Reportage

null Weibeln im Dienste der Regierung

ReportageWeibeln im Dienste der Regierung

Der Gemeinschaftssaal im Foyer Ottanel in Vernayaz ist an diesem Sonntagmorgen im Februar gefüllt mit Menschen. Mit Heimbewohnern, Pflegepersonal, vor allem aber mit Familienmitgliedern von Alice Elise Cretton. Die rüstige Dame darf heute ihren 100. Geburtstag feiern. Alles wartet gespannt, denn zu ihrem Wiegenfest wird sie gleich von Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten empfangen. Kurz nach elf Uhr ist es soweit, die Staatsrätin trifft ein. Und wie immer an solchen Anlässen, steht an ihrer Seite ein Weibel, mitsamt Umhang, Zepter, Hut und weissen Handschuhen.

 

Die Zeremonien für die 100-Jährigen sind mir die liebsten.

 

Diese Ehre kommt heute Marcel-Jeannot Varone zuteil, der sich, während er einen riesigen Blumenstrauss in den Händen hält, sehr erfreut darüber zeigt: «Von all den Einsätzen als Weibel sind mir die Zeremonien für die 100-Jährigen die liebsten. Sie finden meist in sehr familiärem Rahmen statt und die Stimmung ist heiter. Besonders schön ist es, wenn das Geburtstagskind immer noch von einer guten körperlichen und geistigen Gesundheit profitieren kann.»

 

Dass er dabei für zahlreiche Fotos posieren und stets lächeln muss, macht ihm nichts aus. «Das gehört mit zur Arbeit», meint der Weibel. Generell hat Marcel-Jeannot Varone nichts gegen Fotos einzuwenden. Er selbst schiesst auch hin und wieder Selfies mit bekannten Persönlichkeiten, denen er während seiner Arbeit begegnet. Natürlich immer nur, wenn der offizielle Teil vorbei ist und er die Personen nicht in ihrer Arbeit stört.

Der Empfang ist gleich vorbei. Doch für Marcel-Jeannot Varone ist noch kein Feierabend in Sicht. Zu den Aufgaben eines Weibels gehören nämlich auch Chauffeurdienste. Sobald er Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten abgesetzt hat, wird er Staatsrat Christophe Darbellay nach Aosta fahren, wo dieser an einem Treffen teilnimmt.

 

 

 

Je nach Auftrag muss man unregelmässige und lange Arbeitszeiten in Kauf nehmen.

 

«Man muss eine gewisse Flexibilität mitbringen, wenn man diesen Job ausüben will», stellt Varone klar, «denn je nach Auftrag muss man unregelmässige und lange Arbeitszeiten in Kauf nehmen.» Doch genau diese Abwechslung sei es, die seine Arbeit für ihn so interessant gestalte. Mit diesen Worten verabschiedet er sich und fährt im schwarzen Mercedes zu seinem nächsten Einsatz.

Am nächsten Morgen erwartet uns Catherine Germanier-Jollien am Seiteneingang des Regierungsgebäudes in Sitten, wo sich die Postzentrale des Staates Wallis befindet. Sie ist die einzige Weibelin und Chauffeurin im ansonsten reinen Männerteam. Bewusst wird ihr dies erst, wenn sie darauf angesprochen wird: «Ich werde eigentlich nie mit Vorurteilen konfrontiert, etwa dass Frauen weniger gut Auto fahren können oder so ähnlich», bestätigt sie gutgelaunt. Auch ansonsten packt sie gleichermassen mit an wie ihre männlichen Kollegen, etwa wenn es wie an diesem frühen Morgen um den Postdienst geht.

Wir fahren kurz vor acht Uhr los, es ist bereits der zweite Rundgang, den Catherine Germanier-Jollien heute macht. Sie ist seit sechs Uhr da, hat in der Zwischenzeit bereits eine Lieferung an Briefen und Paketen auf der Post abgeholt, diese sortiert und im Posteingang und –ausgang der einzelnen Dienststellen sowie an sämtliche Aussenstellen des Staates in Sitten und näherer Umgebung verteilt.

Bis zu sieben Mal pro Tag machen die Weibel ihre Post-Rundgänge. Dabei wechseln sie sich im sechsköpfigen Team in einem regelmässigen Turnus ab. «Ich mag diesen Dienst gerne, man kommt mit Stellen und Personen in Kontakt, die man sonst nicht so häufig sieht», erzählt die Weibelin, während sie eine Kiste mit Briefen ablädt und eine leere in Empfang nimmt.

Nach etwas mehr als einer Stunde ist der Rundgang, der uns unter anderem zur Strafanstalt Les Iles oder zur Dienststelle für Strassenverkehr und Schifffahrt geführt hat, zu Ende und wir treffen erneut im Regierungsgebäude ein. Dort stossen wir auf den Chef der Sektion Logistik und langjährigen Weibel Kurt Locher. Dieser ist bereits seit 28 Jahren Weibel der Staatskanzlei. Ende März geht er in Pension. Seine Arbeit habe er stets mit Freude verrichtet, erzählt er rückblickend. «Es war immer sehr abwechslungsreich. Zwischen Chauffieren, Postdienst oder den offiziellen Auftritten an Empfängen von Bundesräten, National- oder Ständeräten, Grossratspräsidenten, Hundertjährigen oder Botschaftern wurde es einem nie langweilig.»

 

 

Wichtige Eigenschaften, die ein Weibel mit sich bringen müsse, seien gutes Benehmen und Diskretion. «Was im Wagen besprochen wird, bleibt im Wagen», sagt Kurt Locher. Natürlich höre man viel und sei gut informiert, aber das spiele keine Rolle. Denn am Ende das Tages müsse das alles wieder vergessen sein. Erzählen könnte Kurt Locher aus seiner langjährigen Tätigkeit als Weibel viele Geschichten.

 

Gutes Behnehmen und Diskretion sind wichtige Eigenschaften, die ein Weibel mit sich bringen muss.

 

 

 

Eine ist ihm besonders in Erinnerung geblieben. «Vor gut 20 Jahren besuchte der kenianische Präsident Moi das Wallis. Dieser wurde von einer durch Staatsrat Wilhelm Schnyder angeführten Delegation auf dem Sittener Flugplatz empfangen. Auch ich war dabei, natürlich in meiner offiziellen Kleidung. Das heisst mit Umhang, Zepter und Hut. Präsident Moi trug auch ein Zepter, weshalb er mich für den Regierungsvertreter hielt. So hat er zunächst vor allem mir seine Aufmerksamkeit geschenkt», blickt Locher amüsiert zurück. «Als Wilhelm Schnyder seine offizielle Ansprache hielt, fiel Moi sein Irrtum auf. Was haben wir gelacht.»

 

Der kenianische Präsident hielt mich für den Regierungsvertreter.

 

 

Diplomatischer Besuch im Wallis

Ein weiterer Anlass steht am Dienstag an. Etwa fünf Mal im Jahr empfängt eine Walliser Delegation, die für gewöhnlich vom Staatsratspräsident und –vizepräsident angeführt wird, ausländische Botschafter, die in der Schweiz stationiert sind. Bei solchen offiziellen Empfängen darf ein Weibel natürlich nicht fehlen. Im Februar ist der Botschafter der russischen Föderation, S.E. Sergei Garmonin zu Besuch im Wallis. Fahrer- und Weibeldienst hat dieses Mal Jean-Charles Thiessoz.

 

 

Mit einer der drei Staatskarossen, einem schwarzen, auf Hochglanz polierten Mercedes, holen wir Staatsrat Christophe Darbellay, der die Walliser Delegation heute als Vizepräsident anführt, vor seinem Büro auf der Place de la Planta in Sitten ab. Ziel ist das Schloss Mercier in Siders, wo solche Empfänge seit einigen Jahren abgehalten werden. Vor Ort wartet bereits die russische Delegation. Am Schlosseingang hängen zwei Flaggen – die russische wie auch die Walliser Flagge. Diese organisieren die Weibel im Vorfeld. Die Burgschaft Sitten verfügt über eine beträchtliche Anzahl Flaggen, die sich die Staatskanzlei für Anlässe ausleihen darf.

 

Nach einer kurzen Ansprache der jeweiligen Parteien posieren alle Anwesenden für das offizielle Foto. Dann geht es beim gemeinsamen Mittagessen zum gemütlichen Teil über. Dafür wird das Tenue in Rot und Weiss nicht mehr benötigt, dennoch ist gemäss protokollarischem Leitfaden auch unter dem Umhang ein Dresscode vorgeschrieben. «Unter der Kleidung, oder wenn wir als Fahrer unterwegs sind, müssen wir einen schwarzen Anzug und ein weisses Hemd mit dunkler Krawatte tragen.» Ausserdem speisen die Chauffeure und Weibel der jeweiligen Delegation nebenan in einem separaten Saal. 

Die Gespräche untereinander würden sich aber manchmal etwas schwierig gestalten, verrät Thiessoz. «Nicht alle Chauffeure der Botschafter sprechen Französisch oder Englisch, so dass eine Unterhaltung nicht immer möglich ist. Das ist schade, der Austausch mit Vertretern anderer Nationen kann nämlich sehr interessant sein.»  

 

Nicht alle Chauffeure der Botschafter sprechen Französisch oder Englisch, so dass eine Unterhaltung nicht immer möglich ist.

 

 

Wenn der Staatsrat tagt

Ein weiterer Tag, eine neue Aufgabe. Jeden Mittwoch, wenn die Regierungsmitglieder, der Staatskanzler und der Informationschef zu ihrer wöchentlichen Arbeitssitzung im Regierungsgebäude zusammenkommen, kümmert sich ein Weibel um deren leibliches Wohlbefinden. Diese Woche ist Fabrice Rouvinez an der Reihe. «Wir sind so ziemlich Mädchen für alles», sagt er mit einem Lachen, während er Wasser in die Kaffeemaschine füllt, frisches Obst bereitstellt und die Fenster im Sitzungsraum öffnet. «Wir sorgen dafür, dass es den Staatsräten und der Staatsrätin an nichts fehlt während der Sitzung. Manchmal übergeben wir auch Dokumente, die wir vorab vom entsprechenden Departement erhalten. Wir sind nämlich auch heute noch die einzigen, die den Saal während der Sitzung betreten dürfen.»

 

Wir Weibel sind die einzigen, die den Staatsratssaal während der Sitzung betreten dürfen.

 

Auch hier gelte die allgemeine Regel «Was im Saal aufgeschnappt wird, bleibt im Saal». Es habe sich im Laufe der Jahre viel verändert, erzählt er weiter. «Früher haben wir die Dossiers, die behandelt wurden, jeweils ausgedruckt. So gab es mehrere Stapel Papier im Sitzungsraum.» Heute werde alles digital ins System eingespeist. Dafür seien einige neue Aufgaben für die Weibel hinzugekommen, führt Fabrice Rouvinez weiter aus. «Wir betreuen die Empfangspforte des Regierungsgebäudes, helfen in der Telefonzentrale aus, organisieren die Empfänge für die 100-Jährigen oder stellen Beglaubigungen und Apostillen aus», präzisiert er. So sind sie eben, die Weibel: wahrhaftige Allrounder.

 

Was im Saal aufgeschnappt wird, bleibt im Saal.

 

 

 

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Bei uns findest du Sportwagen, Pickups, Rennautos und sogar Familienautos Autoclubs sind oft gemischt und sehr selten nur für Frauen. Sarah und Morgane sind hier in einem immer noch sehr männlichen Umfeld innovativ unterwegs. « Es ist eine traurige Tatsache. Aber noch immer gibt es Männer, die Mühe haben, Frauen in diesem Milieu zu akzeptieren », berichtet die Millennial-Frau. Aus Erfahrung weiss Sarah, dass sie sich in diesen Clubs immer etwas fehl am Platz fühlte: « Einige Mitglieder verhalten sich plump. Teils fallen auch sexistische Bemerkungen. Einige Mitglieder verhalten sich plump. Teils fallen auch sexistische Bemerkungen. Darum auch Drivin’Ladies, weil wir hier unter Mädels sind und niemand verurteilt wird. » Der Club steht allen Frauen offen; ausnahmslos allen. Man braucht nicht sein Auto zu tunen oder einen extravaganten Wagen zu fahren. « Bei uns findest du Sportwagen, Pickups, Rennautos und sogar Familienautos », betont die Mitgründerin. Nach nur einem Jahr zählt Drivin’Ladies schon rund 80 Mitglieder aus sechs Westschweizer Kantonen und dem angrenzenden Frankreich. Dies zeigt, dass der Club einem echten Bedürfnis entspricht. Im Drivin’Ladies treffen sich Autoliebhaberinnen. Und auch in den Sozialen Medien geben sie voll Gas. Im Oktober wurde ein Video auf TikTok zum Knüller. Über 50 000 Mal wurde es angesehen. Phänomenal! « Ja, das haben wir kaum gerafft. Notifizierungen, Aboanfragen und Kommentare flimmerten nur so vorbei. Wir sind richtig explodiert. Die Mitgliederzahl hat sich innert weniger Tage wohl verdoppelt », staunt die TikTokkerin noch heute. Seither hat sich die Zahl stabilisiert. Ganz zur Zufriedenheit unserer Vorkämpferinnen. Denn gewünscht wird eine Grösse, die der DNA des Clubs entspricht: « Unser Ziel ist es, sich zu treffen und zusammen Auto zu fahren. Wenn zu viele mitfahren, wird es schwierig, sich auf der Strasse zu folgen. » Sarah Tacchini fehlt es nie an Ideen und an Plänen. 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