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null Pascale Morsa und die Weihnachtswichtel: eine magisch-spassige Tradition

PorträtPascale Morsa und die Weihnachtswichtel: eine magisch-spassige Tradition

2024

Pascale Morsa stellt gleich zu Beginn klar: «Dieses Jahr ist es vielleicht das letzte Mal, dass ich sie ins Haus lasse». Ihre älteste Tochter beginnt allmählich, die Existenz des Weihnachtsmannes in Frage zu stellen, zweifelt aber keinesfalls an jener der Wichtel. Auf die Frage, ob sie wiederkommen würden, waren sich ihre Töchter nämlich einig: «Natürlich werden sie wiederkommen!»

 

Auch wenn sich Pascale anfangs nicht sicher war, ob sie die Wichtel auch ein achtes Mal noch zu sich einladen wollte, entschied sie sich dennoch dafür, nur schon, um jeden Morgen die leuchtenden Augen ihrer Töchter zu sehen. «Ich habe die Fotos aller Streiche auf meinem Handy. Aber die Kinder haben noch nicht durchschaut, dass ich mein Handy morgens nie in der Hand habe, wenn wir entdecken, was in der Nacht geschehen ist. Sie wollen an diese Magie glauben und das ist es, was mich motiviert weiterzumachen.»

 

Sie wollen an diese Magie glauben und das ist es, was mich motiviert weiterzumachen.

Eine Tradition – aus Zufall entstanden

Alles begann vor sieben Jahren, als ein Facebook-Post Pascales Aufmerksamkeit erregte. «Eine Frau verkaufte Weihnachtswichtel und erklärte die Tradition. Das gefiel mir sofort und ich dachte, das wäre perfekt für meine damals dreijährige Tochter», erinnert sich Pascale. Zunächst bestellte sie einen rötlichen Wichtel. Sie benannte ihn nach der Lieblingsfigur ihrer Tochter aus der französischsprachigen Version der Paw Patrol, Marcus, weil sie befürchtete, dass sie Angst vor ihm haben könnte. Ein Jahr später schloss sich Stella, ein weiteres, grau gekleidetes Paw Patrol-Mitglied, der Familie Morsa an. Zwei Wichtel, zwei Mädchen: Die Rechnung ging auf!

Das Abenteuer beginnt mit einem geheimnisvollen Brief vom Weihnachtsmann, in dem er die baldige Ankunft eines Weihnachtswichtels ankündigt, dessen Aufgabe es ist, bis zum 25. Dezember zu beobachten, ob in der Familie alles seine Ordnung hat und schliesslich in der grossen Werkstatt am Nordpol Bericht zu erstatten. Um dem Wichtel einen würdigen Empfang zu bereiten, muss die ganze Familie zusammenarbeiten und einen gemütlichen Raum für den kleinen Besucher vorbereiten. Der erste Schritt besteht darin, ein kleines Bett aus verziertem Karton zu basteln, damit sich der Wichtel wie zu Hause fühlen kann. Aber das ist noch nicht alles: Es müssen auch Kekse gebacken werden, um ihn anzulocken, denn Wichtel sind bekanntlich kleine Naschkatzen. Zum Schluss muss noch eine ausgeklügelte Falle entworfen werden: ein Sack, der im richtigen Moment zugeht.

Einen Wichtel einzufangen ist aber gar nicht so einfach! Im ersten Jahr brauchte es zwei Anläufe, bevor der Plan aufging. Glücklicherweise halfen aber ein paar Zaubertricks: Glitzerpulver um die Falle herum und ein geheimer Zauberspruch! So konnte Marcus am 1. Dezember bei den Morsa einziehen.

In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember reisten die Wichtel dann jeweils wieder mit dem Weihnachtsmann ab. Als Dank für ihre Gastfreundschaft hinterliessen sie den beiden Mädchen einen Brief und ein kleines Geschenk.

Die Streiche

Die Streiche

«Einmal hatten die Wichtel Mandarinen verziert. Ein anderes Mal hatten sie so getan, als würden sie in der Küche Puppenkleider waschen. Ich spiele ihnen leicht zu beseitigende Streiche und das Beste daran ist, dass meine Töchter diejenigen sind, die alles aufräumen müssen», fügt Pascale zwinkernd hinzu. Die bleibenden Erinnerungen hingegen sind bei Mutter und Töchtern nicht ganz dieselben. «Bei einem Streich hatte ich einen Riesenspass: Mit einem Filzstift zeichnete ich ängstliche Gesichter auf Kartoffeln; wir rieben sie und sie kamen als Chips heraus. Die Mädchen wiederum erinnerten sich eher an das Toilettenpapier, das sich in einen Schneemann verwandelte».

Jedes Jahr zeigt sie ihre Werke im WhatsApp-Status ihres Handys und viele Bekannte können es kaum erwarten, ihren neusten Coup zu entdecken. «Leute, mit denen ich das restliche Jahr über kaum Kontakt habe, sind begeistert, wenn sie den ersten Streich entdecken. Irgendwie scheint mir, als würde man ihnen eine kleine magische Auszeit vom Alltag schenken».

 

 

Sie kommen nachts heraus, erstarren aber, sobald ein Mensch den Raum betritt. Sie hecken lustige Streiche aus, welche die Mädchen dann am Morgen entdecken

Ein Teil der Familie

Doch nicht nur die Kinder lassen sich von den Wichteln verzaubern: «Mittlerweile ist auch mein Mann Feuer und Flamme für das Projekt und hilft mir manchmal mit neuen Ideen», erzählt Pascale.

Diese Tradition ist aus den Weihnachtsritualen und den Kindheitserinnerungen von Anaëlle und Noémie nicht mehr wegzudenken. «Es ändert ja nichts an der ursprünglichen Bedeutung von Weihnachten. Aber als ich gesehen habe, wie sehr die Beiden an dem Brauch hängen, sagte ich mir, dass es ein Teil ihrer Kindheit ist. Vielleicht werden sie die Tradition ja eines Tages mit ihren eigenen Kindern weiterführen», erklärt Pascale.

Warren die Weihnachtswichtel 2017 noch fast unbekannt, wurden sie unterdessen in den sozialen Netzwerken zu einem regelrechten Hype, mit Angeboten in allen Preissegmenten. Auch zwei ihrer Arbeitskolleginnen aus der DB haben sich diesem schönen Brauch verschrieben und nicht selten beleben die Geschichten darüber die Pausenzeit in der Cafeteria.

Eine kreative Herausforderung

Bis zum 1. Dezember gilt es nun, sich noch 24 Streiche auszudenken, damit das Aufwachen vor Weihnachten stets zur magischen Überraschung wird. Nach 168 Streichen wird das Unterfangen nun zu einer regelrechten Herausforderung: «Anfangs hatte ich wirklich viele Ideen, mittlerweile ist es aber gar nicht mehr so einfach. Manchmal, wenn ich nachts nicht schlafen kann, versuche ich mir Szenarien auszudenken, oder wenn ich einen Geistesblitz habe, schreibe ich diesen auf ein Post-it». Auch die Umsetzung ist nicht immer problemlos. «Es ist schon vorgekommen, dass ich mitten in der Nacht nochmals auf musste, weil ich am Vorabend vergessen hatte, die jeweilige Geschichte zu inszenieren», vertraut sie uns an.

Glücklicherweise kann sich Pascale aber auch auf ihr Umfeld verlassen. «Vor Kurzem hat mir eine Kollegin 50 Ideen geschickt, Leute verlinken mich in den sozialen Netzwerken und ich finde auch einiges an Inspiration auf Pinterest oder in Facebook-Gruppen».

Pascales Devise lautet, dass sie mit dem was sie zur Verfügung hat, improvisiert. «Ich habe eine Regel: Ich kaufe nichts extra für die Inszenierungen. Einmal hatten sich die Wichtel im Kühlschrank versteckt, das war vielleicht ein Spass! Die Kinder sorgten sich sogar, dass die Wichtel sich verkühlt haben könnten! Je einfacher, desto besser!»

Werden die Wichtel etwa auch in der Dienststelle für Berufsbildung Einzug halten?

Während Pascale noch an den Streichen für ihre diesjährigen Wichtel tüftelt, macht ein Gerücht die Runde: Ein besonders abenteuerlustiger Wichtel soll beschlossen haben, diesmal einen Umweg über die DB zu machen. «Ich bin in der Dienststelle auch für die Animation zuständig und denke darüber nach, wie man im Büro während der Adventszeit für etwas Unterhaltung sorgen könnte. Vielleicht quartiert sich ja ein Wichtel ein, der dort unauffällig sein Unwesen treibt und wer weiss, vielleicht werden plötzlich auf rätselhafte Art und Weise Schreibtische umgekippt oder Kabel ausgesteckt …».

Sollten Sie also in diesem Jahr merkwürdige Vorkommnisse in den Gängen der DB bemerken, dürfte die Antwort auf der Hand liegen. Dann ist es nämlich gut möglich, dass der Zauber der Weihnachtswichtel auch in der Rue des Vergers Einzug gehalten hat.

Was sicher ist: Die Weihnachtswichtel haben noch lange nicht genug davon, allerhand Unsinn zu treiben, zur allgemeinen Freude von Gross und Klein!

 

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