Medienmitteilung Dienststelle für Kultur

Die Historikerin Elisabeth Joris erhält den Kulturpreis 2024 des Kantons Wallis

Die Historikerin Elisabeth Joris wird mit dem Kulturpreis 2024 des Kantons Wallis bedacht. Die Förderpreise gehen an den Sänger und Komponisten Théo Marclay (Nuit Incolore), an die Komponistin Ella van der Woude und an den Zauberer Lionel Dellberg. Der Spezialpreis wird dieses Jahr an den Präsidenten des Verbands Walliser Schriftstellerinnen und Schriftsteller Pierre-André Milhit vergeben. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 14. November 2024, im Theater Les Halles, in Siders statt.

Die 1946 in Visp geborene Elisabeth Joris ist eine massgebliche Historikerin unseres Jahrhunderts, eine Pionierin der Frauen- und Geschlechtergeschichte in der Schweiz. Die Bedeutung und die Qualität ihrer wissenschaftlichen Arbeiten sind bei Forschenden im In- und Ausland einhellig anerkannt. Ihre zahlreichen Publikationen befassen sich unter anderem mit der Geschichte der Frauen und mit Migration sowie mit verschiedenen Aspekten der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des Wallis, ihrem Heimatkanton, zu dem sie eine beständige Verbindung pflegt.

Ihre Laufbahn als Forscherin verlief über Umwege, die kennzeichnend sind für die Hindernisse, welche die Frauen ihrer Generation in einer akademischen Laufbahn in der Schweiz überwinden mussten. Als Anerkennung hat ihr die Philosophische Fakultät der Universität Zürich 2020 den Ehrendoktortitel verliehen.

Der seit 1980 bestehende, mit 20’000 Franken dotierte Kulturpreis des Kantons Wallis ehrt eine bestätigte, anerkannte Laufbahn als Ganzes.

Förderpreise

Seit 1982 werden ausserdem drei Förderpreise zur Auszeichnung der Arbeit talentierter aufstrebender Kunstschaffender vergeben, die an einer entscheidenden Wende ihrer Karriere stehen. Die mit je 10’000 Franken dotierten Förderpreise verstehen sich als Zeichen der Anerkennung sowie als Aufforderung, den eingeschlagenen künstlerischen Weg fortzusetzen.

Nuit Incolore ist 2001 unter dem bürgerlichen Namen Théo Marclay in Vietnam geboren und in Saxon aufgewachsen. Seit seiner Kindheit, im elterlichen Musikgeschäft sowie während des zehnjährigen Klavierstudiums am Kantonalen Konservatorium, von Musik umgeben, hat er 2020, im Lockdown, seine ersten Stücke geschrieben und komponiert. Sein Titel «Dépassé» katapultierte ihn 2023 schliesslich ins Rampenlicht. Er wurde zur Diamantsingle in Frankreich und folglich für die Sendung Chanson des Jahres 2023 des französischen Fernsehens TF1 ausgewählt. Zudem konnte sich Nuit Incolore bei den NRJ Music Awards 2023 in der Kategorie französischsprachige Entdeckung des Jahres als Sieger durchsetzen, als erster Schweizer überhaupt seit Bestehen des Preises. Ausserdem wurde Nuit Incolore mit einem Purecharts Award sowie mit dem goldenen W9 ausgezeichnet. Überdies wurde er 2024 im Rahmen der «Victoires de la musique» in der Kategorie männliche Entdeckung nominiert. Aufgrund dieser Erfolge konnte er auf den angesehensten Bühnen und Festivals in Frankreich, Belgien und der Schweiz spielen. Im Rahmen seiner diesjährigen Tournee tritt er am Sion sous les étoiles, am Paléo Festival und im Olympia auf.

Ella van der Woude ist 1987 in Sitten geboren. Im Alter von 18 Jahren ging sie nach Holland, wo sie 2010 am Konservatorium von Amsterdam einen Bachelor of Arts erlangte und 2014 einen Master of Music in Komposition von Filmmusik. Als Sängerin und Musikerin in den Bands Houses und Amber Arcades, mit der sie in Europa und in den USA bekannt wurde, schaffte Ella van der Woude schliesslich als Filmmusik-Komponistin den Durchbruch und kann heute rund dreissig Originalsoundtracks vorweisen. Neben Kompositionen fürs Kino veröffentlichte sie 2020 das intime und sehr persönliche Album «Solo Piano». Im Oktober 2022 erhielt sie als erste Frau überhaupt die holländische Auszeichnung «Golden Calf», ein Pendant zum französischen César, für die beste Filmmusik zu «Moloch» von Nico van den Brink. Im Mai 2024 gewann der Film „Armand“ des norwegischen Regisseurs Halfdan Ullmann Tøndel, für den sie den Soundtrack produzierte, bei den Filmfestspielen in Cannes den Preis für die beste Soundkreation sowie die Goldene Kamera.

Mit seinen Shows, für die er Zaubertricks mit Komik kombiniert, füllt der Zauberkünstler Lionel Dellberg regelmässig Säle in der ganzen Schweiz. Er ist einer der wenigen Künstler, der mit seinen Bühnenprogrammen sogar die Sprachgrenzen überwindet, denn er spielt sowohl auf Deutsch als auch auf Französisch. Im Herbst 2024 startet er seine fünfte Schweizer Tournee. Der polyglotte Oberwalliser ist 1982 in Brig geboren und kommt auch auf internationaler Ebene gut an. Er wird immer wieder ins Fernsehen eingeladen, und für seine vielfältigen Kreationen hat er schon verschiedene Preis erhalten, beispielsweise gewann er die angesehene «Fool Us Trophy» in Las Vegas, den Oskar der Zauberkünstler. Lionel Dellberg begann seine Laufbahn als Zauberer mit einer Ausbildung als Bewegungskünstler an der Zürcher Mimenschule Ilg sowie an der internationalen Schule für Mime und Theater von Marcel Marceau in Paris. 2015 erlange er ein Diplom in Magie von der Universität Stockholm, und seither bildet er sich unerlässlich autodidaktisch weiter.

Spezialpreis 2024

Seit 2011 wird ein mit 10’000 Franken dotierter Spezialpreis an innovative Personen oder Gruppen vergeben, die im Bereich Kulturvermittlung oder -produktion tätig sind und mit ihrer Arbeit «hinter den Kulissen» zur kulturellen Entwicklung des Kantons beitragen. Der diesjährige Spezialpreis wird dem Präsidenten der Gesellschaft Walliser Schriftstellerinnen und Schriftsteller Pierre-André Milhit verliehen.

Pierre-André Milhit ist ein ikonoklastischer Schriftsteller, der alle Facetten  und Formen der Sprache ergründet. Er engagiert sich seit vielen Jahren dafür, die Walliser Literatur hervorzuheben. 2017 übernahm er die Präsidentschaft der Gesellschaft Walliser Schriftstellerinnen und Schriftsteller und verlieh dieser neuen Schwung, sodass sie heute 200 Mitglieder zählt. Der 1954 in Saxon geborene Schriftsteller hat sich der Verbesserung der Lebensbedingungen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern verpflichtet und sich daher an der Erarbeitung der Unterstützungseinrichtung LiteraturPro beteiligt sowie an der Schaffung von Kartel, der Vereinigung der Dachverbände der Walliser Kulturschaffenden.

Als Antriebskraft und Präsident des Hauses für Schriftstellerinnen und Schriftsteller und Literatur in Monthey (MEEL) liegt es Pierre-André Milhit am Herzen, der Walliser Literatur zu einer breiteren Wahrnehmung zu verhelfen, indem er sie in überraschende Kontexte bringt, sei dies durch originelle Zusammenarbeiten mit Festivals oder die Entwicklung von Projekten im Zusammenhang mit der Jugend.

Elisabeth Joris (© Meinrad Schade)
Nuit Incolore (© Hoda)
Ella van der Woude (© Pierre Daendliker)
Lionel Dellberg
Pierre-André Milhit