Sprachtandem
Wie der Kanton die Zweisprachigkeit fördert
«Wie heisst Fronleichnam nochmals auf Französisch?», fragt Jeanine Clemenz ihre Kollegin Béatrice Perna Follonier. «Fête-Dieu», antwortet diese prompt. «Stimmt, ich verwechsle diesen Tag immer mit Pfingsten.» So hört es sich an, wenn die zwei Frauen gemeinsam lernen. Die beiden bilden seit Herbst 2017 ein Sprachtandem. Dies ist eine der Möglichkeiten, die der Kanton Wallis seinen Mitarbeitern anbietet, damit diese ihre Kenntnisse in der zweiten Amtssprache verbessern können. Dabei kommen während 20 Wochen je ein deutsch- und ein französischsprachiger Mitarbeiter einmal wöchentlich zu einem anderthalbstündigen Treffen innerhalb der Räumlichkeiten der Kantonsverwaltung zusammen und tauschen sich über berufliche wie auch private Themen aus.
Béatrice Perna Follonier stellte trotz ihrer bereits vorhandenen Deutschkenntnisse zu Beginn ihrer Anstellung als Sekretärin bei der Dienststelle für Arbeitnehmerschutz und Arbeitsverhältnisse fest, dass ihr ein gewisses Vokabular wie auch die nötigen Reflexe in der anderen Sprache fehlten. Mit einem Sprachkurs wollte sie diesem Problem Abhilfe schaffen. «Unter den Sprachangeboten des Kantons entsprach das Tandem am besten meinen Bedürfnissen. Durch die mündliche Praxis erhoffte ich mir eine Erweiterung meines damaligen Wortschatzes. Aber auch eine gelegentliche Auffrischung einzelner Grammatikpunkte», sagt sie. Nicht zuletzt aber habe sie die Idee interessant gefunden, dadurch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter näher kennenzulernen.
Anmeldungen von deutschsprachigen Mitarbeitern der Kantonsverwaltung für dieses Angebot sind eher rar. Dennoch wurde Béatrice Perna Follonier nach einigen Gesprächen in ihrer eigenen Dienststelle mit der Juristin Jeanine Clemenz fündig. Dadurch, dass die Themen selbst gewählt werden können, zog auch diese das Tandem einem regulären Sprachkurs vor. «Mir fällt das Sprechen in einer anderen Sprache in einer ungezwungenen Atmosphäre leichter. So habe ich den Mut, mehr auszuprobieren und wähle nicht die einfachste Art, mich auszudrücken», erklärt die 32-Jährige.
Das Fazit fällt bei beiden Teilnehmerinnen nach knapp anderthalb Jahren positiv aus. Der Wechsel zwischen einer Sprache zur anderen falle leichter, die Sprache sei flüssiger, das Verständnis besser und der Wortschatz definitiv grösser.
Unterstützung gibt es zu Beginn der Tandems von einem pädagogischen Berater. Dessen Aufgabe ist es, zunächst die Wünsche und Erwartungen der Teilnehmer abzuklären. Danach werden die Daten der Treffen sowie die jeweiligen Themen ausgemacht. Nach zehn Treffen erstellt der Berater zusammen mit dem Tandem-Gespann eine Zwischenbilanz. Diese hält fest, wo sich der einzelne noch verbessern kann, um das Maximum für sich herauszuholen.
Sowohl Jeanine Clemenz als auch Béatrice Perna Follonier empfehlen diese nicht nur sympathische, sondern auch effektive Methode jedem, der sich in der anderen Amtssprache weiterentwickeln möchte. Die Treffen zählen übrigens als Arbeitszeit.