Die COTECH in Kürze

Innerhalb des KAR3 erfüllt die COTECH (Technische Koordination, gebildet 2017) zwei Hauptaufgaben: die Entwicklung von Grundlagenstudien (Methoden, Grundlagendaten) für den Bedarf der Sicherungsprojekte und die Betreuung der drei Gebietssektionen bei der Entwicklung von Projekten und Bauausführungen. In der Sektion sind mehrere Spezialisten permanent vertreten: Natur und Wald, Raum und Landschaft, Grundwasser, Umwelt i. w. S (Böden, Materialbewirtschaftung etc.). Dazu unterhält die COTECH enge Beziehungen zu den verschiedenen Dienststellen der Verwaltung.

Romaine Perraudin Kalbermatter

Die begeisterte Frau hinter dem Wettbewerb

Beim Kantonalen Amt Rhonewasserbau (KAR3) ist die ausgebildete Biologin, Romaine Perraudin Kalbermatter, die Chefin der Sektion Technische Koordination (COTECH). Seit 2002 mit der 3. Rhonekorrektion befasst, kennt sie sich in und auswendig mit ihr aus. Ihr heutiger Auftrag? Dafür zu sorgen, dass die R3 den Qualitätsansprüchen hinsichtlich Umwelt, Landschaft und Raumplanung sowie in der Planung und in der Ausführung den Aspekten der Nachhaltigkeit entspricht. Die Dimension «Umwelt» bei der Gestaltung der Rhone besteht aus zwei Ebenen. Die erste betrifft die Projektmodalitäten: die Bewirtschaftung der Materialien, der Abfälle, des Grundwassers oder auch des Waldes, welche der jeweiligen Gesetzgebung entsprechen muss. Die zweite betrifft die Zielsetzung: wohl liegt der Antrieb für die R3 in der Sicherung der Talebene, doch gleichzeitig soll sie auch der Renaturierung des Flusses und der Förderung von Erholungs- und Freizeitaktivitäten dienen. So ist es nur logisch, dass die COTECH mit der Durchführung des internationalen Wettbewerbs zur Gestaltung der öffentlichen Räume der 3. Rhonekorrektion beauftragt wurde. Romaine Perraudin Kalbermatter erklärt uns nun, wie sie dieses grosse Unterfangen erlebt hat.

Wie organisiert man einen solchen Wettbewerb eigentlich?

Die Herausforderung war gross, denn wir hatten in diesem Bereich noch nie einen Wettbewerb organisiert, der sich ausserdem auf den ganzen Flussverlauf erstreckte. Wir taten uns mit der Dienststelle für Immobilien und bauliches Erbe (vormals: Dienststelle für Hochbau, Denkmalpflege und Archäologie, DHDA) zusammen, welche über die notwendige Erfahrung, vor allem in Zusammenhang mit dem Verfahren nach SIA 143 (Parallelstudienauftrag, welcher im Dialog zwischen Expertengremium und Teilnehmern zur Lösungsfindung führen soll), nach welchem der Wettbewerb durchgeführt wurde. Wir konnten uns auch auf ein Fachbüro stützen, das uns während des gesamten Vorganges unterstützte. Konkret war es ein sehr detailliertes Programm, das wir für den Wettbewerb ausschrieben und das in Zusammenarbeit mit zahlreichen Dienststellen der Verwaltung zusammengestellt wurde, angesichts der unterschiedlichen und vielschichtigen Ambitionen. Nach der ersten Runde hatten wir dreizehn Kandidaturen erhalten, von denen fünf Teams für das weitere Verfahren selektioniert wurden.

Abgesehen von all diesen faktischen Aspekten, wie haben Sie als Biologin dieses Abenteuer erlebt?

Die gesetzlichen Einschränkungen des Naturschutzes sind im Wasserbau gross, und der Handlungsspielraum für die Einbezugnahme menschlicher Aktivitäten darin sehr schmal. Flussaufweitungen werden ausgeführt, um die Sicherheit zu gewährleisten, doch davon können auch Pflanzen- und Tierzielarten profitieren. Andererseits plant man auch Erholungsgebiete, die im Rahmen des Möglichen den vielseitigen Erwartungen der Bevölkerung entsprechen sollen. Es geht also um das richtige Gleichgewicht, was aber nicht einfach zu finden ist. In diesem Sinne konnten mit diesem Wettbewerb der Dialog über die Nutzung dieses Handlungsspielraums eröffnet und die Einschränkungen in Chancen für den Erfindungsgeist umgewandelt werden.

Was haben Sie für eine Beziehung zum Fluss?

Heute ist der Fluss eingeengt. Er gleicht eher einer technischen Infrastruktur, die mit ein bisschen Grün ausgeschmückt ist, was die Spaziergänger erfreut, doch eigentlich ist er nur ein Schatten seiner selbst. Darum freue ich mich auf eine Wiederbelebung der Rhone, von der die Bevölkerung profitieren wird. Die Ausführung der vorgeschlagenen Gestaltungsmassnahmen wird Zeit beanspruchen. Beim KAR3 arbeiten wir an einer Zukunft, die wir selber vielleicht gar nicht mehr erleben werden. Aber es zählt ja das Projekt, nicht die Personen.

Philippe Venetz

 

©omaire

Philippe Venetz, Kantonsarchitekt

 

"Der weitreichendste Wettbewerb in der Geschichte der Kantonsverwaltung"

Der Chef der Dienstelle für Immobilien und bauliches Erbe (ex-DHDA), Philippe Venetz, hat einen grossartigen Beitrag zur Durchführung des internationalen Wettbewerbs zur Gestaltung der öffentlichen Räume der 3. Rhonekorrektion geleistet. Ein Vorgehen, das auch ihm als einmalige Gelegenheit erschien, die Beziehungen zum Fluss (neu) zu gestalten durch ein Überdenken der Landschaft im grossen Stil. Und ein einmaliges Projekt heisst auch ein spezielles Verfahren, zu dem uns der Kantonsarchitekt hier nun die Einzelheiten liefern wird.

Ein Wettbewerb von diesem Ausmass, was bedeutet das für das Wallis?

Mit der Organisation dieses Wettbewerbs haben wir die Chance ergriffen, bei der realen Qualität eines Vorschlags die Wahl zu haben. Es ist zweifellos erwähnenswert, dass dieser Wettbewerb der weitreichendste war, den die Walliser Kantonsverwaltung je veranstaltet hat. Er entspricht somit der Herausforderung und der Verantwortung, die wir dafür tragen.

Welches waren die wichtigsten Eigenschaften, die diesen Wettbewerb ausmachten?

Der Wettbewerb war der Form nach ein sog. Studienauftragsverfahren. Dieses unterscheidet sich darin, dass das Verfahren nicht anonym abläuft, wodurch ein Dialog zwischen den Teams und den Mitgliedern der Jury stattfinden konnte. Für diese Art Wettbewerb gibt die SIA-Ordnung 143 sowie das Gesetz über das Beschaffungswesen die Vergaberichtlinien vor. Eine andere Eigenheit des Studienauftragsverfahrens: man gewinnt oder verliert, eine Rangliste gibt es nicht.

Welches waren die Selektionskriterien?

Eine erste Selektion wurde nach der Qualität der Dossiers getroffen. Danach konnten wir fünf Teams von den dreizehn Kandidaten der ersten Runde im Rennen behalten. Die von den selektionierten Teams für die zweite Runde eingereichten Projekte wurden von der Jury nach den folgenden Kriterien bewertet: die Machbarkeit des Projekts, die landschaftlichen Gesamtqualität der Gestaltungsmassnahmen und öffentlichen Räume, die Erschliessung, die Mobilität und die Inbezugsetzung zur vorhandenen Besiedlung, die Aufwertung von Kulturwerten, die Qualität der Umweltlösungen, die Nachhaltigkeit der vorgeschlagenen Gestaltungsmassnahmen und die Multifunktionalität des Projekts in Bezug auf die Fragen von Natur, Landschaft und Landwirtschaft.

Wieso kam die Jury zu einem einstimmigen Votum für das Siegerteam?

Weil dessen Antwort auf die Fragestellung perfekt war. Besonders überzeugend fand die Jury, wie man sich die Beziehung zur Bevölkerung und die Anbindung an die Rhone vorstellt. Die komplexen Zielsetzungen wurden alle erfüllt, einige mit grosser Bravour, während an anderen noch zu arbeiten sein wird.

Die Teams, die bei einem Studienauftragsverfahren mitmachten, sind für Sie...

... äusserst mutige Teams, die einen kolossalen Arbeitsaufwand betrieben haben! Sie haben ihr Bestes gegeben, um uns zu überzeugen, bei vollem Risiko, beim Wettbewerb leer auszugehen. Die Architektur ist eine der letzten Disziplinen, in denen man sich derart exponiert. Darum kann ich alle Teilnehmer nur beglückwünschen und ihnen für ihren Einsatz bei diesem Vorhaben danken. Und sie zum Weitermachen ermutigen, denn nur so ändert man die Dinge!