Kleinkinderbetreuung Weiterbildung zur Überwindung von Genderstereotypen
In den Strukturen für Kleinkinderbetreuung denkt niemand darüber nach, mit Mädchen und Jungen unterschiedlich umzugehen. Trotzdem werden die Kinder dort in gewisser Weise gendertypisch erzogen, was vor allem durch die Spiele und Spielsachen zum Ausdruck kommt, die den Mädchen und Jungen angeboten werden. Das Kantonale Amt für Gleichstellung und Familie (KAGF) führt sein Programm für das Personal aus dem Frühbereich fort, indem es eine Weiterbildung zur Überwindung von Genderstereotypen anbietet.
Spielsachen, Spiele und Bücher vermitteln Normen, welche die Kinder nach und nach annehmen: Innenbereich, Haus und Pflege sind Mädchenangelegenheiten – Aussenbereich, Erkundung und Arbeit sind eher was für Jungs. Diese Normen werden durch die Einstellung der Erwachsenen oft verstärkt. Ganz unbewusst haben diese nämlich unterschiedliche Erwartungen an Mädchen und Jungen. Ab dem Alter von drei Jahren nehmen die Kinder diesen Unterschied wahr und ändern ihr Verhalten, um diesen sozial konstruierten Erwartungen zu entsprechen.
Baut man die Stereotype jedoch ab, haben die Kinder freie Bahn, um ihre Kompetenzen zu entwickeln – nach ihrem eigenen Streben und ohne sich durch ein sozial aufgedrängtes Rollenbild beeinflussen zu lassen.
Mittel- und Unterwallis
Die im Mittel- und Unterwallis angebotene Weiterbildung «Petite enfance: sortir des stéréotypes» geht genau in diese Richtung. Sie ermöglicht, die berufliche Haltung und die täglichen Praktiken unter dem Gender-Blickwinkel zu hinterfragen, indem Überlegungen zu einer nicht-sexistischen Erziehung in den Betreuungsstrukturen angestellt werden. Das Ziel besteht darin, sich der impliziten Erwartungen gegenüber Mädchen und Jungen bewusst zu werden – und konkrete Ansätze zur Vermeidung von Stereotypen zu berücksichtigen. Die Weiterbildung wird am 5. und 24. November 2020 in Sitten unter der Leitung von Bulle Nanjoud des 2ème Observatoire in Genf stattfinden.
Oberwallis
Am 17. Februar 2021 wird in Visp eine gleiche Weiterbildung angeboten werden. Die Kursinhalte werden sich an der Broschüre «Nicos Puppe und Sophies Lastwagen» orientieren. Der Kurs wird von Annika Butters des Marie Meierhofer Instituts für das Kind in Zürich geleitet werden.
Allgemeines Programm
Dieses neue Angebot ist die Fortführung des Programms des KAGF für Personal der Betreuungsstrukturen, an dem zwischen 2016 und 2017 rund 30 Personen aus dem Mittel- und Unterwallis teilgenommen haben. An einem Kurs wurden sie für die Vermeidung einer stereotypen Erziehung der Kinder sensibilisiert. Im Oberwallis haben 16 Personen an dieser Weiterbildung teilgenommen. 2017 wurden ausserdem Vorträge für die Eltern organisiert, an denen sie für die Vorteile einer stereotypenfreien Erziehung sensibilisiert wurden.
Weitere Informationen und Anmeldung unter www.egalite-famille.ch/petiteenfance