpreises 2020 des Kantons Wallis
Der visuelle Künstler Valentin Carron erhält den diesjährigen Kulturpreis des Kantons Wallis. Die Förderpreise gehen an die Musikerin Tanya Barany, an die Schauspielerin Pauline Epiney und an das Architekturbüro GayMenzel. Den Spezialpreis erhält dieses Jahr der Galerist Christian Bidaud. Die offizielle Preisverleihung findet im November 2020 im Unterwallis statt.
Der Träger des Kulturpreises 2020 des Kantons Wallis ist der 1977 in Fully geborene Valentin Carron, einer der emblematischen Künstler der zeitgenössischen Schweizer Kunstszene. Seine Ausbildung machte er an der kantonalen Schule für Gestaltung in Sitten, EDHEA, (1992–1999) und an der kantonalen Kunsthochschule in Lausanne, ECAL, (1997–2000). 1999 wurde er mit dem Förderpreis des Kantons Wallis ausgezeichnet. Seit 2006 unterrichtet er an der ECAL. Der Künstler lebt und arbeitet im Wallis, welches seine wichtigste Inspirationsquelle darstellt. Seine Skulpturen schöpfen aus dem einheimischen Handwerk, aus gewissen stereotypen Formen der modernen Kunst und aus dem Alltag. Indem er sich Elemente der traditionellen Walliser Bilderwelt aneignet und diese umformuliert, hinterfragt er Begriffe wie Originalität, Authentizität und Identität. Die Ambiguität seiner Aussage wird noch verstärkt durch die Verwendung moderner Materialien wie Holz-, Beton- oder Bronzeimitat. In seinen jüngsten Werken befasst er sich wie immer mit modernen Gebieten wie Technologie und Internet. Valentin Carron war schon in vielen Einzelausstellungen in der ganzen Welt zu sehen (Swiss Institute (New York, 2006), Conservera Centro de Arte Contemporáneo (Ceuti/Murcia, 2009), Palais de Tokyo (Paris, 2010), Kunsthalle Bern (2014), Centre d'édition contemporaine (Genf, 2016), Kunstmuseum Rennes (2018)). 2013 vertrat er die Schweiz an der 55. Kunstbiennale in Venedig (Pavillon suisse/Giardini). Zudem hat Valentin Carron auch an vielen Gemeinschaftsausstellungen in Museen teilgenommen (Kunstmuseum Wallis, Sitten, 2017; Swiss Institute, New York, 2018; Haus Konstruktiv, Zürich, 2019). Das Kunstmuseum Wallis besitzt mehrere seiner Werke. Vom Direktor des EDHEA Jean-Paul Felley und vom Musée de Bagnes wurde er beauftragt, ab dem 20. Juni 2020 die Mauvoisin-Staumauer in ein Werk einzubinden.
Förderpreise
Die junge Oberwalliser Sängerin Tanya Barany (*1994), deren richtiger Name Tanja Zimmermann lautet, ist in Visperterminen aufgewachsen. Ihre Ausbildung machte sie an der Hochschule Luzern, Vorstudium Jazz (2013–14), sowie an der Zürcher Hochschule der Künste (Bachelor-Diplom in Jazz Gesang, 2015, und in Pop Gesang, 2017) sowie ein Master-Diplom in instrumentaler/vokaler Musikpädagogik (2019). Tanja Zimmermann ist hauptberuflich als Musikerin, als Vocal Coach und als Komponistin, Texterin, Produzentin und Songwriterin tätig. Sie lebt seit sechs Jahren in der Deutschschweiz, wo sie auch 2016 ihr «Dark-Pop»-Projekt namens «Tanya Barany» startete. Damit konnte sie sich nicht nur im Wallis, sondern auch national und international einen Namen machen. Sie spielte unter anderen am Openair Gampel, am Blue Balls Festival in Luzern, bei den Swiss Live Talents und auch im Ausland. Ihr Erstlingsalbum «Lights Disappear» ist beim Zermatt Unplugged Festival 2019 positiv aufgefallen.
Die Schauspielerin Pauline Epiney (*1985, Siders) hat ihr Diplom 2011 an der Lausanner Theaterschule Teintureries erlangt. Sie ist ausserdem Regisseurin und Autorin. Sie hat das Ensemble «Push-Up» geschaffen, mit dem sie Regie-, Schauspiel- und Schreibprojekte realisiert, beispielsweise « Agamemnon; à mon retour du supermarché j’ai flanqué une raclée à mon fils » von Rodrigo Garcia, eine Koproduktion des Petithéâtre Sitten, und des Théâtre 2.21, Lausanne, 2014; 2018 Autorin, Regisseurin und Schauspielerin von «Iris et moi» oder «Elle pas princesse, lui pas héros» von Magali Mougel 2019 im Bavette aufgeführt. Ausserdem tritt Pauline Epiney mit der Choreographin Christine D’Andrès in verschiedenen Versionen von M(rV) als Performerin auf. 2016 spielte sie eine der Hauptrollen in dem Spielfilm «Explosion of memories». Zudem hat sie in Kurz- und Werbefilmen mitgewirkt. 2017 absolvierte sie einen Weiterbildungsstudiengang CAS in Dramaturgie und Textperformance.
Catherine Gay Menzel (*1974, Zürich) und Götz Menzel (*1973, Hamburg) haben an der Universität Stuttgart, der ETH Zürich und der ETH Lausanne Architektur studiert. Bevor sie sich in St-Maurice niederliessen und in Monthey ihr gemeinsames Architekturbüro GayMenzel (2013) gründeten, haben sie in unterschiedlichen Architekturbüros in Berlin und New York gearbeitet. Nach der Rückkehr in die Schweiz arbeiteten sie beim angesehenen Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron am Bauprojekt der Elbphilharmonie in Hamburg mit. Seit sieben Jahren konzipieren GayMenzel Fabrikgebäude, Strassenbrücken, Familienhäuser und öffentliche Räume. In St-Maurice haben sie beispielsweise die an der Hauptstrasse gelegene Häusergruppe «Maisons Duc» gestaltet, die drei historische Gebäude umfasst, in denen eine Kunstgalerie, Studios und Wohnungen untergebracht sind. Ebenfalls in St-Maurice befindet sich das von ihnen konzipierte Gebäude Hasler Hall, ein 2000 Quadratmeter umfassender moderner Baumarkt. Obwohl ihre internationale Laufbahn ihre Arbeit beeinflusst, sind die Projekte des Duos stets dem jeweiligen Kontext angepasst: ihr sanftes Vorgehen garantiert Kohärenz.
Der Spezialpreis 2020 geht an Christian Bidaud, Leiter der Galerie Oblique
Der davor bei der Walliser Stiftung für Menschen mit geistiger Behinderung FOVAHM als Sozial- und Kunstpädagoge tätige Christian Bidaud (*1957) zeigte zwischen 1994 und 2012 im Centre de la Meunière in Collombey 54 Ausstellungen professioneller Künstler und verwandelte damit eine geschlossene Institution in einen Ort der Kultur. 2007 schuf er ein Atelier für von der FOVAHM betreute Behinderte, mit dem Ziel, daraus nicht ein Atelier für künstlerisches Schaffen, sondern ein Atelier für Künstler zu machen. 2012 zeigte er mit der Ausstellung Duos d’artistes «eine Synthese von zwei Realitäten als Verbindung zwischen zwei Welten, von denen die erste stärker stigmatisiert wird als die zweite und die zweite stärker bewundert wird als die erste». Seit September 2018 leitet Christian Bidaud die Galerie Oblique in St-Maurice, ein über 200 Quadratmeter umfassender Raum für zeitgenössische Kunst, wo in fünf Ausstellungen pro Jahr die Werke von Westschweizer Künstlern und Künstlerinnen gezeigt werden. Die Besonderheit der Galerie ist, dass sie den ausstellenden Künstlern die Möglichkeit bietet, sich mit den dort arbeitenden Künstlern, in Form von Workshops oder Gemeinschaftswerken auszutauschen.
Verleihung der Kulturpreise seit 1980
Der Kulturpreis des Kantons Wallis wurde 1980 ins Leben gerufen. Der mit 20’000 Franken dotierte Preis krönt eine anerkannte, bestätigte Künstlerlaufbahn. Seit 1982 werden ausserdem drei Förderpreise vergeben, mit denen talentierte Nachwuchskünstler an einem entscheidenden Punkt in ihrer Laufbahn gefördert werden. Die mit je 10’000 Franken dotierten Preise verstehen sich als starkes Zeichen der Anerkennung und als Aufforderung, auf diesem Weg weiter zu machen. Seit 2011 wird ausserdem der mit 10’000 Franken dotierte Spezialpreis an Personen oder innovative Gruppierungen im Bereich Kulturvermittlung oder -umsetzung vergeben, die durch ihre Arbeit «hinter den Kulissen» zur kulturellen Entwicklung des Kantons beitragen. Die Preise werden vom Staatsrat an die vom Kulturrat vorgeschlagenen Künstler vergeben.