Reportage

Porträt

null Yves Martignoni: Der Adjunkt der Dienststelle für Gesundheitswesen und seine Begeisterung für Bienen

PorträtYves Martignoni: Der Adjunkt der Dienststelle für Gesundheitswesen und seine Begeisterung für Bienen

Wenn er nicht in seinem Büro in der Dienststelle für Gesundheitswesen zugegen ist, findet man Yves Martignoni meist im Imkeranzug bei seinen Bienen. Der Adjunkt der DGW widmet sich in seiner Freizeit vor allem seinen Bienenvölkern, eine Leidenschaft, die er bereits als 15-jähriger entdeckte. «Ich war sehr jung, 15 Jahre alt, als ich über meinen Bruder zu den Bienen kam. Er hatte die Idee, zwei Bienenstöcke zu übernehmen. In der ersten Saison war ich immer dabei, im nächsten Jahr aber hatte mein Bruder andere Interessen, also habe ich alleine weitergemacht», erzählt er schmunzelnd.

Yves Martignoni, promovierter Ökonom, arbeitet seit 2006 bei der Dienststelle für Gesundheitswesen. Seine berufliche Laufbahn und sein Hobby scheinen auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen, ergänzen sich jedoch perfekt, benötigt es doch für die Bienenzucht genauso viel Disziplin, Geduld und gewissenhafte Planung wie bei seiner Arbeit in der Kantonsverwaltung.

Über 30 Jahre Faszination Bienen

Yves kam also über seinen Bruder zur Imkerei, ohne je einen Kurs besucht zu haben, da Kurse zur damaligen Zeit ganz einfach nicht existierten. Von einem Imkerfreund seines Vaters erhielt er Tipps zur Bienenzucht. Seither hat sich Yves stets weiterentwickelt und seine Bienenvölker sind von einer Handvoll auf rund fünfzehn angewachsen. «Lange Zeit hatte ich fünf oder sechs Bienenvölker. Vor zehn Jahren wurde ich angefragt, ob ich nicht Bienenköniginnen züchten wolle, was meine Leidenschaft dann nochmals verstärkt hat», erzählt er.

Planung und Antizipation gehören für den Imker aus Nendaz in seinem Büro in Sitten zum Alltag und kommen ihm auch bei der Bienenzucht zugute. «Im Frühling muss man die Bienen enger halten, damit sie warm genug haben und ihnen dann nach und nach mehr Platz machen, wenn sie sich entwickeln. Zu eng darf es aber nicht sein, ansonsten schwärmen sie. Das bedeutet, die Königin verlässt den Bienenstock mit der Hälfte der Bienen, um sich woanders niederzulassen», erklärt er. Eine sorgfältige und vorausschauende Planung ist das A und O für die Gesundheit der Bienenvölker.

Die Gesundheit im Mittelpunkt

Die Auswahl der Bienen ist ein entscheidender Faktor bei Yves’ Arbeit. «Wir selektieren die Bienen nach ihrer Sanftmut, ihrer Honigproduktion, ihrer Neigung, nicht zu schwärmen, und ihrer Krankheitsresistenz», verrät er uns. Der leidenschaftliche Züchter beteiligt sich an einem auf Westschweizer Ebene organisierten Programm, bei welchem jeder Züchter bestimmte Bienenlinien erhält und verbessert, sowie alles dokumentiert. Eine echte wissenschaftliche Arbeit!

 

Die Gesundheit ist sowohl für die Bienen als auch für die Menschen von entscheidender Bedeutung, denn alle sind gleichermassen anfällig für Krankheiten und Parasiten. Yves erzählt uns von den Gefahren und den Massnahmen, die er unternimmt, um seine Bienenstöcke zu schützen. «Die Varroamilbe, ein asiatischer Parasit, ist ganz besonders gefährlich. Wir verwenden natürliche Säuren, um die Bienenstöcke zu behandeln und die Parasitenpopulationen in Schach zu halten. Bei Faulbrut, einer hochansteckenden Krankheit, die durch ein Bakterium verursacht wird, das die Larven infiziert, werden die Bienenstöcke mit einer Sperre belegt, wie es derzeit hier in Nendaz und auch im Val d'Hérens der Fall ist. Wir können keine Bienen mehr aus der oder in die Region bringen», erklärt er. Eine weitere Plage ist die Asiatische Hornisse, die noch nicht im Mittelwallis angekommen ist, was aber bald schon der Fall sein könnte. Sie schwebt neben den Bienenstöcken und jagt die Bienen, verzehrt dann aber nur ihren Brustkorb, wo sich die Muskeln befinden. «Nach einer Weile trauen sich die Bienen nicht mehr heraus und sterben». Zum Schutz der Bienen wird eine Art Gitter vor den Bienenstöcken angebracht, wo die Bienen noch durchpassen, die Hornissen aber nicht. Die Gesundheit seiner Bienen steht für Yves an erster Stelle, er überwacht seine Bienenstöcke sorgfältig und handelt, sobald es ein Problem gibt.

Das Leben einer Biene

Das Leben einer Biene ist geprägt von den verschiedenen Aufgaben, die sie zu erfüllen hat. «Sommerbienen leben ungefähr 45 Tage, da sie viel arbeiten, während die Winterbienen den Winter mit der Königin verbringen und bis zu sechs Monate alt werden können», erklärt uns Yves. Bienen durchlaufen mehrere Lebensstadien, wobei jedes einzelne jeweils mehr Risikobereitschaft erfordert: Ammen, Baumeisterinnen, Wächterinnen und Sammlerinnen. Diese komplexe Organisation innerhalb des Bienenstocks spiegelt die solidarische und gut strukturierte Gesellschaft wider.

Der Imker geht bei der Selektion der Bienenköniginnen äusserst gewissenhaft vor, was für die Qualität des Bienenvolks ausschlaggebend ist. «Die Königin wird bis zu drei Jahre alt und vererbt Charakter und Verhalten an ihre Arbeiterbienen weiter», erklärt er. Eine akribische und wissenschaftliche Selektion der Königinnen ist entscheidend für die Erhaltung qualitativ hochwertiger Kolonien.

 

 

Die Königin wird bis zu drei Jahre alt und vererbt Charakter und Verhalten an ihre Arbeiterbienen weiter

Klimatische Einflüsse

Die Wetterbedingungen wirken sich direkt auf die Gesundheit und Produktivität der Bienen aus. «Ein kalter Frühling wie dieses Jahr schwächt die Bienenstöcke und macht sie anfälliger für Krankheiten», schildert Yves. Ausserdem beeinflusst das Wetter auch die natürliche Lebensgrundlage der Bienen. «Können die Bienen nicht nach draussen, um Nahrung zu suchen, müssen wir sie mit Wasser und Zucker füttern, was aber für ihre Gesundheit weniger gut ist als natürlicher Nektar», fügt er hinzu.

Ein Musterbeispiel für ein Leben in der Gesellschaft

Die Bienenzucht ist für Yves nicht nur ein Hobby, sondern eine Leidenschaft, die ihn mit der Natur verbindet und ihm ermöglicht, den Alltag hinter sich zu lassen. «Am meisten fasziniert mich die Solidarität der Bienen innerhalb eines Bienenstocks. Es ist ein Gesellschaftsmodell, in dem jede eine bestimmte und unentbehrliche Rolle hat. Das inspiriert mich sehr, nicht nur bei meiner Arbeit, sondern auch in meinem Privatleben», vertraut er uns an.

Vereinbarkeit von Berufsleben und Imkerei

Zeitmanagement ist für Yves entscheidend: Dank seines 80 %-Pensums bleibt ihm genügend Zeit für seine Bienen. «Ich habe schon immer Teilzeit gearbeitet, weil ich noch viele andere Interessen habe. So schaffe ich es gut, Arbeit und Hobbys unter einen Hut zu bringen», erklärt er.

Ich habe schon immer Teilzeit gearbeitet, weil ich noch viele andere Interessen habe. So schaffe ich es gut, Arbeit und Hobbys unter einen Hut zu bringen

 

Darüber hinaus teilt Yves sein Wissen mit anderen Imkern und trägt so seinen Teil zur heimischen Imkergemeinschaft bei.

Wir tauschen oft Tipps und Tricks unter Imkern aus, erzählt er.

Ebenso mit seinem Departementschef, der sich als Hobby-Imker ebenfalls gerne an ihn wendet, um von seinem Fachwissen zu profitieren.

Die Bedeutung der Wildbienen

Über seine eigene Imkertätigkeit hinaus ist es Yves ein Anliegen, auf die Bedeutung des Schutzes von Wildbienen aufmerksam zu machen. «Honigbienen sind unentbehrlich für gewisse Kulturen, man darf jedoch keinesfalls die Wildbienen vergessen, die bei der Bestäubung eine genauso entscheidende Rolle spielen», betont er. In der Schweiz gibt es rund 600 Wildbienenarten, die zur Biodiversität und zur Gesundheit der Ökosysteme beitragen. «Jeder von uns sollte, wenn möglich, ein Insektenhotel bei sich aufstellen», ergänzt er.

 

 

 

Honigbienen sind unentbehrlich für gewisse Kulturen, man darf jedoch keinesfalls die Wildbienen vergessen, die bei der Bestäubung eine genauso entscheidende Rolle spielen

Honig ernten, Honig teilen

Die Honigernte ist ein besonders erfüllender Moment. «In einem guten Jahr kann ein Bienenstock bis zu 40 Kilogramm Honig produzieren, im Durchschnitt sind es aber meist eher 15 Kilogramm», erklärt Yves. Seinen Honig verkauft er nicht, viel lieber teilt er ihn mit Familie und Freunden. «Wenn ich eingeladen bin, bringe ich statt einer Flasche Wein lieber ein Glas Honig mit, oder manchmal auch beides. Es ist einfach wunderbar, etwas schenken zu können, das man selbst produziert hat», schwärmt er mit einem stolzen Funkeln in den Augen.

Yves Martignoni hat sich seine Leidenschaft und sein Engagement trotz der klimatischen und gesundheitlichen Herausforderungen sowohl im Beruf als auch in der Imkerei bewahrt. Siebenunddreissig Jahre schon sorgt er sich um die Gesundheit seiner Bienenvölker und findet in diesem Zeitvertreib eine Quelle der Zufriedenheit und der ständigen Weiterentwicklung. In Zukunft möchte er zusätzliche Bienenstöcke im Tal übernehmen, womit seine Leidenschaft für die Imkerei weit davon entfernt ist, zu erlöschen …

 

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