In Kürze
Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft benötigen einen Grossteil des Wassers, welches in der Schweiz verbraucht wird. Sie beziehen jedoch nur einen kleinen Teil davon aus der öffentlichen Trinkwasserversorgung, denn 80% ihres Bedarfs decken sie aus eigenen Wasserfassungen (Quellen, Grundwasserbrunnen, Gewässern) (Quelle: SVWG)
In der Landwirtschaft wird Wasser für verschiedene Zwecke verwendet. Herkömmlicherweise braucht es Wasser, um das Vieh zu tränken und bei Bedarf Felder und Weiden zu bewässern. Im Obst- und Rebbau wird es in der Blütezeit auch zur Frostbekämpfung eingesetzt. Landwirtschaftliche Abwässer (Gülle, Mist), Dünger und Pflanzenschutzmittel beeinträchtigen die Qualität der ober- und unterirdischen Gewässer und damit indirekt das Trinkwasser (detaillierte Informationen zu diesem Thema findet man hier). Darum muss sich die Landwirtschaft an bestimmte Umweltnormen halten
Ein grosser Verbraucher von Trinkwasser, und in geringerem Masse von Thermalwasser, ist natürlich der Tourismus (detaillierte Informationen zu diesem Thema hier). Vor allem sorgt er für eine starke Schwankung in der Nachfrage, welche ihren Höhepunkt im Winter erreicht und welche die Trinkwassernetze bewältigen müssen. Auch für die künstliche Beschneiung braucht es grosse Wassermengen, die aus unterschiedlichen Quellen stammen können (See, Bergbach, Staubecken etc.)
In der Industrie wird Wasser für verschieden Zwecke verwendet. Es kann direkt im Produktionsprozess zum Einsatz kommen. Es kann auch der Anlagenkühlung dienen, wie z. B. in Kernkraftwerken. In den letzten Jahrzehnten ist der Wasserverbrauch im Industrie- und Gewerbesektor stark zurückgegangen. Diese Entwicklung ist hauptsächlich auf zwei Faktoren zurückzuführen. Erstens, durch Einführung von Wassersparmassnahmen, insbesondere durch Produktionsprozesse in geschlossenen Kreisläufen. Zweitens, weil ein Teil der Industrie ins Ausland abgewandert ist, und mit ihr der industrielle Wasserbedarf. In diesem Fall spricht man von "virtuellem Wasser" (oder Fussabdruck des Wasserverbrauchs, Quelle Wikipedia), womit man die Menge Wasser bezeichnet, die tatsächlich für die Herstellung eines Produkts verbraucht worden ist. Dieses Konzept ist vergleichbar mit jenem der grauen Energie.
Landwirtschaft, Tourismus, Industrie - Daten
Landwirtschaft
Im Bereich der Landwirtschaft werden konkrete Massnahmen zur Bewirtschaftung der Wasserressourcen umgesetzt. Im Obstbau werden in Feldversuchen verschiedene wasserverbrauchsarme Bewässerungsformen, wie das Mikro- oder Tropfbewässerungssystem, getestet. In den staatlichen Gutsbetrieben werden Monitoringmethoden untersucht, um die Pflanzenbedürfnisse, die Wasserzufuhr und die Bewässerung in Echtzeit zu überwachen; diese Methoden werden dann in den Landwirtschaftsbetrieben eingesetzt. Für den Rebbau wird das Tropfbewässerungssystem empfohlen. Dazu laufen diverse Projekt in den Rebbergen. Für das Alpengebiet wurde zum Thema Wasser der technische Leitfaden «Aménagement des alpages» ausgearbeitet. Die Bewirtschaftung der Wasserressourcen betrifft alle Produktionszweige. Sie ist ein zentrales Element der Landwirtschaft.
Auf struktureller Ebene kommt ein Ansatz nach Anbaugebieten zur Anwendung, und für das Wasser wird eine gemeinschaftliche Bedarfsanalyse verlangt. In der Talebene werden die Bewässerungssysteme modernisiert und durch den Einbau zeitgemässer Technologien (Pumpen mit Drehzahlregelung etc.) rationeller gemacht. An den Talhängen werden für die Sanierung von Bewässerungssystemen und die Wiederinstandstellung von landwirtschaftlich genutzten Suonen Unterstützungsleistungen gewährt. In den Berggebieten werden Projekte zur dauerhaften Erhaltung der Ressourcen umgesetzt. Mehrere Alpen erhalten Unterstützung bei der Sanierung von Wasserfassungen und Wasserzulaufsystemen.
Projekte zur Anpassung an den Klimawandel werden zusammen mit lokalen Partnern umgesetzt, z. B. die Projekte RESERVAQUA oder Lienne-Raspille.
Die Suonen sind integraler Bestandteil des Walliser Kulturerbes. Ursprünglich für die Landwirtschaft (zum Bewässern, Tränken) geschaffen, wurden sie mehr und mehr auch zu einer touristischen Attraktion. Seit 1993 erfasst der Kanton Wallis die auf seinem Territorium vorhandenen Suonen. Gemäss letzter Zählung von 2018 sind es:
- 55 Suonen von kantonaler Bedeutung;
- 101 Suonen von regionaler Bedeutung;
- 32 Suonen von lokaler Bedeutung.
Die entsprechenden Geodaten sind auf dem kantonalen Geodatenportal verfügbar.
Im Kantonalen Richtplan hat der Staatsrat die folgenen Prinzipien festgelegt:
- «Fördern der Bewahrung (...) der offenen Wasserführung der Suonen (…).»
- «Aufwerten des touristischen Potenzials und des Erholungspotenzials der Suonen (…).»
- «Inventarisieren und Klassieren der Suonen über das gesamte Kantonsgebiet.»
- «Erhalten einer minimalen Wassermenge unterhalb der Fassungen der betriebenen Suonen, um die vielfältigen Wasserlebensräume zu erhalten.»
Vorgehen des Kantons:
- «unterstützt die Gemeinden beim Unterhalt oder der Wiederinstandstellung der Suonen (…).»
- «führt das kantonale Suoneninventar nach und legt die Schutzziele fest.»
- «überprüft die Klassierung der Suonen unter Berücksichtigung der ausgeführten Sanierungsarbeiten.»
- «regelt die Nutzungskonflikte und die Konflikte bei der Verteilung des Wassers, namentlich unterhalb der Fassungen während Trockenperioden.»
Aufgaben der Gemeinden:
- «bezeichnen die auf ihrem Gemeindegebiet liegenden Suonen unter Berücksichtigung des kantonalen Inventars.»
- «bestimmen die Suonen von kantonaler und regionaler Bedeutung als Schutzobjekte und legen die entsprechenden Bedingungen in ihrem Bau- und Zonenreglement fest.»
- «informieren die Dienststelle für Landwirtschaft über die Aufgabe und Wiederinstandstellung einer Suone (...).»
Die kantonale Dienststelle für Landwirtschaft unterstützt die Sanierung von Suonen und deren periodische Wiederinstandstellung (PWI). Beiträge können auch geleistet werden für die Sanierung von Bewässerungsnetzen und die Frostbekämpfung sowie für Wasserzuläufe im Bereich der Landwirtschaft. Dies umfasst unterschiedliche Unterhaltsmassnahmen, wie die Einrichtung einer neuen Wasserfassung, die Sanierung der Hauptleitungen, die Ausbesserung der Suonendichtung, die Festigung ihrer Böschungen oder ihrer Sohlen, der Bau von Mauern oder Wasserfassungen. Es wurde eine Richtlinie für Suonen herausgegeben
Kantonales Geoportal:
Kantonales Suonen-Inventar
Inventar der Wasserentnahmen für Landwirtschaft, Beschneiung, Industrie
Grundwasserschutzareale
Landwirtschaft, Tourismus, Industrie - Indikatoren
In der Schweiz gibt es relativ wenige Daten über den Wasserverbrauch in den Sektoren Landwirtschaft, Industrie und Tourismus. Das sind zwar grosse Wasserverbraucher, aber man schätzt, dass sie über die Hälfte ihres Bedarf mit privaten Wasserrechten abdecken können (Quelle: Freiburghaus, 2009). Dabei kann es sich um private Quellen, Grundwasserbrunnen oder Entnahmen aus Seen und Fliessgewässern handeln. Darum werden die verwendeten Mengen nicht unbedingt systematisch gemessen. 2007/8 führt der SVGW bei den betreffenden Akteuren eine Erhebung durch. Aus dieser geht hervor, dass die Industrie etwa 55% des in der Schweiz des genutzten Wassers verbraucht, die Haushalte 25% und die Landwirtschaft 20%.
Wasserverbrauch in der Schweiz (inkl. Eigenförderung): Prozentanteile der Nutzungsbereiche. Quellen: Grafik SCNAT, Daten Freiburghaus, 2009.
Der landesweite jährliche Gesamtverbrauch beträgt 2152 Millionen m3. In dieser Menge nicht enthalten ist das Wasser, das zur Kühlung der Kernkraftwerke genutzt wird und fast 1643 Millionen m3 entspricht. Sie ist auch in Relation mit der Wassermenge zu setzen, die für die Wasserkraftproduktion benötigt wird und 550'000 Millionen m3 entspricht. Zur Erinnerung: etwa 55% des in der Schweiz produzierten Stroms stammen aus der Wasserkraft.
Vergleich des Volumens des jährlichen Wasserverbrauchs mit der Nutzung für die Durchflusskühlung von KKW und für die Stromproduktion in der Schweiz. Quelle: NFP61.
Die Studie des SVGW erlaubt es auch, zu unterscheiden, von welcher Wirtschaftsbranche das Wasser genutzt wird und woher es kommt. Einige Branchen, wie die Landwirtschaft, der Dienstleistungssektor oder die Entsorgungsbranche benötigen grosse Wassermengen. Die Versorgung wird mehrheitlich mit Wasser aus eigenen Quellen bestritten, ausgenommen der Dienstleistungssektor und die Nahrungsmittelbranche, wo hauptsächlich Trinkwasser genutzt wird.
Wasserverbrauch aus öffentlicher und privater Versorgungn in der Schweiz nach Wirtschaftsbranchen. Quelle: Freiburghaus, 2009.
Die grössten Wasserverbraucher in der Landwirtschaft sind die Laufbrunnen und Quellüberläufe. Dabei handelt es sich um Wasser, das zwar gefasst, aber nicht unbedingt im eigenlichen Sinne genutzt wird. Es überrascht nicht, dass die Bewässerung grosse Wassermengen verschlingt. Diese stammen meist aus Gewässern (Fliessgewässern und Seen), und nur in minderem Masse aus dem Grundwasser.
Wasserbedarf in der Landwirtschaft nach Wasserherkunft und Verwendung. Quelle: Freiburghaus, 2009.
Das Weidland macht über einen Drittel der bewässerten Flächen aus, gefolgt vom Obst- und Gemüseanbau mit 33% der Flächen. Die restlichen bewässerten Flächen verteilen sich auf die übrigen Grossanbauflächen und den Rebbau.
Aufteilung der bewässerten Flächen in der Landwirtschaft nach Art des Anbaus. Source: NFP61.
Die grössten Wasserverbraucher in der Tourismus- und Freizeitbranche sind die Zoos und Tierpärke. In den Bergen werden grosse Wassermengen für die künstliche Beschneiung verwendet, um in den Skigebieten für sichere Schneeverhältnisse zu sorgen. Es überrascht nicht, dass auch Thermal- und Schwimmbäder für ihren Betrieb beträchtliche Mengen an Wasser verbrauchen. Mit etwa 10% vergleichsweise gering ist der Verbrauchsanteil der Logiernächte.
Wasserverbrauch für Tourismus und Freizeit. Source: NFP61.
Im Rahmen des Projekts MontanAqua wurde die Entwicklung des Wasserbedarfs in der Region Crans-Montana-Siders im Jahresverlauf untersucht. Dabei haben sich grosse Schwankungen in der Nachfrage gezeigt. Der Höhepunkt wird im Sommer erreicht, wenn die Landwirtschaft Wässerwasser benötigt. Die für die Beschneiung verwendeten Wassermengen sind relativ bescheiden. Die für die Wasserkraftproduktion genutzten Wassermengen wurden in dieser Analyse nicht berücksichtigt.
Entwicklung der Wassernutzung im Jahresverlauf in der Region Crans-Montana-Siders. Quelle: MontanAqua.
Landwirtschaft, Tourismus, Industrie - Rechtsgrundlage und Richtlinien
Rechtsgrundlage
Schweiz- Bundesgesetz über die Landwirtschaft (Landwirtschaftsgesetz, LwG) vom 29. April 1998
- Strukturverbesserungsverordnung (SVV) vom 7. Dezember 1998
- Landwirtschaftliche Zonen-Verordnung vom 7. Dezember 1998
- Landwirtschaftliche Begriffsverordnung (LBV) vom 7. Dezember 1998
- Direktzahlungsverordnung (DZV) vom 7. Dezember 1998
- Verordnung des BLW über Investitionshilfen und soziale Begleitmassnahmen in der Landwirtschaft (IBLV) vom 26. November 2003
- Verordnung des EDI über Trinkwasser sowie Wasser in öffentlich zugänglichen Bädern und Duschanlagen (TBDV))
- Verordnung des EDI über die Fachbewilligung für die Desinfektion des Badewassers in Gemeinschaftsbädern (VFB-DB)
- Gesetz über die Landwirtschaft ud die Entwicklung des ländlichen Raumes (kant. Landwirtschaftsgesetz, kLwG) vom 8. Februar 2007
- Verordnung über die Landwirtschaft und die Entwicklung des ländlichen Raumes (kant. Landwirtschaftsverordnung, kVLw) vom 20. Juni 2007
- Reglement betreffend die Gesundheits- und Sicherheitskontrolle von öffentlichen Badeanlagen vom 20. Dezember 2000
Landwirtschaft, Tourismus, Industrie - Studien und Publikationen
Der Kantonale Richtplan enthält verschieden Blätter, auf denen es um Wasser in Landwirtschaft, Tourismus und Industrie geht:
B.2 Touristische Beherbergung
Unter der Rubrik Technische Informationen publiziert die DLW verschiedene, auf staatlichen Gutsbetrieben durchgeführte Studien. Die Rubrik Bewässerung informiert z. B. über Geräte, welche den Bewässerungsbedarf für Pflanzen optimieren und so Verluste verringern. Die DLW führte auch diverse Studien über die Frostbekämpfun, insb. durch Sprühbewässerung, durch. aspersion. Die Ergebnisse sind hier publiziert, nebst einem Bericht, der die geförderten Projekte zusammenfasst.
Für das bessere Verständnis der Umweltbeeinträchtigungn durch die landwirtschaftliche Produktion im Wallis publiziert die DLW, in Zusammenarbeit mit dem Fachbüro Quantis, Ökobilanzen der verschiedenen Kulturen. Ziel ist es, hinsichtlich Umweltschutz "best practices" in der Landwirtschaft zu fördern. Auch wenn es in diesen Studien nicht nur um die Einwirkung auf Gewässer geht, enthalten sie immer ein Kapitel über diese Problematik (Wasserstress, Gewässerverschmutzung etc.).
Die DLW hat auch, zusammen mit den Kantonen Waadt und Freiburg, einen Leitfaden (frz.) für die Gestaltung von Alpen herausgegeben. Darin wird auch der Umgang mit Wasser behandelt.
Diese Vollzugshilfe beinhaltet eine Darlegung der rechtlichen Grundlagen sowie der aktualisierten Methoden und Vorgehensweisen zur Erhebung und Beurteilung der Badewasserqualität von See- und Flussbädern in inhaltlicher Anlehnung an die EU-Badewasser-Richtlinie von 2006.
Die Empfehlungen richten sich an sehr unterschiedliche Zielgruppen wie die Ärzteschaft, die kantonalen Laboratorien, die Hauseigentümer oder Sanitärinstallateure und ermöglichen dem BAG und dem BLV, alle betroffenen Akteure zu sensibilisieren.
Ziel dieser Norm ist es, eine gute, gleichbleibende Beschaffenheit des Beckenwassers von öffentlichen Bädern in Bezug auf Hygiene, Sicherheit und Ästhetik zu gewährleisten, damit keine Schädigung der menschlichen Gesundheit, insbesondere durch Krankheitserreger, zu befürchten ist. In der Norm werden Anforderungen an die Wasserbeschaffenheit, die Wasseraufbereitungsanlagen und die notwendigen Kontrollen festgelegt. Die Norm ersetzt die Norm SIA 385/1, Ausgabe 2000.
Bäder leisten einen wichtigen Beitrag an die Volksgesundheit und an das Wohlbefinden der Bevölkerung. Viele Bäderanlagen entsprechen nicht mehr den neuesten Erkenntnissen, den heutigen Sicherheitsanforderungen und dem heutigen Stand der Technik. Das Risiko, dass sich in öffentlichen Bädern Ertrinkungsunfälle wegen baulichen oder organisatorischen Mängeln ereignen, sollte durch Inanspruchnahme von professioneller Beratung reduziert werden. Dieser Leitfaden soll eine Hilfe bei Planung, Bau und Betrieb von öffentlichen Bädern sein.
Landwirtschaft, Tourismus, Industrie - Nützliche Links
Landwirtschaft
Die DLW unterhält eine eigene Internetseite zum Thema Gewässerschutz in der Landwirtschaft. Darauf sind folgende Informationen verfügbar:
- gute landwirtschaftliche Praxis
- Gewässerschutzmassnahmen in der Landwirtschaft
- FAQ - häufig gestellte Fragen
- weitere Informationen
Auch die Plattform www.gutelandwirtschaftlichepraxis.ch vereint Informationen zur guten landwirtschaftlichen Praxis im Pflanzenschutz von verschiedenen Partnerorganisationen.
Landwirtschaft, Tourismus, Industrie - Kontakte
Dienststelle für Landwirtschaft (DLW)
Dienststelle für Verbraucherschutz und Veterinärwesen (DVSV) - Badewasser
Dienststelle für Wirtschaft, Tourismus und Innovation (DWTI)
Dienststelle für Industrie, Handel und Arbeit (DIHA)
Dienststelle für Umwelt (DUW) - Sektion Gewässerschutz
Dienststelle für Umwelt (DUW) - Gruppe Grundwasser