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null Mein Ziel? Der Weltmeistertitel im Natural Bodybuilding!

PorträtMein Ziel? Der Weltmeistertitel im Natural Bodybuilding!

Erfahrung sammeln

Seit 2019 trainiert er unerlässlich für sein Ziel. Und vor Kurzem hat sich dieses anstrengende Training bereits ein erstes Mal ausgezahlt: Am 25. November 2023 holte sich Sébastien Moret am Nations Cup in Bordeaux seine hart erarbeitete Goldmedaille. Der 1.79 m grosse und 71 kg schwere Walliser konnte sich bei den Lightweight Masters 1 (45 bis 54 Jahre) gegen seine Gegner durchsetzen.

Für ihn war dieser Wettbewerb aber vor allem eine Standortbestimmung und bot Gelegenheit, wichtige Erfahrung zu sammeln. «Ich war sehr definiert. Der Rang aber bedeutet mir nicht viel. Ich warte darauf, mich mit einer grösseren Konkurrenz messen zu können», gibt er offen zu. Seit er Natural Bodybuilding betreibt, war dies das fünfte Mal, dass er sich dem kritischen Urteil einer Jury stellte. Ob Medaille oder nicht – bis anhin war das Resultat für Sébastien zweitrangig.

 

Ich war sehr definiert. Der Rang aber bedeutet mir nicht viel. Ich warte darauf, mich mit einer grösseren Konkurrenz messen zu können


Slideshow - Nations Cup in Bordeaux 2023 - © Léa Lambert

Ziel: Weltmeister

Sébastien Moret will hoch hinaus und gibt dies offen zu: «Mein Ziel? Den Weltmeistertitel im Natural Bodybuilding holen!» Der Sittener hat grosse Ambitionen. Dabei kommt er alles andere als überheblich rüber: «Ich bin mir bewusst, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich dieses Ziel nicht erreiche, 99% beträgt, aber ich habe alles getan, um die Voraussetzungen zu schaffen und mir die Chance zu geben, es zu erreichen», betont er. Und weiter: «Häufig rufen wir unser volles Potenzial nicht ab, weil wir Angst vor der Meinung anderer haben und deshalb unsere Ziele für uns behalten. Ich habe irgendwann für mich selbst entschieden, mich nicht länger einzuschränken.» Sébastien gibt sich Zeit, um nach den Sternen zu greifen. Nach seiner ersten Teilnahme an den Weltmeisterschaften im Jahr 2021, fokussiert er sich voll und ganz auf die Austragung von 2024. 

Saint Just Ende Oktober 2023 - © Christophe Langlois
Saint Just fin octobre 2023 -© Christophe Langlois

Richtiges Bodybuilding

Wie beim Boxen gibt es auch beim Bodybuilding verschiedene Verbände, die rund um den Sport kreisen. Sébastien gehört dem World Natural Body Building (WNBB) an, der sich für eine Rückkehr zu den Wurzeln der Disziplin einsetzt. Auf der Website des Verbands liest man: «Bodybuilder sind Athleten, die durch Krafttraining auf ein ästhetisches Ziel hinarbeiten. Einige wollen muskulös sein und gut aussehen, andere muskulös und spektakulär sein.» Sébastiens Verband steht für den olympischen Geist, Anti-Doping und die Ablehnung jeglicher Diskriminierung oder Respektlosigkeit. Ernährungstechnisch ist die Einnahme von Proteinen oder Proteinriegeln erlaubt. Der Walliser zieht es jedoch vor, sich an eine strikte Diät zu halten: «Ich bin ‚old school’ und setzte auf natürliches Essen ohne künstliche Zusätze, so genanntes ‚Clean eating’. Für mich steht die Freude am Essen über allem.» Und damit ist es für ihn auch Zeit für die nächste Mahlzeit.

 

 

Ich bin ‚old school’ und setzte auf natürliches Essen ohne künstliche Zusätze, so genanntes ‚Clean eating’. Für mich steht die Freude am Essen über allem.

Eine Massgeschneiderte Betreuung

Um das Unmögliche möglich zu machen, setzt Sébastien alles auf eine Karte. Er hat ein Team von Profis um sich geschart, zu dem zwei Coaches, ein Mediziner, ein Osteopath und ein Masseur gehören. Daneben kann Moret auf die volle Unterstützung seiner Frau Dominique zählen. «Sie begleitet mich zu allen Wettkämpfen, gibt mir Feedbacks zu meinen Auftritten und kümmert sich um alles Logistische. Sie ist mit mir sogar bis nach Bordeaux gefahren. Sie ist unglaublich.» Um möglichst optimal trainieren zu können, hat sich Moret in einer Garage gleich neben seinem Haus einen eigenen Kraftraum eingerichtet, den er liebevoll als «die Schmiede» bezeichnet. Hier trainiert er täglich.

Knackpunkt Finanzierung

Der Traum vom Bodybuilding hat natürlich seinen Preis und eine Saison schlägt gut und gerne mit 10'000 Franken zu Buche. Darin inbegriffen sind die Kosten fürs Coaching, die Wettkämpfe und die Ernährung. Obwohl Sébastien Moret alles für seinen Traum tut, gibt es dennoch No-Gos, an die er sich hält: Aus dem Familienbudget darf kein Geld in sein Training fliessen. «Wer ein Ziel erreichen will, sollte sich mit Experten umgeben. Auch wenn dafür das nötige Kleingeld aufgetrieben werden muss.» Damit dies gelingt, hat der fünfköpfige Familienvater ein Walliser Talentfestival auf die Beine gestellt, konnte Sponsoringpartner gewinnen und war sich auch für einen Kuchenverkauf nicht zu schade.

Challenge Posingslip

Bodybuilder trainieren und formen ihre Körper nicht nur bis zur Perfektion, sondern müssen auch lernen, diese in verschiedenen Posen in Szene zu setzen – in einem sehr minimalistischen Outfit. Wer nicht von Natur aus freizügig ist, muss sich mit dem Tragen des Posing-Slips erst anfreunden. «Ich habe ein Jahr gebraucht, bis ich mich getraut habe, im Posing-Slip aufzutreten», gibt Sébastien zu. Nachdem er lange alleine vor dem Spiegel geübt hatte, präsentierte er sich erst seinem Coach und seiner Familie, bevor schliesslich die Schwiegereltern und Freunde als Publikum herhalten mussten. «Nach dem Wettkampf ist mir klar geworden, dass ich den ganzen Tag in diesem Slip rumgelaufen bin und überhaupt nicht mehr daran gedacht habe.»

Ich habe ein Jahr gebraucht, bis ich mich getraut habe, im Posing-Slip aufzutreten

Witzige Anekdoten

Sébastien Moret unterrichtet an der Handels- und Fachmittelschule (ECCG) und der Schule für Berufsvorbereitung (SfB) Sitten. Neben Französisch unterrichtet er auch das Fach BKU (berufskundlicher Unterricht). Wenn zwischendurch etwas Zeit bleibt, erzählt er den Jugendlichen zwischen 15 und 17 Jahren von seinen Erfahrungen in der Bodybuilding-Szene: «Die Story vom Slip enthält eine wichtige Message für die Kids. Indem ich etwas immer und immer wieder geübt habe, habe ich Fortschritte gemacht. Dieses Beispiel lässt sich auch auf die Arbeitswelt übertragen, wenn man sich beispielsweise auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten muss.»

© Didier Panchard

Den Moment geniessen

Sébastien glaubt an seine Fähigkeiten, den Weltmeistertitel zu holen, ist aber auch mit sich im Reinen, falls es nicht klappen sollte. Er achtet darauf, jeden Moment auf seinem Weg zu geniessen, um am Tag X keine Frustration aufkommen zu lassen. «Der Weg dorthin zählt noch mehr als das Ergebnis. Ich mache Tag für Tag Fortschritte, was allein schon sehr befriedigend ist», versichert und Sébastien. Aber dann gibt es doch die Erlebnisse, die alles übertreffen: «Dass ich in Bordeaux zusammen mit meinem Sohn Matt auftreten konnte, war ein grosses Highlight für uns beide. Solche Momente zählen für mich mehr als alles andere auf der Welt.»

 

Dass ich in Bordeaux zusammen mit meinem Sohn Matt auftreten konnte, war ein grosses Highlight für uns beide. Solche Momente zählen für mich mehr als alles andere auf der Welt

Mehr Infos über  Sebastien moret

 

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Zu Besuch

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Zu Besuch in Miège

Miège ist seit vergangenem Jahr Teil der neuen Gemeinde Noble-Contrée. Trotz der Fusion mit Venthône und Veyras hat es nichts von seinem Charme und seiner Identität verloren, ganz im Gegenteil. Seine Südlage, seine Wälder und vor allem seine Weinberge sind und bleiben einzigartig. Jedes Jahr zieht es neue Einwohner in das idyllisch gelegene Dörfchen auf 700 Metern Höhe, heute sind es 1400 an der Zahl. Patrick Schribers Frau stammt aus dem Örtchen und so hat der Richter Miège mit seiner Familie zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht. Anlässlich unseres Besuchs streift Richter Schriber seine Richterrobe ab und schlüpft in die Rolle des Touristenführers. Eine Entdeckungsreise.

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Ein Spitzname?

Die Kalabresen

«Sie können recht laut werden und sind nie um eine Antwort verlegen», beschreibt Patrick seine Mitbürger aus Miége. Schmunzelnd vergleicht er sie mit den unbeugsamen Galliern aus dem Comic Asterix. Der «offizielle» Übername der Dorfbewohner lautet aber «les Calabrais» (die Kalabresen). «Die ausschliesslich landwirtschaftliche Ausrichtung, die geografische Lage fernab aller Verkehrswege, die Lage im östlichsten Teil des französischsprachigen Wallis, wie Kalabrien in der Tiefe Italiens, und die einzige Gemeinde östlich der Signièse ; all dies verhalf uns zum Spitznamen Calabrais», schreibt François Caloz in «Miège ... mon village». Der Beiname hat sich ziemlich gut eingebürgert, wenn nicht sogar durchgesetzt, wie Patrick feststellt: «Es ist fast schon ein Kompliment. «Calabrais» – das vermittelt ein gewisses Bild von Unabhängigkeit».

Warum nicht daraus eine Spezialität kreieren? In der Auslage der Dorfmetzgerei findet sich deshalb auch ein «Fondue calabraise» mit gewürzten Rumpsteak-Stückchen. «Das gönne ich mir ab und zu», meint unser Guide. «Aber natürlich bekommt man davon ziemlich Durst und dass die Kalabresen nicht nur Wasser trinken, dürfte allgemein bekannt sein», scherzt er.

Eine Spezialität?

Der Wein

Zwei üppige Rebstöcke zieren das Dorfwappen. Zweifellos ist die Rebe in Miège heilig. Der Weinberg erstreckt sich über 93 Hektar und prägt somit einen Drittel des Ortsgebiets. Für Patrick ist klar: «Die Reben und Miège gehören zweifellos zusammen». Der Pinot Noir liegt flächenmässig an der Spitze der Rebsorten und weit vor dem Chasselas, wobei der Savagnin blanc (Païen/Heida) auf diesem kalkhaltigen Terroir auf dem Vormarsch ist. Patricks Lieblingsweine sind aber vor allem der Syrah und der Cornalin aus der Region. Knapp zehn Weinkellereien gibt es im Dorf und auch für die Nachfolge bei den Weinbauern ist gesorgt. «Mit den Kindern der Winzer tritt eine neue Generation das Erbe an und die Tradition bleibt erhalten», freut sich unser Gesprächspartner und hebt die Qualität der Produkte hervor: «Das Geheimnis besteht in der Lage der Weinberge und im lokalen Know-how. So werden auch die Erwartungen der anspruchsvollsten Gaumen erfüllt».

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Der Hauptevent?

Die Rebsortenwanderung

Der Erfolg ist nach wie vor ungebrochen. Jedes Jahr im September pilgern Tausende von Menschen hierher, zur Rebsortenwanderung. Über acht Kilometer zieht sich die Prozession jeweils zwischen Siders und Salgesch hin. «Es ist wirklich toll, die Region auf diese Art und Weise zu entdecken und dabei typische Gerichte und grossartige Weine aus Siders, Veyras, Miège oder Salgesch zu probieren. Ausserdem ist die Sonne immer auf unserer Seite», schwärmt Patrick. Die Rebsortenwanderung führt dem Walliser Rebweg entlang und startet beim Château de Villa in Siders. Muraz, Veyras und schliesslich Miège sind unumgängliche Zwischenstationen. «In Miège führt der Weg durch das Dorfzentrum, dann hinauf zum Wald von La Crettaz, bevor man den Place de la bourgeoisie erreicht. Die Maison bourgeoisiale mit den dort servierten Weinen ist und bleibt mein Lieblingsort», verrät der Ortsansässige.

Im Laufe der Jahre hat die Rebsortenwanderung nationale Bekanntheit erlangt und erfreut sich mittlerweile grosser Beliebtheit bei den Deutschschweizer. Für Patrick muss man diesen Event einfach erlebt haben: «Ich denke, man muss mindestens einmal im Leben dabei gewesen sein. Nur schon, um sich ein Bild vom Ganzen zu machen. Entweder mag man es oder man mag es eben nicht. Aber zumindest kann man sich selbst eine Meinung bilden».

Am Samstag, dem 10. September 2022, findet die dreissigste Ausgabe der Rebsortenwanderung statt. Die perfekte Gelegenheit, diese beliebte Veranstaltung kennenzulernen oder sie wieder neu für sich zu entdecken.

Ein besonders schöner Spaziergang?

Die Suone von Clou

Ein Geheimtipp der Einwohner von Miège ist die Suone von Clou, mit einem einzigartigen Blick auf das Dorf und die Rhone-Ebene. Die etwa zwei Kilometer lange Wasserleite speist ihr Wasser aus der Raspille in 900 Metern Höhe. Patrick wandert hier zu jeder Jahreszeit gerne entlang: «Die Wanderung ist recht einfach, ohne grossen Höhenunterschied und man läuft immer auf der Sonnenseite». Die Gemeinde trägt grosse Sorge zu ihrer Suone. Einmal im Jahr treffen sich alle Einwohner, um sich gemeinsam um die Instandhaltung ihrer Suone zu kümmern. Auch die Jüngsten helfen mit: «Die Schulkinder haben vor Kurzem eine grosse Putzaktion durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit wurden auch Informationstafeln für die Besucher aufgestellt».

Die Suone von Clou

Patrick schlägt vor, unseren Ausflug bis zur Chapelle des Plans oberhalb der Wasserfassung zu verlängern. Die Kapelle, besser bekannt unter dem Namen Chapelle Sainte Marguerite, erstaunt durch ihre Lage. «Mitten im Wald erscheint sie plötzlich und steht da, wie an einen Felsen gelehnt. Beim ersten Mal ist man überrascht. Die Geräuschkulisse ist sehr stimmungsvoll, denn das Rauschen der Raspille hallt an den Mauern wider. Diese beiden, der Allgemeinheit eher unbekannten Orte, die Suone von Clou und die Chapelle des Plans, sind auf jeden Fall einen Abstecher wert.

Chapelle des Plans

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